VHR Band 77: Zu Gast bei Mr. Vampir von Peter Randa
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Zamorra Offline
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VHR Band 77: Zu Gast bei Mr. Vampir von Peter Randa
Der Mann, der das Restaurant betritt, ist mager und hat abfallende Schultern. Der graue, billige Stoffmantel sitzt schlecht. Seine Augen blicken wäßrig unter farblosen Wimpern und Brauen hervor. Die Nase ist schmal und gerade, die Lippen sind dünn und blutleer. "Guten Tag, Monsieur Leggatt", sagt der Wirt. "Guten Tag." Der Mann legt seinen Mantel und seinen Hut ab. Darunter trägt er einen faltigen Tweedanzug von gutem, wenn auch altmodischem Schnitt. Der Mann und seine Kleidung machen den Eindruck, als hätten sie bereits bessere Zeiten gesehen. Er reibt sich die Hände und steuert seinem angestammten Tisch zu, der in einer Ecke des Gastzimmers steht. Sein Platz. Direkt neben dem Eingang zur Küche.
Verfasst von Peter Randa (= André Duquesne)
Originaltitel: Le banquet des ténèbres, 1956
Aus dem Französischen von Biggy Winter
Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole
Erschienen am 30.07.1974
Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 151
Die Faszination dieses Romans beruht weniger auf seiner Handlung, die ohnehin kaum stattfindet, als in der beunruhigenden Wirkung, die er ausstrahlt. Zudem wird die Geschichte, wie auch Randas Meisterwerk "Das Gespensterschloß" (VHR Band 57), in der Gegenwart erzählt, dem Leser entsteht also nicht der Eindruck, ihm werde von einem längst vergessenen Geschehen berichtet, das ihn nicht mehr zu interessieren habe.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Jeannine Burtin, die Bedienung ist in einem Gasthaus, in dem auch der alte Fotograf Arthur Legatt zukehrt. Jeannine fällt Monsieur Legatt und seinen vampirischen Gelüsten zum Opfer und entdeckt dann selbst eine gewisse Sehnsucht in sich...
Das Geschehen läuft ab in einer Welt, in der stets eine Atmosphäre herrscht wie an einem trüben Novembertag, einer morbiden Welt, die nur von Menschen belebt wird, an deren Lebenskraft jemand zu zehren scheint. Und am Ende des Romans fragt man sich dennoch: Was ist überhaupt geschehen, ist überhaupt etwas geschehen, war es Imagination, war es Wahn, war es nur ein Alptraum?
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Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."