Band 1249: Der Chronist des Grauens

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PZ 1249: Der Chronist des Grauens

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iceman76 Offline
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Band 1249: Der Chronist des Grauens

Beitrag von iceman76 »

Der Chronist des Grauens

Der Hüne stöhnte auf. Das Entartete griff nach ihm und zerrte ihn von seiner Begleiterin fort, die davon ebenso überrumpelt wurde wie er.
Gerade noch hatte Emeric Rifaud in der Licht durchfluteten Eingangshalle gestanden und die Atmosphäre des unheimlichen Hauses auf sich einwirken lassen ...
... und im nächsten Moment war es, als würden sich die Fänge unsichtbarer Bestien in seine Haut graben, sie aufreißen und sich hineinwühlen, um sich an seinem Fleisch und seinem Blut zu ergötzen.
Und an seinen Qualen.
Das vor allen Dingen, seinen Qualen.
Er hörte noch, wie Moira nach ihm rief – vergeblich rief –, dann erlosch auch die letzte Verbindung zum Reich der Lebenden ...

Geschrieben von Adrian Doyle

Erscheinungsdatum: 12.04.2022

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*** Tradition seit 1895 ***
*** Deutscher Meister 1967 ***

ufo-bote Offline
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Beitrag von ufo-bote »

Soweit nicht schlecht, Ist das nun eine offiziellen Fortsetzung von Heft 298 oder passt nur gaanz zuufällig das Bild? Der Autor von Beiden Heften war zumindest der Selbe.
Bei Thierry gehts nicht sonderlich weiter Gyungo träumt von gesichtlosen Statuen die er dann aber nie findet.
Und zu Emeric Rifaud aka Onyx erfuhr man ja dann auch erstaunliches.

Hoffen wir als Leser, das nicht allzuoft Schreibstuben zu Höhlen des Grauens werden, da die bösen Gedanken irgendwie assimiliert werden.
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Sinclair Offline
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RE: Band 1249: Der Chronist des Grauens

Beitrag von Sinclair »

Handlung: Der Mönch Gyungo Tensöng ist immer noch über den seltsamen Baum beunruhigt, der vor ein paar Monaten samt Baumhaus im Garten des Châteaus materialisierte. Zamorra und Nicole hören sich seine Bedenken und Befürchtungen an, entscheiden sich aber nicht dafür den Baum zu entfernen. Sie hoffen immer noch, dass der vermisste Thierry Bouchard eines Tages mit Hilfe des Baumes zurückkehren wird. Plötzlich meldet Butler Thomas, dass ein seltsames Auto vor dem Château steht aus dem niemand aussteigt. Zamorra erkennt sofort das Spezialfahrzeug von Emeric Rifaud alias Onyx. In ihm befindet sich eine bewusstlose Frau mit zerfetzter Kleidung und rätselhaften Zeichen auf der Haut. Diese sind ursächlich dafür, dass sie die Frau erst ins Château bringen können, nachdem Zamorra einige Zeichen aus der M-Abwehr entfernt hatte. Der Versuch Onyx über die Section Spéciale zu erreichen bleibt erfolglos. Dafür gelingt es Nicole, mit Hilfe ihres Dhyarra-Kristalls die unbekannte Frau aus der Bewusstlosigkeit zu holen. Nicole und Zamorra erfahren dass die Frau Moira Cobert heißt und die Partnerin von Onyx ist. Beide sollten herausfinden warum eine Familie, die ein Haus in den Dünen des Seebades Deauville als Feriendomizil buchte, spurlos verschwand. Als Onyx und Moira das Haus untersuchten verschwand Onyx plötzlich spurlos und Moira wurde angegriffen und konnte mit letzter Kraft der Falle entkommen. Zamorra und Nicole entschließen sich sofort dafür mit Moira nach Deauville zu fahren um dem Geheimnis des Hauses auf die Spur zu kommen und Onyx zurückzuholen, wo er sich auch immer gerade befinden mag. Erschwerend hinzu kommt, dass Nicole gezwungen ist den kraftraubenden Dhyarra-Zauber aufrecht zu erhalten, weil sie befürchtet dass Moira sonst in die Bewusstlosigkeit zurückfallen könnte. Kann dass gut gehen?

Meinung: Auf diesen Roman vom aktuellen Vincent Preis-Preisträger Adrian Doyle alias Manfred Weinland war ich wieder sehr gespannt. Manfred wurde verdientermaßen in der Kategorie „Bester Heftroman“ für seinen hervorragenden Vierteiler um Kelan und die Tausend ausgezeichnet. (PZ 1205-1208 ) Dazu auch noch einmal an dieser Stelle, von mir persönlich, meinen herzlichen Glückwunsch an Manfred für die tolle Autoren-Leistung.

