Band 2: Der Hexenkreis
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Habibi Offline
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Band 2: Der Hexenkreis

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat seine neue Bestimmung gefunden - als Jäger der Dämonen, die ihm seine wahre Herkunft eröffnet und seine Frau in den Wahnsinn getrieben haben. Die Hexe Coco Zamis wechselte aus Liebe zu Dorian die Seiten und unterstützt ihn in seinem Kampf. Doch dann erhält Dorian Nachricht von Cocos Tod. Haben die Dämonen die abtrünnige Hexe für ihren Verrat bestraft ...?
Dieser Band beinhaltet folgende Romane der Erstauflage:
5 - Der Griff aus dem Nichts
6 - Der Teufelskreis
7 - Amoklauf
8 - Duell mit den Ratten
9 - Labyrinth des Todes
Autoren: Ernst Vlcek / Neal Davenport
Quelle: http://www.zaubermond.de
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Das Gleichgewicht Offline
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Der Griff aus dem Nichts
von Ernst Vlcek
Dorian geht inzwischen davon aus, dass alle seine dämonischen Brüder den Schlossbrand überlebt haben und macht sich aktiv auf die Suche nach ihnen. Ich gehe auch davon aus, dass dem so ist und er sich nicht irrt. Für einen anfänglichen Plot bietet sich das Szenario hervorragend an, ich hoffe aber noch auf eine Erklärung, warum keiner von denen verbrannt ist.
In Beverly Hills sucht Dorian nach Robert Fuller. Ein Glück, dass er mit seinen Brüdern ein wenig plauschen konnte, bevor sie sich ihm offenbarten, und er nun einige nützliche Informationen hat. Die Einleitung auf der Party von Jeff Parker ist ziemlich lang. Viele Gespräche, ich hätte lieber eine flotte Eröffnung gehabt. Und Jeff, der geht mir schon ein wenig auf die Nerven, mit seiner Art. Ich kann es kaum erwarten, dass er von der Existenz von Dämonen erfährt, dann ist er sicher erträglicher. Das soll nicht heißen, dass die Figur schlecht charakterisiert ist. Ich bin da einfach mehr bei Dorian und kann manche Gedanken über seinen Freund nachvollziehen.
Als es dann los geht bleibt es spannend. Dorian bekommt zwar mehrmals übergriffige Hindernisse spontan in den Weg geworfen, aber grundsätzlich hat er ein Ziel und ermittelt glaubwürdig. Dabei reitet er sich immer weiter in die Scheiße. Der einzige Weg ans Ziel. Erst ist er an einem paranormalen Todesfall beteiligt und könnte für den Mörder gehalten werden. Dann muss er eine schwarzmagisch veränderte Frau töten und wird polizeilich gesucht. Schließlich bedroht er noch eine Schauspielerin mit seiner Waffe, um an Informationen zu kommen. Ach, die Flucht mit Geiselnahme seines Anwalts im Auto gibt es auch noch.
So ist die Monsterjagd. Dreckig und alles andere als einfach. Dorian ist sich dessen bewusst. Als weißer Ritter und Jungfrauenbeschützer kommt man nicht weit. Eine Stufe der Logik und des Realismus, über die ich bei Serien wie JS oder PZ nicht einmal nachgedacht habe.
Selbstverständlich ist die Serie dann nicht so gnadenlos realistisch, dass Dorian versagt und stirbt. Ein fester Serienheld von Anfang bis Ende ist trotzdem Pflicht. Ein paar Zufälle wohl auch. Doktor Hopper weiß den Weg zum Sanatorium nicht, obwohl Fuller ein Kollege ist und die beiden sich kennen? Deshalb schreibt er sich den Weg auf einen Notizzettel. Nimmt ihn aber nicht mit. Damit Dorian den Zettel einsehen kann und weiß, wohin Hopper auf den Weg ist. Und als Lorna ihn angreift kann er den „schweren Sessel“ irgendwie so anheben, dass er ihn von oben auf ihren Schädel niedersausen lässt. Mit solcher Wucht, dass das Holz zerbricht. Vielleicht ist es auch mein Problem, dass ich bei „schwerem Sessel“ an einen Ohrensessel und nicht an einen Korbsessel denke. Sämtliche Zufälle in Verbindung mit Latimer werden aber erklärt.
Bin ich zu pingelig? Womöglich. Kann ich mir bei DH erlauben. Auch diese Geschichte ist schön geschrieben. Ob ich die Figuren leiden kann oder nicht, sie sind gelungen. Dorian finde ich erstklassig, fast schon sympathisch. Der würde sicher auch knallharte Heftromanzezensionen verfassen. Die Einmal-Nebenfiguren werden mit genau der richtigen Portion Hintergrund aufgebaut. Nicht zu viel, aber auch nicht mehr als ein paar Sätze mit den wichtigsten Details.
