Zombies, die Mafia und ein böser Masterplan. Um was genau es geht, bleibt am Anfang sehr wage. Das Zombiejagd-Vergnügungsgelände für reiche gelangweilte Leute ist sicher nur Fassade. Auch wer der Strippenzieher ist wird nicht gesagt. Er achtet jedenfalls nicht gerade auf ein heimliches Vorgehen. Entweder er ist dumm oder sehr selbstsicher. So wird dann natürlich auch der Geisterjäger auf die Zombies aufmerksam. “Was denkst du?“ „Ich weiß nicht. Jedenfalls habe ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache.“
Über einen entfernen Bekannten bekommt Bill ein Video der Zombies in Aktion zugeschickt, das er an Suko weiterleitet. John ist leider im Heftromanzufall ohne es zu Wissen gerade mit der gleichen Sache beschäftigt. Also kümmern sich Bill und Suko um das Video.
John läuft in eine Falle der Mafia. Suko und Bill waren fast zeitgleich vor Ort eingetroffen und wollen mit dem Journalisten reden, der Bill das Video geschickt hat. Im perfekten Timing wird der gerade von Maskierten entführt, als sie das Haus betreten. Sie räumen unter den Kerlen auf und der verletzte Journalist kann ihnen mit letzten Worten einen Hinweis geben, bevor er bewusstlos wird. Ein Laptop, den sie mitnehmen. Zurück bei Scotland Yard erfahren sie, dass John verschwunden ist. Auf dem Laptop finden sie dann einen Livestream, auf dem ein Countdown und John zu sehen sind. In sieben Stunden geht es ihm an den Kragen.
Durch Polizei-IT-Kram könnte man jetzt herausfinden, wo John festgehalten wird. Wäre aber zu einfach. Christina Dick macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. “Stattdessen gucken Sie Zombie-Videos und entwickeln abstruse Verschwörungstheorien. Ich will wegen Ihnen nicht schon wieder den MI6 in meinem Haus haben. Haben Sie mich verstanden? Bekommen Sie Ihr Team in den Griff, und hören Sie auf Staatsgelder zu verschwenden.“ Ja ok, sie wurde als nervige Vorgesetzte in die Serie eingebaut, die den Helden durch ihre Skepsis Steine in den Weg legt. Nach den vielen Jahren und Erlebnissen passt es aber nicht, dass sie noch so reagiert. “Unsere Ermittlungen laufen weiter. Auch ohne Commissioner Dick.“
Bill und Suko haben bei dem ganzen Chaos nämlich komplett vergessen, die Wohnung des Journalisten zu durchsuchen. Was bei JS eigentlich eine Standardszene ist. Wieder etwas, das ich nicht so einfach glaube. Aber so kann man die Handlung besser ziehen und es jetzt nachholen. Schließlich darf man John erst zum Finale finden und befreien. Die beiden ergattern eine wichtige Handynummer, lassen sie orten und erhalten von der Yard-IT gleichzeitig einen weiteren Hinweis, der auf den selben Ort hindeutet. Dort werden sie John finden.
Unterdessen ist der Countdown abgelaufen. Das Battle Royale beginnt. John und andere Feinde des Mafioso „Mister X“ müssen in einem Labyrinth gegen Zombies kämpfen. Wer als erstes den Ausgang findet darf weiter leben. Vermutlich schauen irgendwelche reichen Leute den Stream und wetten ihre Milliarden. Kein neues Handlungskonzept für ein Abenteuer, aber ganz nett. Obwohl klar ist, dass John als Serienheld überlebt. Und welche von den Einmalfiguren drauf geht, ist nicht wirklich spannend. Auf die Art hätte Kollege Hilleberg vielleicht seine überladene Riege an US-Nebenfiguren etwas verjüngen können. Dort hätte ich gespannt verfolgt, wer alles überlebt und den Roman eventuell gelesen.
Aber hier soll es um den Einstiegsroman von Chris Steinberger gehen. Es folgen verschiedene kurze Absätze, in denen die Darsteller der Zombieshow durch das Labyrinth irren, Waffen finden, Zombies und sich gegenseitig bekämpfen. Der erste von ihnen findet den Ausgang, hat aber leider seine Brille verloren und sieht den entscheidenden Hinweis nicht, um den Exit-Code zu entschlüsseln. Pech. Er wird dann das erste Opfer der Zombies. Mhh, das hat gedauert. Der Rest erreicht den Ausgang später zusammen. Ich habe einen höheren Bodycount erwartet. Hier sieht es noch so aus, als würden die Vier das Labyrinth gemeinsam verlassen können. Natürlich hat Mister X andere Pläne, das war nicht der Deal. Am Ausgang wartet dann noch ein ganz besonderer Untoter auf John. Ich kannte den Mann. Es war schon eine Ewigkeit her, aber er musste es sein. Vor mir stand Ennio Costello, der kleine Bruder des Mafia-Bosses Logan Costello. So mag ich meine Insider für Altleser. Ein kleines Detail am Rande, kurz erklärt. Man verpasst nichts, wenn man den Roman mit Ennio nicht gelesen hat. Zufällig war die 135 mein erster JS. Gute alte Zeit. Aber weiter im Text.
