Peter Leitner ist mit seinem Freund Gerd von Paczewsky in der Via Mala-Schlucht unterwegs. Da entdecken sie eine Kaverne, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Peter untersucht die Kaverne und stößt auf die geheimnisvollen Männer in Schwarz. Diese Men in Black unterbreiten ihm und seinem Freund – unabhängig voneinander – ein mehr als unmoralisches Angebot. So nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Björn Hellmark bricht mit Carminia Brado, Danielle de Barteauliée, Rani Mahay und dem vorlauten Winzling Whiss auf, um Mandragoras Zaubergärten zu erobern und den »Kristall der bösen Träume« zu zerstören. Aber selbst Ak Nafuur gibt ihnen nicht viele Chancen, die Zaubergärten siegreich wieder verlassen zu können. Björn ist entschlossen, es zu wagen – und landet prompt in einer Falle Mandragoras, die ihm und seinen Freunden keine Chance lässt, voranzukommen. Sie werden in eisiger Luft eingeschlossen und erstarren langsam zu Eis.
Nur Macabros ist noch handlungsfähig, aber in dem Ausmaß, in dem Björn immer mehr zu Eis wird, wird Macabros immer schwächer und langsamer. Als er Mandragora sowie den Männern in Schwarz gegenübersteht, ist Björns Band zu seinem Zweitkörper bereits abgebrochen ...
Meinung: PERFEKT! Dan Shocker vom Feinsten! Ja, so lieben es seine Fans, so liebe ich es! Hier liefert der Autor – nach fünf schwächeren – einen Roman ab, der nur mit meisterhaft zu bezeichnen ist. Dieser Roman ist von der ersten bis zur letzten Seite so spannend geschrieben, dass ich ihn einfach nicht zur Seite legen konnte. Ich musste ihn auf einen Sitz durchlesen, so sehr packte mich das Geschehen in diesen knapp 60 Seiten. Ich hatte keine Sekunde lang das Gefühl, dass es irgendeine langweilige Szene in diesem Roman gibt, selbst beim zweiten Mal, dass ich ihn las. Alles stimmt von A bis Z. Keine Nebenhandlung erzeugt das Gefühl, sie wäre nicht notwendig gewesen. Im Gegenteil! Ich würde es beinahe mit einer Symphonie von Wolfgang Amadeus Mozart vergleichen, auch dort kann man keine einzige Note herausnehmen, ohne dass es unstimmig wird. So auch hier: Fehlt ein Teil, merkt man es beim Lesen.
Der Autor zieht hier alle Register seines Könnens. Der »5. Weg in die Dimension des Grauens« beschert uns ein Wiedersehen mit einer Dämonin der beinahe ersten Stunde: Mandragora, die Mutter von Phantoma (die Tochter wurde durch Macabros mithilfe des Bannspruchs der »Alten« in einer jugoslawischen Höhle in Stein verwandelt MAC Nr. 24). Mandragora hatte ihren ersten Auftritt in MAC Nr. 13 »Mandragora – Herrin der Angst«, ein eigenwilliger, aber sehr packender Roman. Und diese Erwartungshaltung wird 79 Romane später voll erfüllt. Wenn wir schon bei Wiedersehensfreuden sind: Die Männer in Schwarz, die Men in Black, sind auch wieder mit von der Partie. Sie wollen sich ebenfalls den »Kristall der bösen Träume« unter ihre schmutzigen Fingernägel krallen. Diese unheimlichen, gnadenlosen Verbrechertypen, die kein noch so kleines menschliches Gefühl aufbringen, hatten ihren ersten Auftritt in MAC Nr. 81. Von diesen Widerlingen wird man sicher noch öfter was zu lesen bekommen.
Hier greift Jürgen Grasmück alias Dan Shocker also auf einige bekannte Antagonisten zurück und verwebt sie so geschickt in eine beinahe atemlos zu lesende Handlung, dass – wie bereits erwähnt – niemals Langeweile aufkommt. Auch die Beschreibung der Welt der Mandragora, deren irdischer Name für eine menschenähnlich aussehende Zauberwurzel, die Alraune, steht, ist allererste Sahne. Allein die Idee mit Orkon, der in einer riesigen Alraunenwurzel eingeschlossen ist, die den Übergang in die Unterwelt Mandragoras bildet – das ist Dan Shocker pur. Mit diesem Roman beweist er wiederum, dass er unweigerlich zu den besten Grusel- und Fantasy-Heftroman-Autoren der 1960er-, der 1970er-, der 1980er-Jahre zählt! Romane wie dieser belegen eindeutig, warum seine Serien so großen Anklang fanden – und auch heute noch finden. Hätte es einen Preis für den »Besten Grusel- und Fantasy-Heftroman« gegeben, dieser Roman hätte ihn bekommen müssen! Zudem beweist Dan Shocker mit diesem Roman meiner Meinung nach eindrucksvoll, dass der Begriff »Trivial- und/oder Schundliteratur« bei Weitem nicht auf alle Heftromane zutrifft. Dieser Roman hätte als Buch wohl auch Furore gemacht.