Bis auf das Finale war es für mich ein solider Fall der Woche. Dann wird es nochmal richtig exotisch. Eigentlich mag ich das nicht. Splatter, Ekel, Trash. Vor allem die abgedrehte Fleischgliedmaßenexistenz in Raumgröße. Bah! Die Beschreibung der Szene ist ungeschönt und hart. Aber auch erwachsen und durchdacht, fast schon philosophisch. Als wolle der Autor keinen Ekelfaktor für die abgehärteten Leser bedienen, sondern einfach nur seine Idee angemessen umsetzen. Dafür gibt es sogar einen Pluspunkt. Wer mir solche Szenen schmackhaft machen kann verdient Respekt.
Für die nächste unterhaltsame Abrechnung mit einem Dämonen-Bruder.
Funfact: Ich würde momentan die DH-Skala nicht mit der Augenzudrück-CZ-Skala vergleichen. Eher mit den ersten JS-Heften der eigenständigen Serie. Damit kann sich DH mindestens messen.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Das Gleichgewicht Offline
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Der Teufelskreis
von Ernst Vlcek
Zwei Probleme habe ich mit dieser Geschichte. Das eine ist schon wieder vermeintliches Wissen aus CZ. Dort werden die Freaks anders dargestellt. Paranormaler. Hier sind die Ausgestoßenen eher normale Behinderte. Bis auf einen einzigen verstrahlt keiner die für Dämonen so gefährliche Aura des Wahnsinns, während man bei CZ meinen könnte, das gehört dazu. Außerdem haben sie eher natürliche Missbildungen und keine magischen Verwandlungen. Da denke ich nur an Michael Zamis, der in eine Art Froschwesen verwandelt wurde und gleichzeitig über den Prozess wahnsinnig wurde. Würde ich nur DH lesen, wäre mir das überhaupt nicht aufgefallen.
Der zweite Kritikpunkt betrifft den Fortgang der Handlung. In New York wurde ein Freak von einem Dämon getötet, woraufhin die Freak-Gemeinschaft austickt und Rache will. Im ganz großen Stil. Offener Krieg gegen die Dämonen, die totale Ausrottung aller Dämonen in New York. Auch da wundere ich mich als CZ Leser, das würden die im Spin Off niemals machen. Eine dämliche Idee, die Krüppel haben doch keine Chance gegen die Schwarze Familie. Ist es darüber hinaus wirklich so etwas besonderes, dass ein Dämon seine Frustration an einem Freak abreagiert? Deshalb versucht Dorian das zu verhindern, erbittet sich einen Tag Zeit den Mörder zu finden, bevor ein Gemetzel ausbricht. Diese Idee hätte man weiter verfolgen sollen, Dorian als Ermittler unter Zeitdruck.
Stattdessen bekommen wir einen Plot, den es letztes mal schon gab. Die Dämonen schieben Dorian den Mord glaubhaft in die Schuhe, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Dämonenkiller als vermeintlicher Mörder auf der Flucht. Wie in Beverly Hills. Und bis zum Finale wiederholt sich im Mittelteil alles. Dorian flieht vor den Freaks irgendwo hin, die Freaks tauchen auf, er muss flüchten. Findet einen anderen Ort, Freaks tauchen auf, er muss flüchten. Und so weiter. Die Szenen sind gut ausgewählt und fantasievoll geschrieben, aber es zieht sich. Des weiteren ist es unglaubwürdig, dass die Freaks in einer Metropole wie New York überall sind. In jeder Absteige oder Bar tauchen einige der Gestalten auf, kaum dass Dorian dort eingetreten ist.
Die Dämonenseite ist da wesentlich glaubwürdiger dargestellt. Leary spinnt nicht nur geschickt sein Netz aus Manipulationen. Er hat auch ein Medium auf seiner Seite, die Dorian in eine Falle lockt. Dass die beiden mehrmals aufeinander treffen ist mitnichten ein bloßer Zufall. Oder dass die Dämonen plötzlich in Friedensverhandlungen gegen eine Fraktion treten, die ihnen eindeutig unterlegen ist. Normalerweise wäre es aus Prinzip unter der Würde der Schwarzen Familien, mit den Freaks zu verhandeln. Ok, das sage ich auch nur als CZ-Kenner.
