VHR Band 93: Der Geist im Totenbrunnen von Cedric Balmore
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Zamorra Offline
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VHR Band 93: Der Geist im Totenbrunnen von Cedric Balmore
Das Grauen begann mit seinem Erwachen. Es schien, als kämpfte sich sein Bewußtsein durch zähen, lastenden Nebel ans Licht, und er fürchtete sich plötzlich davor, den Dingen entgegenzutreten, die jenseits der dichten, wogenden Schleier lagen. Leroy Chester spürte, daß etwas nicht stimmte. Ihm war, als schwebte er in einem Traum, aber als er blinzelnd um sich blickte, erfaßten seine Augen die Umgebung mit der präzisen Detailtreue der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit hatte nur einen Fehler. Sie war ihm völlig fremd.
Verfasst von Cedric Balmore (= Hans Ködelpeter)
Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole
Erschienen am 19.11.1974
Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 15 sowie in Vampir-Horror Bd. 6
Was soll ich sagen: Sie hatten alle recht (Olivaro: :thumbup:
Klar gibt es ähnliche Szenarien auch immer wieder z. B. bei Hubert Straßl alias Hugh Walker, wenn der Protagonist von sich als Vampir, als Werwölfin oder anderen Unwesen erzählt. Ich weiß jetzt auch nicht, ob dieser Roman daran angelehnt wurde, aber das ist auch nicht wichtig: Er ist gut und spannend geschrieben worden – und es gelingt dem Autor hervorragend, die innere Zerrissenheit der Täter zu beschreiben, das anfängliche Hochgefühl, das sich immer mehr in abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit wandelt, als sie erkennen müssen, doch nicht zu den Siegern zu gehören. Aber selbst das Opfer wird mit der Zeit von Selbstzweifeln geplagt ...
Gibt es am Ende einen Gewinner?
[SPOILER]Ja, es gibt einen: die wahre Liebe![/SPOILER]
Falls jetzt jemand glaubt, es hier mit einem Frauenroman zu tun zu haben, dann kann ich getrost beruhigen: es ist ein Gruselroman. Zwar würde ich ihn eher zu diversen Gaslicht-, Irrlicht- und Mitternachtsgruselromanen einreihen, aber er ist doch mehr als ein solcher. Es ist zwar alles an Klischees enthalten, was ein sogenannter "Frauengrusler" braucht (ein Herrenhaus aus dem Mittelalter, ein Totenbrunnen mit makabrem Geheimnis, Geister, Irrungen und Wirrungen usw.), wobei der Autor ja auch eine Unzahl von solchen Romanen geschrieben hat, aber wie schon gesagt: eben etwas anders aufgebaut. Und dass er gute Romane verfassen konnte, bewies er mit diesem Roman auf jeden Fall.
Fazit: Wer diesen Roman noch nicht gelesen hat, dem kann ich ihn durchaus empfehlen. Man darf nur nicht vergessen, dass er aus den frühen 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt (was keine Minderbewertung darstellt). Höchstens darin, dass er nicht zu blutrünstig ist, aber das hat er auch nicht nötig, denn der Autor erzeugt das Gruselfeeling und die Spannung mit anderen Komponenten.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen (aufgrund der sehr guten Sprache gab es einen Stern zusätzlich, denn das sollte auch bewertet und wie hier belohnt werden).
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Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."