Damit nun zum aktuellen Roman. Im ersten Kapitel brauchte ich erst ein wenig Zeit bis ich die Zusammenhänge verstand. Es begann mitten im Chaos eines Einsatzes den Emeric Rifaud alias Onyx und seine Partnerin Moira Cobert so nicht erwartet hatten. Erst nach und nach lieferte Adrian die nötigen Erklärungen zum Geschehen, so dass die anfänglichen zahlreichen Fragezeichen aus meinem Kopf nach und nach verschwanden. Schon ab dem zweiten Kapitel gab es die Vorgeschichte zum Einsatz der Agenten der Section Spéciale.

Die Familie Londo hatte als Feriendomizil ein altes Haus in den Dünen des Seebades Deauville gebucht. Hier hatte einst Eugène Eribon gelebt und gearbeitet, ein von der Mutter Odette verehrter Autor. Mit wohligem Gruselcharakter erzählte Adrian die folgenden seltsamen Ereignisse. Odette gelang es in dieser Umgebung endlich selbst einen Text zu schreiben, der denen des verehrten Autors würdig war. Als ihr Mann Odon plötzlich ein verstecktes bislang unbekanntes Manuskript des Autors fand und ihr übergab, traf Odette fast der Schlag. Der Text war mit ihren selbst geschrieben Zeilen identisch. Na ja nicht hundertprozentig. In Odettes Version stand: „...was im Nachhinein wie eine Vorwegnahme jener Ereignisse anmutete...“ Im Original hieß es: „....was im Nachhinein wie eine Vorwegnahme des Schreckens anmutete.....“ Doch ein kleiner aber feiner Unterschied. Witzig fand ich die Vornamen des Ehepaares Londo. Odon und Odette, dass passte zumindest vom Namen her perfekt zusammen. :)

Bevor es zum Finale kam, hatte Adrian die spannende Geschichte um die letzte Schaffenszeit des Schriftstellers Eribon, aus dem Jahr 1968, erzählt. Rätselhafte Ereignisse die schließlich dazu führten, dass er letztendlich in der Psychiatrie in Caen landete, aus der er noch einmal für kurze Zeit entlassen wurde. Allerdings sollte schon bald der Besuch eines Fernsehteams in seinem Haus die Dinge erneut eskalieren lassen und ihn dauerhaft auf Lebenszeit in die Psychiatrie zurückbringen.

Die Beschreibung der Arbeitsweise von Eribon erinnerte mich ein wenig an die Gewohnheiten von Werner Kurt Giesa. War dass nur Zufall oder könnte es eine kleine versteckte Hommage an Werner, der viel zu früh verstarb, gewesen sein?

Beim Finale wurde nach langer Zeit endlich einmal ausführlich beschrieben mit welchen, nicht wieder gut zu machenden Folgen, die nicht autorisierte oder qualifizierte Benutzung eines Dharra bestraft wurde.

Am Ende hatte ich den Eindruck dass nicht wirklich alles beendet war. Es blieben noch Fragen offen. Würde der Pfleger Mathieu tatsächlich das Erbe von Eribon antreten? Wieso war ein nackter Mann, der aussah wie Zamorra heute, im Jahr 1968 aus dem Nichts erschienen, just als das Fernsehteam im Haus an den Dünen zu Gast war?

Insgesamt hatte mir der Roman von Adrian wieder bestens gefallen, auch wenn dieses Mal Kelan keine Rolle gespielt hatte. Daher gebe ich gerne für diesen Roman die Note 1 = Sehr gut und damit 5 von 5 Amuletten. Nach der im Forum üblichen Wertung habe ich mit Top abgestimmt.