Bleibt noch das Finale, mit dem ich auch nicht völlig zufrieden war. Mir ging alles viel zu schnell, auf den letzten anderthalb Seiten. Die Falle schnappt zu, Dorian ist den Freaks ausgeliefert und kämpft um sein Leben, während Leary von seiner Loge aus zuschaut. Da taucht Morton auf und nagelt ihn irgendwie auf ein brennendes Kreuz oder so. Woher weiß er, dass Leary der wahre Killer ist? Und wie hat er es geschafft sich unbemerkt anzuschleichen? Dazu noch in der Loge irgendwie ein mannsgroßes Holzkreuz aufzustellen und Leary darauf zu nageln? Hat Ernst Vlcek zu spät gemerkt, dass ihm die Seiten ausgehen?
Trotz allem eine solide Geschichte. Auf den guten Tim Morton muss ich noch einmal genauer eingehen. Spezialagent wie Dorian. Länger im Geschäft und mit nützlichen Ratschlägen. Dazu Verbindungen zu den Freaks in New York. Das hat mir gefallen, wie er bei der Versammlung versucht die Gemüter zu beruhigen und zu schlichten. Nachdem Dorian ihn zum Schluss des letzten Romans kennen lernte, ist er hier eine Schlüsselfigur. Der nächste Dauercharakter mit einem gut ausgearbeiteten Background. Genau so wie die Freaks und die Vampire. Wo die allgemeine Handlung mir nicht zusagt, können die Gruppierungen punkten. Wenn ich denn bedenke, dass die Freaks sich bei DH sich erst noch zu dem entwickeln, was sie bei CZ schon sind.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Fairerweise muss man anmerken, dass der Dämonenkiller das Original ist. Erst Zaubermond und da besonders Uwe Vöhl haben damit begonnen, die Maßstäbe und Regeln auszuhebeln, die Ernst Vlcek und Kurt Luif Jahrzehnte vorher definiert haben. Wenn in den Coco Zamis-Bänden nun Freaks plötzlich "paranormaler" dargestellt werden, so ist dies eine der unzähligen Änderungen, die dem Leser der Dämonenkiller-Romane gerne sauer aufstoßen. Sicher ist es nicht einfach, CZ und die dort getroffenen Aussagen auszublenden, aber beide Serien vergleichen zu wollen, hieße nun etwa Vampire und Werwölfe zu vergleichen.
Natürlich ist ein Jäger auch immer ein Gejagter, und gerade bei Gruselserien ist dies ein äußerst aktives Element. Dass Dorian in zwei aufeinanderfolgenden Bänden in ähnlichen Schwierigkeiten steckt, stellt zumindest für mich kein Problem dar. Und Dämonen sind halt eben so gnadenlos und grausam und nehmen keine Rücksicht auf uns Leser und unsere Erwartungen.
Natürlich ist ein Jäger auch immer ein Gejagter, und gerade bei Gruselserien ist dies ein äußerst aktives Element. Dass Dorian in zwei aufeinanderfolgenden Bänden in ähnlichen Schwierigkeiten steckt, stellt zumindest für mich kein Problem dar. Und Dämonen sind halt eben so gnadenlos und grausam und nehmen keine Rücksicht auf uns Leser und unsere Erwartungen.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
An der Stelle vom Gleichgewicht hätte ich erstmal die Dämonenkiller-Erstauflage gelesen und mich dann mit den Zaubermond- Ausgaben beschäftigt. Aber so hat er mit einem falschen Eindruck vom Dämonenkiller-Kosmos bekommen und so wird ihm der ganze Spaß genommen, die DK-Klassiker richtig genießen zu können, denn was die Zaubermond-Expokraten daraus gemacht haben hat mit dem Original zum größten Teil nicht viel zu tun.
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Das Gleichgewicht Offline
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Da muss ich kurz mal nachhaken
Von einem unabhängigen Standpunkt: Mit gefallen die Freaks bei CZ besser. Der Prozess der Verwandlung wird sehr genau erklärt. Wieso er wahnsinnig macht etc. Es ist ein eindeutig magischer Vorgang, während ich hier eher den Eindruck gewann, dass beo manchen Freaks nur eine Säge oder Säure benutzt wurde. Bei DH ist er mir zu normal auf die echte Welt bezogen, auf echte Behinderte. Was da an Begriffen benutzt wurde ist nicht nett.
Wenn man bei CZ einen normalen Mensch mit normalen körperlichen Missbildungen sieht ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mensch. In diesem Roman hatte ich das Gefühl, dass verallgemeinernd alle Behinderten in NY solche außgestoßene Dämonen sind.
