Band 12: Der Dämonenknecht
Verfasst: Mi Sep 23, 2009 11:04 am

Wild tobte der Sturm um die geisterhafte Stadt. Er rüttelte an den riesigen Mauern, deren einzelne Blöcke oft drei Meter lang und zwei Meter hoch waren. Die Häuser hatten längst keine Dächer mehr, und durch die leeren Fensterhöhlen pfiff der Gipfelwind der Anden. Glatt, nackt und totenstill lagen die Überreste aus grauer Vorzeit. Machu Pichu! Der einsamste Ort der Welt. Oder doch nicht?
Am Rande der geisterhaften Inkastadt standen einige langgezogene Hütten, dicht neben einer riesigen Baustelle. In einer etwa hundertfünfzig Meter großen quadratischen Grube schaufelten ausgemergelte Männer in zerfetzter Kleidung. Sie arbeiteten in drei Gruppen. Eine warf den feuchten Sand aus der Sohle auf einen in halber Höhe der Grubenwand geschaffenen Vorsprung, die zweite Gruppe füllte die immerfort anrollenden Karren der dritten Gruppe.
Es gab keine Pause. Niemand wagte aufzusehen. Überall, unten im Loch, auf dem Vorsprung und dem ganzen Weg bis zu dem Tal, in das die Erde gefahren wurde, standen die Aufseher. Indios!
Bronzefarben glühten Ihre Gesichter. Sie hielten Stöcke und Baumwurzeln in ihren Händen und schlugen unbarmherzig auf jeden ein, der irgendwie ihr Mißfallen erregte. Im Eilschritt wurden die vollen Karren zu Tal gefahren, und im Laufschritt ging es ohne Besinnen mit dem leeren zurück.
Erscheinungsdatum: 03.12.1974
Autor: Kurt Maurer
Titelbild von Alberto Pujolar
[SIZE=0](Künstler ermittelt von Shadow)[/SIZE]