Das große Morden bleibt aus. Zum Finale kommen Bill und Suko mit einem Traktor angedüst und brechen zu der Gruppe durch. Sie verlassen das Spiel von Mister X tatsächlich lebendig. Es gibt zwar noch ein kleines Nachspiel. “Commissioner Dick ist gerade bei Sir James. Der Alte ist außer sich vor Zorn. Ich fürchte, dass ihr großen Ärger bekommen werdet.“ Aber das sollte zu verkraften sein.
Ok, der Erzfeind der Hölle ist Mister X entkommen. Wie immer, wenn die Gegenseite Spielchen spielt, statt ernst zu machen. Aber er ist im Besitz des Kreuzes, das zählt doch auch. Oder Mister X nimmt die Sache weiterhin nicht ernst genug und schickt John seine stärkste Waffe tatsächlich per Post zurück. “Ich hege ehrliche Sympathien für Ihren persönlichen Kampf, wenn ich auch nicht glauben kann, dass Sie damit jemals Erfolg haben werden„ Ja gut, man könnte jetzt argumentieren, dass der Mafioso kein Diener der Hölle ist und John nur ein wenig ärgern wollte, statt ihm wirklich zu schaden und das Lob von Chef Asmodis einzuheimsen.
Wie ungewöhnlich, dieses Mal muss ich nicht am Finale am meisten herummeckern, sondern am ersten Drittel der Geschichte. Da sind zum Beispiel der Humor und die lustigen Sprüche, die in der Ü40 WhatsApp Gruppe sicher supi ankommen. Bei mir nicht! Bill wird als besonders nervig beschrieben, da verdreht Suko einige Male die Augen. In der ersten Hälfte passieren mir auch zu viele Heftromandinge, aber das habe ich nach der Kurzgeschichtensammlung des Autors schon erwartet. Wie sich die Mafia im Yard einhacken kann und Johns Entführung perfekt durchgezogen wird, puh. So einfach geht das, wenn die Handlung es erfordert. Hätte man dem Geisterjäger nun einfach eine Kugel in den Kopf gejagt, wäre der Erzfeind der Hölle erledigt gewesen. Und bei den unterschiedlichen Handlungsebenen passt zeitlich alles perfekt zusammen, damit das Abenteuer sich wie gewünscht entfalten kann.
Im weiteren Verlauf, als das alles etabliert ist, überrascht der Roman aber und macht einfach Spaß. Zu genau darf man nicht hinschauen. Wollte ich auch nicht, dieses Battle Royale ist sehr unterhaltsam und hat sich einfach flüssig runterlesen lassen. Das hatte ich bei JS so lange nicht mehr, wow.
Habe ich die Dunkle Mutter noch mit einem Dark der guten alten Tage verglichen, kommt es mir hier eher wie ein Logan Dee Highlight vor. Lockere Sinclair-Unterhaltung. Etwas Trash. Aber nicht übertrieben. Chris Steinberger nimmt die üblichen Heftromandinge mit und sein Humor ist einfach nicht meiner. Zum Glück kommen solche Stellen nicht durchgängig vor.
Verdiente (7 von 10 Kreuzen) und ein SEHR GUT. Hat einfach Spaß gemacht, obwohl der Stil des Autors nicht das ist, was ich normalerweise mag.
PS. Es gibt da noch diese Zombie-Aussage „Wenn ein Mensch von ihnen gebissen wird, pflanzt sich der schwarzmagische Keim fort.“, die bei JS meines Erachtens einfach nicht stimmt. Zombies verbreiten im Gegensatz zu Vampiren oder Werwölfen bei JS keinen Keim des Bösen, sondern sind nur animierte Leichen. Aber es wird nicht großartig thematisiert, höchstens als es am Anfang um den Zombie-Nachschub geht.
An die anderen Leser oder den Autor. Waren Schauspieler Namensgeber der Figuren des Romans?
Noch einfach:
Henry Carville = Henry Cavill
Sean Connor = Sean Connery
Jetzt wird es schwerer:
Raymond Ratcliffe = Daniel Radcliffe?
Bud Baker = Bud Spencer?
Victoria Gomez = Victoria Justice und Selena Gomez?
Oder hat der Autor einfach nur keine Ideen gehabt, wie er die Charaktere nennen soll und hat ein wenig gegoogelt? Geht mir im Pen&Paper genau so, entweder ich nehme Namensgeneratoren oder Bastele mir aus bekannteren Namen was zusammen. Also keine Kritik von mir.
PPS. Wo ich schon dabei bin und gerade den Werkstattbericht gelesen habe, ein Lob an Thorsten Perne. Wieder ein nettes Cover.
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Aktuelle Gruselfavoriten:
1. Isaac Kane
2. Dämonenkiller (Baphomet Zyklus)
3. John Sinclair
4. Die Musgrave-Romane im Gespenster-Krimi