:thumbup: :buch:
Zuletzt geändert von Sinclair am Do Mai 05, 2022 3:52 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Adrian Doyle Offline
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Beitrag von Adrian Doyle »

Danke, freut mich, dass dir der Roman gefallen hat. Tatsächlich war/ist es Absicht, dass nicht restlos alles in dem Band aufgelöst wird. Aber da kommt wohl noch was. 😇
Gucky67 Offline
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Re: Band 1249: Der Chronist des Grauens

Beitrag von Gucky67 »

was dieser Roman aus 1985 mit dem Amulette-Zyklus zu tun hat? nix! und genau das hat er mit unserer aktuellen Geschichte gemein - auch der ist kein Bestandteil des Amulette-Zyklus, obschon der Autor selbst ihn als solchen auf seiner Seite https://manfredweinland.de/publikationen auflistet. da ich ihn nun aber schon mal gelesen habe, und er mir wirklich sehr gut gefallen hat, mag ich ihn trotzdem gerne hier besprechen.

nunja, vielleicht bin ich jetzt ungerecht, denn auf ein paar Seiten wird sehr wohl der Eichenbaum mitsamt dem Baumhaus thematisiert, der in der Geschichte mit dem Nachfahren des Ordenspriors Kelan de St. Cyriac, dem Jungen Thierry Bouchard, eine Rolle spielt. sowohl Zamorra als auch Nicole hatten das Gebilde bereits mehrfach vergeblich untersucht. jetzt berichtet der Mönch Gyungo Tensöng, dass er in seinen Träumen nicht nur durch ein menschenleeres Schloss irrt, sondern dass er im Garten auf dicht gedrängt nebeneinander stehenden Statuen stößt. wir LeserInnen wissen, dass es sich hier um die Armee der Silberritter des Ordens der Tausend handelt, doch der Mönch nimmt sie nicht silbern sondern steinern wahr. neu dabei ist, dass diese Statuen in seinem Traum dem Baum gewichen sind. der Mönch hat dabei ein schlechtes Gefühl und empfiehlt, den Baum zu vernichten. Zamorra und Nicole entscheiden dagegen, da sie noch immer denken, das könnte ein Schlupfloch für Thierry sein, um wieder zurückzukommen. das Geplänkel zwischen den Schlossbewohnern wird durch die Ankunft eines Fahrzeugs unterbrochen...

eigentlich beginnt die Geschichte ja damit, dass zwei Agenten der Section Spéciale, Emeric Rifaud, Deckname Onyx, und Moira Cobert in ein Spukhaus in den Dünen von Deauville eindringen, das sie sofort angreift, und die beiden haben der Attacke aber auch schon gar nichts entgegenzusetzen. während Emeric verschwindet, kann Moira fliehen und sich in den Wagen retten, wo sie kollabiert. wenige Tage zuvor zieht die Familie Lando in das als Ferienvilla mietbare Haus in den Dünen ein. Mutter Odette ist ganz begeistert, war das Haus doch bis in die späten 60er Jahre die Heimstatt ihres Idols, des Schauergeschichten-Schriftstellers Eugène Eribon. Vater Oddon und Pubertier Isabelle stehen dieser Verehrung eher ratlos gegenüber. Odette dilettiert selbst als Autorin, und in der von Eribons Geist durchwirkten Atmosphäre des Hauses setzt sie sich an den Schreibtisch und schreibt bis zur Erschöpfung ganze Seiten voll. durch einen grausigen Zwischenfall mit einer Maus, die sich selbst verzehrt, stößt die Familie auf ein Manuskript, das offenbar nie als Buch veröffentlicht wurde. Odette erkennt, dass es sich hier um dieselbe Geschichte handelt, die sie andertags zu Papier gebracht hat. und sie entdeckt auch, dass die Geschichte von ihr selbst und ihrer Familie handelt... und gar nicht gut ausgeht. sie fügt sich in ihr Schicksal, und der Abend endet für die gesamte Familie in einem Gemetzel.

an der Stelle kommen wir an die Szene, die ich oben beschrieben habe. das Dienstauto, in das sich Moira retten konnte, ist ein hochtechnologisiertes, u.a. selbstfahrendes Spezialfahrzeug der Section, und "das Biest", wie unsere Franzosen es liebevoll nennen, hat Moira vor das Schloss Montagne gebracht. die bewusstlose Frau ist von Wunden übersäht, die wie Tätowierungen aussehen, und als man sie ins Château bringen will, geht sie in magischen Flammen auf - die M-Abwehr hat reagiert. die Umbettung gelingt im zweiten Anlauf, jetzt erkennen die Schlossbewohner, dass Moira scheinbar über und über mit Buchstaben tätowiert ist, wobei sich die Buchstaben aber bewegen. Nicole holt Moira mithilfe ihres Dhyarra ins Bewusstsein zurück, dabei verschwinden auch die Buchstaben. die Agentin berichtet nicht nur vom Einsatz und Verschwinden Ems, der jetzt Leiter der Section ist, und mit dem Moira in einer Liaison ist. gemeinsam macht man sich auf den Weg nach Deauville, unterwegs enthüllt die Agentin, dass Eribon noch lebt, und zwar in einer geschlossenen Anstalt. er hat eines Tages ein Fernsehteam in eine Falle gelockt und alle ermordet. im Gegenzug erklärt die immer schwächer werdende Nicole, dass es ihr nur aufgrund ihres Wunschkristalls gelingt, Moira in ihrem unversehrten Zustand zu halten. am Haus in den Dünen angekommen, ist auch die Section Spéciale mit einer ganzen Reihe von Agenten eingetroffen, allesamt aber bereits außer Gefecht gesetzt. Zamorra betritt das verfluchte Haus.

