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VHR Band 77: Zu Gast bei Mr. Vampir von Peter Randa

Verfasst: Do Jun 09, 2011 6:15 am
von Zamorra

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Der Mann, der das Restaurant betritt, ist mager und hat abfallende Schultern. Der graue, billige Stoffmantel sitzt schlecht. Seine Augen blicken wäßrig unter farblosen Wimpern und Brauen hervor. Die Nase ist schmal und gerade, die Lippen sind dünn und blutleer. "Guten Tag, Monsieur Leggatt", sagt der Wirt. "Guten Tag." Der Mann legt seinen Mantel und seinen Hut ab. Darunter trägt er einen faltigen Tweedanzug von gutem, wenn auch altmodischem Schnitt. Der Mann und seine Kleidung machen den Eindruck, als hätten sie bereits bessere Zeiten gesehen. Er reibt sich die Hände und steuert seinem angestammten Tisch zu, der in einer Ecke des Gastzimmers steht. Sein Platz. Direkt neben dem Eingang zur Küche.



Verfasst von Peter Randa (= André Duquesne)

Originaltitel: Le banquet des ténèbres, 1956

Aus dem Französischen von Biggy Winter

Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole

Erschienen am 30.07.1974


Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 151


Verfasst: Do Nov 26, 2015 8:11 pm
von Olivaro
Die Doppelbödigkeit und Indetermination der modernen französischen Literatur findet auch in den phantastischen Erzählwerken Einlass. Ein ungemein beeindruckendes Beispiel hierfür liefert der Roman "Le Banquet des Tenebres", der im Juli 1974 unter dem Titel "Zu Gast bei Mr. Vampir" im Pabel Verlag erschien und zudem ein Titelbild schuf, das einen weiteren skurrilen Höhepunkt in seinem Schaffen darstellt.

Die Faszination dieses Romans beruht weniger auf seiner Handlung, die ohnehin kaum stattfindet, als in der beunruhigenden Wirkung, die er ausstrahlt. Zudem wird die Geschichte, wie auch Randas Meisterwerk "Das Gespensterschloß" (VHR Band 57), in der Gegenwart erzählt, dem Leser entsteht also nicht der Eindruck, ihm werde von einem längst vergessenen Geschehen berichtet, das ihn nicht mehr zu interessieren habe.

Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Jeannine Burtin, die Bedienung ist in einem Gasthaus, in dem auch der alte Fotograf Arthur Legatt zukehrt. Jeannine fällt Monsieur Legatt und seinen vampirischen Gelüsten zum Opfer und entdeckt dann selbst eine gewisse Sehnsucht in sich...

Das Geschehen läuft ab in einer Welt, in der stets eine Atmosphäre herrscht wie an einem trüben Novembertag, einer morbiden Welt, die nur von Menschen belebt wird, an deren Lebenskraft jemand zu zehren scheint. Und am Ende des Romans fragt man sich dennoch: Was ist überhaupt geschehen, ist überhaupt etwas geschehen, war es Imagination, war es Wahn, war es nur ein Alptraum?

Verfasst: Sa Dez 09, 2017 6:05 am
von woodstock
Eine Ruhige nette Erzählung in die man sich richtig fallen lassen konnte. Das Ende wurde dann auch noch offen gehalten was mir persönlich auch (fast) immer gefällt.

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