Schon die Wahl der berühmten Schlucht im schweizerischen Graubünden, der Via Mala, ist nicht von schlechten Eltern. Da werden bei – zugegeben eher etwas älteren Lesern – sofort Erinnerungen wach an den berühmten Roman aus dem Jahr 1934 von John Knittel mit dem Titel »Via Mala«. Dieses Weltklassebuch wurde auch verfilmt, unter anderem mit Mario Adorf in einer seiner besten Filmrollen. Und in dieser Schlucht begegnen zwei Bergsteiger den Männern in Schwarz, die ihnen derart brutal gegenübertreten, dass man unwillkürlich den Atem anhält bei deren Forderungen. Auch wenn diese Schlucht schlussendlich nicht die Hauptkulisse darstellt, so fügt sich jede Sequenz hervorragend in die Gesamtheit der Geschichte ein. Die Aufteilung der Kapitel ist meiner Meinung nach perfekt gewählt, denn wenn man endlich einmal etwas ausatmen zu können glaubt, geht es gleich wieder voll weiter.
Selbst das von mir schon öfter kritisierte kollektive Hineintappen der Marlosianer in eine Dämonenfalle entpuppt sich diesmal als sogar notwendig, um die Geschichte voranzutreiben. Und die fantastischen Landschafts- und Zaubergartenbeschreibungen sind einfach grandios. Man wandelt beim Lesen durch die Gärten, riecht förmlich den Duft der Millionen von Blüten und hat das Gefühl, direkt am Geschehen teilzunehmen. Auch Rani Mahay trifft eine gute alte Bekannte wieder, und Whiss hat hier einen am Anfang und zum Schluss zwar kleinen, aber immens wichtigen Auftritt.
Fazit: Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit will ich so gut wie nichts über den Handlungsablauf verraten, denn ich kann jedem nur empfehlen: Lest diesen Roman! Wer so wie ich alle Macabros-Heftromane sein Eigen nennt, tut sich leichter, wer nicht, kann diesen Roman sicher noch irgendwo ergattern. Wer die Dan Shocker'sche Mischung aus sense of wonder und Action mag, der kommt hier voll auf seine Kosten. Selbst die Action-Sequenzen sind dieses Mal so ausgeführt, dass sie ausreichend vorkommen und optimal in der Gesamthandlung verwoben sind. Der Schluss ist ebenfalls perfekt ausgeführt, lang genug, dass man seinem Ende entgegenfiebert. Diesen Roman zu lesen ist ein wahrer Genuss gewesen!
Von mir gibt es volle 5 von 5 Schwerter des Toten Gottes.
Besonderheiten:
1. Mandragora, die Herrin der Angst, hat ihren dritten Auftritt.
2. Zwei Bergsteiger haben in der Via Mala-Schlucht eine Begegnung mit den Männern in Schwarz.
3. Macabros trifft auf Orkon, der in einen »weltengroßen« Wurzelstrunk eingeklemmt ist.
4. Björn Hellmark alias Macabros begegnet zum ersten Mal den Männern in Schwarz.
5. Al Nafuur meldet sich nach langer Zeit wieder einmal sehr kurz bei Björn Hellmark.
6. Als Innen-Illustration wird wieder Carminia Brado mit Jackie-Kennedy-Frisur gezeigt.
Das Titelbild ist eine Anlehnung an eine Szene im Roman und soll wohl Danielle de Barteauliée darstellen, die zumindest gefärbte Haare haben muss, denn in MAC Nr. 39, bei ihrem ersten Auftritt wird sie als schwarz- oder dunkelhaarig beschrieben (wäre hier als Gesamteindruck wohl zu dunkel geworden). Auf jeden Fall ist sie sehr schön und sexy dargestellt, wenn auch ihre Nacktheit im Roman nie erwähnt wird. Der Bär hinter ihr kommt so vor, auch die Kette stimmt irgendwie, und ich möchte mich mit ihm sicher nicht anlegen. Interessant sind bei der Frau und dem Bären die beiden blauen V-Zeichen auf der Stirn, die ebenfalls nichts mit der Handlung zu tun haben. Was die beiden erloschenen Kerzen links neben der Frau zu bedeuten haben, weiß ich auch nicht, ebenso die Reitgerte in ihrer linken Hand, denn damit ließe sich der Bär wohl kaum beeindrucken. Irgendwie stelle ich mir Danielle anders vor, vor allem ist mir der Gesichtsausdruck etwas zu hart. Dennoch kann man es ruhig als verkaufsförderndes Cover bezeichnen.
Ich vergebe 3 von 5 Schwerter des Toten Gottes.
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Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 23.07.2024 15:35.