Du meinst, was Coco Zamis daraus gemacht hat? Die DH-Texte sind die Originalen VHR-Texte. Wird sogar in Band 2 im Begrüßungstext beworben, dass sämtliche Geschichten in der noch nicht zensierten Fassung zu lesen sind. Nur die Rechtschreibung wurde modernisiert und das begrüße ich.Original von Talis
o wird ihm der ganze Spaß genommen, die DK-Klassiker richtig genießen zu können, denn was die Zaubermond-Expokraten daraus gemacht haben hat mit dem Original zum größten Teil nicht viel zu tun.
Von einem unabhängigen Standpunkt: Mit gefallen die Freaks bei CZ besser. Der Prozess der Verwandlung wird sehr genau erklärt. Wieso er wahnsinnig macht etc. Es ist ein eindeutig magischer Vorgang, während ich hier eher den Eindruck gewann, dass beo manchen Freaks nur eine Säge oder Säure benutzt wurde. Bei DH ist er mir zu normal auf die echte Welt bezogen, auf echte Behinderte. Was da an Begriffen benutzt wurde ist nicht nett.
Wenn man bei CZ einen normalen Mensch mit normalen körperlichen Missbildungen sieht ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mensch. In diesem Roman hatte ich das Gefühl, dass verallgemeinernd alle Behinderten in NY solche außgestoßene Dämonen sind.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Estrangain Offline
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Da muss ich Dir als Altleser sogar recht geben.Original von Das Gleichgewicht
Da muss ich kurz mal nachhaken
Wenn man bei CZ einen normalen Mensch mit normalen körperlichen Missbildungen sieht ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mensch. In diesem Roman hatte ich das Gefühl, dass verallgemeinernd alle Behinderten in NY solche außgestoßene Dämonen sind.
In den ersten Bänden waren die Freaks kaum anders als körperbehinderte Menschen beschrieben. das änderte sich erst in den späteren Romanen. Dort waren die Freaks Wesen mit teils absonderlichen Mißbildungen. Bei zaubermond hat man das dann nur weiter ausgebaut, was ich aber als durchaus passend empfand.
[URL]https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/[/URL]
Ja, das dachte ich auch lange Zeit und habe mir die Bücher besorgt (um die Hefte zu schonen). Ähnlich wie bei Blitz und Larry Brent wurde jedoch auch bei Zaubermond die irrige Meinung vertreten, man müsse den Text der Hefte bearbeiten. Dieses unnötige "Lektorat" wurde anfangs von Frank Rehfeld durchgeführt, und folgender Textauszug soll einen Eindruck davon geben, wie diese Überarbeitung aussieht (die von Zaubermond/Rehfeld einfügten Elemente sind orange geschrieben). Die Situation beschreibt die letzten Minuten des Besuches von Daniel Shorter im Wachsfigurenkabinett der Madame Picard (aus "Das Wachsfigurenkabinett" von Neal Davenport).Original von Das Gleichgewicht
Du meinst, was Coco Zamis daraus gemacht hat? Die DH-Texte sind die Originalen VHR-Texte. Wird sogar in Band 2 im Begrüßungstext beworben, dass sämtliche Geschichten in der noch nicht zensierten Fassung zu lesen sind. Nur die Rechtschreibung wurde modernisiert und das begrüße ich.
Seine Frau und Tochter standen auf einem Sockel und waren so perfekt nachgebildet, daß sie wie lebendig wirkten. Er vergaß die Gefahr, die der Vampir darstellte; er hatte nur noch Augen für die Figuren. Also war es Madame Picard doch gelungen, sie zu modellieren, dachte er. Und dann fühlte er, wie das Grauen nach ihm griff. Ein Abgrund der Angst tat sich vor ihm auf und drohte ihn zu verschlingen. Seine Frau schlug die Augen auf, und ihre Hände bewegten sich. Sie stieg vom Podest herunter und kam auf ihn zu. Die Hände streckte sie weit von sich/Die kalten Hände weit von sich gestreckt. Ihr Gesicht war völlig starr. Seine Tochter folgte ihr/Hinter ihr bewegte sich jetzt auch Susi. Sie hatte ebenfalls die Hände ausgestreckt. Und die Hände griffen nach Shorter. Er/Shorter schrie und schrie. Es dauerte lange, bis das Grauen für ihn ein Ende fand. Für immer.
Ein beliebiges Beispiel, das aber die Frage aufwirft, warum man eine solche Überarbeitung überhaupt vornimmt. Und wie man sieht, geht es nicht um die Korrektur offensichtlicher Fehler - was jedoch verschwiegen wurde und so der Eindruck entstand, die Bücher wären ein unverfälschter Nachdruck der Romane der Erstauflage, und Zaubermond betreibt damit auch Werbung.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene