Band 35: Algernon Blackwood - Der Zentaur

Festa

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Wynn Offline
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Band 35: Algernon Blackwood - Der Zentaur

Beitrag von Wynn »

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Ein mystischer Roman

Europa Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf einer Reise in das geheimnisvolle Bergland der Karpaten sichtet der britische Naturphilosoph O’Malley e1ne Schar mythischer Geschöpfe. Dies und seine Begegnung mit dem schweigenden Fremden bestätigt ihn in seiner Überzeugung, dass unser Planet ein lebendiges, beseeltes Wesen ist. Unsere Welt ließe sich von der Krankheit des modernen Lebens heilen, so O’Malley, würde die Menschheit zu einem einfachen Leben am Herzen der Mutter Erde zurückkehren ...


Der Zentaur ist ein poetischer Ideenroman und enthält die Kernideen einer Naturphilosphie. Usch Kiausch hat den Roman in eine moderne Sprache übersetzt, die nicht vor Überschwänglichkeiten strotzt, die aber dennoch möglichst werkgetreu ist.

Olivaro Offline
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Beitrag von Olivaro »

Bei Blackwood fällt es mir schwer, Material nicht zu beachten, und wenn es dann noch den Weg nach Deutschland findet, ist es umso erfreulicher. In den Bänden der "Bibliothek des Hauses Usher" ist der Hang zur mystisch-esoterischen Schwärmerei nicht so ausgeprägt, aber bereits in den späten Suhrkamp-Ausgaben "Rächendes Feuer" und "Die gefiederte Seele" war man durchaus geneigt, diverse Textstellen einfach zu übergehen. Wie gesagt: Im Bereich der Spukgeschichte liege ich bereitwillig zu Blackwoods Füßen, aber seine weitschweifigen und zähen literarischen "Seelenwanderungen" schrecken mich eher ab.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

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Wynn Offline
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Beitrag von Wynn »

Der Zentaur ist genau das: ein esoterisches Gedöns, das ich unerträglich fand. Leider unnötig in dieser Reihe, wenn man bedenkt, dass John Silence noch nicht mal komplett in Deutsch vorliegt...
Olivaro Offline
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Beitrag von Olivaro »

...und weckt durch die Aufnahme in eine Reihe mit dem Titel "H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" ganz falsche Erwartungen, die der Roman in keiner Weise erfüllen kann.

In Deutsch liegt John Silence durchaus vor, allerdings scheint es unmöglich, diese sechs Erzählungen in einem Band zusammenzufassen. Apropos: Wir fassen also zusammen:


1. A Physical Invasion ("Griff nach der Seele" in: Besuch von Drüben, Insel/Suhrkamp)

2. Ancient Sorceries ("...à cause du sommeil et à cause des chats" in: Das leere Haus, Insel/Suhrkamp)

3. The Nemesis of Fire ("Rächendes Feuer" in: Rächendes Feuer, Suhrkamp)

4. Secret Worship ("Schwarze Riten" in: Seltsame Labyrinthe, Suhrkamp)

5. A Victim of Higher Space ("Ein Opfer der Vierten Dimenion" in: Der Tanz in den Tod, Suhrkamp)

6. The Camp of the Dog ("Der Hund im Camp" in: Aileen - Zwielicht Sonderband)


Meine liebste John-Silence-Geschichte ist Anicent Sorceries wegen der hypnotischen Kraft, die davon ausgeht und man sich selbst ertappt bei dem Wunsch, nach der Salbe zu greifen und mit den Hexen zu fliegen. :gruseliger:
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

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Wynn Offline
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Beitrag von Wynn »

Ja, John Silence ist verstreut, so stimmt es. Manchmal sogar unfassbar, dass um Lovecraft jeder Fliegendreck kreist, während andere - und stilistisch bessere Autoren nur in einer Zweitverwertung auftauchen. Ich mag Lovecraft auch, natürlich - aber was da im Moment abgeht ist doch eher Augenwischerei, die einiges im Genre arg verzerrt.
Waldfee Offline
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Beitrag von Waldfee »

Original von Olivaro
In Deutsch liegt John Silence durchaus vor, allerdings scheint es unmöglich, diese sechs Erzählungen in einem Band zusammenzufassen. Apropos: Wir fassen also zusammen:

6. The Camp of the Dog ("Der Hund im Camp" in: Zwielicht 8 )
Das erinnert mich daran, dass ich The Camp of the Dog noch immer nicht gelesen habe...

Dabei zeigt uns Festa doch am Beispiel von William Hope Hodgsons Carnacki-Erzählungen, dass das durchaus möglich ist, denn diese sollen im Mai - schön alle in einem Band gesammelt - in eben jener Blibliothek des Schreckens erscheinen. Man darf also einmal mehr eine vorbildliche Ausgabe erwarten. Wäre doch für John Silence auch mal ganz nett....
"Rosebud" C.F.Kane
Olivaro Offline
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Beitrag von Olivaro »

Wir folgen der Gedankenkette einfach weiter bis zu der Frage, warum Frank Festa einen so schwerverdaulichen Roman anbietet statt sich der in Deutschland bislang unveröffentlichen unheimlichen Erzählungen Blackwoods anzunehmen. Zwar nur meine persönliche Meinung, aber ich denke, dieses Material würde sich weitaus besser verkaufen als Der Zentaur.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

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Estrangain Offline
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Beitrag von Estrangain »

Hm, die Gedankengänge des Verlegers sind eben manchmal labyrinthisch.
Ein Beispiel ist die Veröffentlichung von Das Ding aus einer anderen Welt zusammen mit Parasite Deep . Passt überhaupt nicht zusammen...
[URL]https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/[/URL]
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Wynn Offline
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Beitrag von Wynn »

Genau! Oder man denke an die Sonderausgaben der Reihe: "Der Besudler auf der Schwelle." u.a.
Bedenkt man, dass sich Festa eh zu einem ekelhaften Gewalt-Porno-Verlag entwickelt hat, ist das alles schon recht unsäglich,
Olivaro Offline
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Beitrag von Olivaro »

Original von Wynn
Bedenkt man, dass sich Festa eh zu einem ekelhaften Gewalt-Porno-Verlag entwickelt hat, ist das alles schon recht unsäglich,
Stimmt absolut! Persönlich bin ich der Meinung, dass diese ganzen Abscheulichkeiten und der schon manisch erscheinende Zwang, diese immer noch um eine weitere Grausamkeit und Abartigkeit steigern zu müssen, einfach nur literarisches Unvermögen darstellen. Wenn ein Schriftsteller talentiert ist, kann er seine Geschichten auch ohne diese Blutsudeleien glaubhaft, spannend und unterhaltsam erzählen. Gerade bei Gruselgeschichten will die eigene Imagination gefordert werden, während beim erwähnten Stoff jegliche Fantasie buchstäblich abgemurkst wird, und wenn ein Roman, eine Erzählung zum Besuch in der Autopsie oder im Schlachthof degeneriert, dann bleibe ich da außen vor. Jawoll!
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

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