Handlung: Zamorra ist immer noch dabei seine Erlebnisse im Circus Obscura aufzuarbeiten. Plötzlich taucht die geschwächte Teri Rheken auf, die seelisch und mental am Ende ist. Teri möchte sich unter der Obhut ihrer Freunde im Château Montagne wieder erholen. Zamorra und Nicole sprechen ausgiebig mit Teri über ihre moralisch oft sehr schwere Arbeit für die Schicksalswaage. Plötzlich taucht das Amulett auf. Taran ruft um Hilfe, weil ihn das Amulett als Fremdkörper abstoßen will. Noch bevor Zamorra eingreifen kann, gewinnt Taran die Kontrolle zurück und das Amulett verschwindet wieder. Nach der Aussprache und dem kurzen Zwischenfall, begeben sich Zamorra, Nicole und Teri ins Dorf um der Kneipe von Mostache einen Besuch abzustatten. Dort fällt ihnen gleich Gerard Fronton, genannt Malteser – Joe, auf, der sich mit Selbstvorwürfen quält. Zunächst waren im Haus seines Großonkels in Montverdun, eben dieser Großonkel Gaspard, seine Frau Anouk und eine Pflegekraft ermordet worden. Die Schuld wurde der dementen Anouk gegeben, die blutleer und mit fünf Puppen in der Badewanne gefunden wurde. Das Haus wurde renoviert, bevor die Familie seines Großcousins dort einzog, weil sie das Haus erbten. Die vierköpfige Familie teilte das Schicksal ihrer Vorgänger. Alle wurden blutleer aufgefunden, der älteste Sohn mit fünf Puppen in der Badewanne. Zamorra und Nicole kümmern sich umgehend um den rätselhaften Fall.
Meinung: Erster Teil eines neuen Zweiteilers von Thilo Schwichtenberg. Dass von der Agentur Shutterstock für diesen Roman erstellte sehr gute Titelbild, gab es auf der Heftumschlaginnenseite auch als dekoratives Poster.
Mit bestem schwarzen Humor, aber auch einfühlsam, schilderte Thilo das pflegebedürftige Ehepaar Gaspard und Anouk Moreau aus Montverdun. Das Paar hatte Puppen aller Art gesammelt, darunter aber auch eine gefährliche Puppe, die besonders gesichert wurde. Nun war Gaspard bettlägerig geworden und Anouk litt unter Demenz. Für den unbeteiligten Beobachter ergaben sich daraus zwangsläufig auch unfreiwillig komische Momente. Thilo schilderte das Schicksal des Paares einfühlsam bis zu ihrem Ende. Gleichzeitig deckte er dabei auch auf warum das Pflegepersonal ständig einen Personalnotstand hatte. Natürlich ebenfalls mit schwarzem Humor betrachtet.
Nebenbei tauschte Butler Thomas das Kreuz mit den falschen Jahreszahlen auf Butler Williams Grab aus. Nun stimmte die Inschrift 1910-2024 endlich, mit Williams korrekten Geburts- und Sterbejahr überein. Gleichzeitig bereiteten vier NOMAC – Mitglieder auf ihrem Stützpunkt Montagne de la mort, gerade einmal sechs Kilometer vom Château entfernt, die geplante Entführung von Kyra vor. Der Codename dafür war „ Aktion dummes Federvieh“. Sehr respektvoll klang das nicht.
Ein weiteres Problem wurde Taran. Wohin mit ihm, wenn das neue Amulett seine Anwesenheit nicht mehr duldete? Zuletzt gab es schon mehrfach Anzeichen dafür, dass auch Michaels Stern doch nicht so perfekt war, wie er eigentlich sein sollte. Perfekt schienen dagegen die Bannzeichen am Haus der Moreaus in Montverdun zu sein. Auch nach der Renovierung hielten sie und verhinderten, dass die bösen Puppen das Haus verlassen konnten. Also mussten sie weiterhin darauf warten, dass die Opfer zu ihnen ins Haus kamen.
Sehr überraschend kam für mich der erneute Auftritt von Discordia, aus der Demonic World in Amerika. Sie hatte sich der der NOMAC – Gruppe, die in der Nähe des Châteaus agierte angeschlossen, offensichtlich um mit Kyra abzurechnen. Weil ihr letzter Auftritt schon so lange zurück lag, hatte ich mit ihr ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr gerechnet und Discordia auch schon fast vergessen gehabt. Aus diesem Grund hätte ich mir schon, zum besseren Verständnis und zum Auffrischen der Erinnerungen allgemein, einige Zeilen zu ihrer Vorgeschichte gewünscht, die aber leider ausblieben.
Gegen Ende dieses Romans hatte ich das Gefühl, dass es für Taran immer enger wurde. Dieses hatte ja auch seine Berechtigung. Als Bewusstsein von Merlins Stern hätte er eigentlich sein Dasein zusammen mit dem alten Amulett aushauchen müssen. Alles andere was danach kam war quasi eine Zugabe. Auch das neue Amulett sollte die Möglichkeit erhalten, ein neues eigenes Bewusstsein zu entwickeln, ohne Taran. Im Epilog wurde mit Heinrich Polenski aus Hannover dann auch noch der mysteriöse Puppenmeister vorgestellt, der die bösen Puppen unbedingt kaufen wollte. Ich hatte mich ohnehin darüber amüsiert, dass die führende böse Puppe ausgerechnet Annkathrin hieß. Genauso wie die Heldin der Ostfriesen-Krimis von Klaus-Peter Wolf, die ich bekanntlich ebenfalls lese.
Insgesamt war es meiner Meinung nach ein solider und unterhaltsamer Auftakt dieses Zweiteilers von Thilo gewesen. Es gab Humor an den passenden Stellen, aber auch ein moralisches Streitgespräch zwischen Nicole und Teri. Lediglich beim Spannungsfaktor gab es noch Luft nach oben. Final entschied ich mich dann doch dafür auch diesen Roman mit der Note 2 = Gut und dementsprechend mit 4 von 5 Amuletten zu bewerten. Nach der im Forum üblichen Wertung stimmte ich mit
Sehr Gut ab.
