Camilla Brandner gehört für mich unangefochten zu den besten AutorInnen der „Gespenster-Krimi“-Reihe. Mir fällt nichts ein, was ich an ihren Romanen kritisieren könnte. Die Handlung ist stets interessant, gut recherchiert und überzeugt entweder durch einen historischen Rahmen – wie im „Seuchendämon“ bei der geschätzten Fotografin Fräulein Emily Primus – oder wie hier im „Knochenfürsten“ durch einen düsteren Mythos, der selbst einen gestandenen Priester an den Rand seines Glaubens bringt. Besonders schätze ich ihre Fähigkeit, schräge Figuren lebendig und unterhaltsam zu beschreiben. Kaum jemand in der Reihe kann so markante Charaktere zeichnen wie sie. Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Verdi-Fan am 12.07.2025 17:31.
Anders als der aus anderen Heften bekannte Pfarrer Rowland agiert im Knochenfürsten ein gutaussehender Kirchenmann, der zunächst nicht gewillt ist, sich auf den merkwürdigen „Zauber“ einzulassen. Pastor Elliott muss sich erst einmal mit abergläubischen Dorfbewohnern herumschlagen. Deren Geisterglaube entpuppt sich, wie man ahnt, dann als sehr real. Die Geschichte wirkt in der Darstellung der Rituale und der dörflichen Traditionen so stimmig und glaubhaft, dass man irgendwann vergisst, dass es sich letztlich bei der Handlung um Fiktion handelt. Und dann geht es "gruselkrimitechnisch" wirklich ans Eingemachte.
Richtig stark wird der Roman durch Brandners Sinn für Humor. Der zieht sich nicht nur durch die Handlung, sondern zeigt sich schon im Stil – etwa bei den detailreichen Beschreibungen der Streitereien unter den Dörflern. Was leicht ins Alberne abdriften könnte, wird hier zu guter und kurzweiliger Unterhaltung, die immer wieder zum Schmunzeln einlädt.
Wichtig ist aber – und das gelingt ihr (wie oben angedeutet) auch – dass ein anständiger Grusel nicht zu kurz kommt. Es müssen nicht gleich tonnenweise Dämonen heraufbeschworen werden. Im Gegenteil: Ein vermeintlich kluger Rabe an der Seite des Knochenfürsten reicht. Auch wenn beide – wie sich herausstellt – nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte sind.
Die unheimlichen Ereignisse in der Pfarrkirche bleiben in dem Heft lange rätselhaft. Als Leser ist man am Ende froh, dass man – wie Hedda Wilton, die Pfarrköchin – nicht nachts allein in die Kirche muss, nur weil man seine Handschuhe vergessen hat. Besser wie Fräulein Wilton ein Glas Sherry und ab ins Bett.
Ich kann den Roman uneingeschränkt empfehlen. Hat man einmal angefangen, legt man ihn nicht mehr aus der Hand. Die Auflösung überrascht – garantiert. Fazit: Camilla Brandner liefert hier zweifellos großartige Unterhaltung im Sinne der Serie ab.