Wechsel nach Caen, in eine geschlossene Anstalt, in der es mit Eugène Eribon zu Ende geht. er ist darüber nicht gram, denn was sollte der Tod ihm noch anhaben können, was das Leben ihm nicht schon zugefügt hatte, er hatte genug davon, das Böse zu nähren. und dann erfahren wir seine Geschichte, und gehen dazu zurück ins Jahr 1968. der Autor schreibt eines Abends wie besessen noch einmal Wort für Wort das Manuskript seines neuen Romans, "Friedhof der Lebenden", allerdings alles rückwärts. sein zu Rate gezogener Freund und Arzt Lagrange empfiehlt ihm einerseits mit dem Whiskysaufen aufzuhören, und andererseits seinen Kollegen, den Psychiater Boieldieu aufzusuchen. Eribon hält sich für vom Bösen besessen, erst jetzt wird ihm bewusst, dass es auch schon früher makabre Parallelen zwischen seinen Geschichten und echten Morden gab, von denen er in Zeitungen gelesen hatte. und auch der Friedhof der Lebenden dreht sich um aktuelle Geschehnisse, sein eigener Freund, Charles Lagrange, spielt darin eine traurige Rolle. tatsächlich erliegt der Arzt vermeintlich einem Herzversagen, und wird lebendig begraben. in seiner Verzweiflung begibt sich Eribon tatsächlich bei Dr. Boieldieu in Behandlung, wird aber nach einiger Zeit wieder entlassen, da bei ihm einfach keine Krankheit diagnostiziert werden kann, und seine Fixierung, er werde vom Bösen gelenkt, nicht nachvollziehbar ist.

so kommt es nach der Entlassung zur Begegnung mit dem Fernsehteam, der Autor will der Öffentlichkeit berichten, wie er vom Bösen getrieben wird. und tatsächlich manifestiert sich eine kauernde, nackte und dampfende Gestalt im Wohnzimmer des Hauses. die Fernsehleute sind not amused, halten das alles für Klamauk, und wollen wieder abfahren, nicht ohne dem écrivain zu drohen, man werde schon einen entsprechenden Beitrag über ihn bringen. und nun dreht der Autor durch, keinesfalls kann er erlauben, dass er in der Öffentlichkeit bloßgestellt wird. er zaubert eine Pistole hervor und erledigt das ganze Team. so landet er diesmal für immer in der Klapse.

zurück in der Gegenwart. Moira hat Nicole den Kristall abgenommen und ist Zamorra ins Fluchhaus gefolgt. da Moira nicht mehr von Nicole beschützt wird, ist sie wieder vom Bösen in Beschlag genommen worden, und ihr Körper abermals von Glyphen übersäht. sie attackiert Zamorra, zuerst sausen die Buchstaben wir Pfeile auf den Meister des Übersinnlichen, doch sie verglühen im Schutzschild des Amuletts. dann versucht sie es mit dem Kristall, doch wie zu erwarten ist sie nicht stark genug für dieses Artefakt. nun tauchen auch alle anderen Verschwunden wieder auf und gehen ebenfalls auf Zamorra los, doch mithilfe seines Amuletts kann er alle vom Bann befreien, wobei die bereits Verstorbenen wie Moira und unsere dreiköpfige Familie tot bleiben und andere wie Onyx weiterleben. es stellt sich heraus, dass das Haus selbst von den Ideen des Autors Eribon quasi vergiftet wurde, und Zamorra sieht keinen anderen Ausweg, als es mithilfe des Amuletts in Schutt und Asche zu legen.

zwei Epiloge - in einem stirbt Eribon, und an seinem Grab hat sein Lieblingspfleger die Erscheinung, dass ihn die Leiche des Autors angrinst, und ihm die Buchstaben, mit der seine eigene Haut übersäht ist, überträgt. und im zweiten übermittelt die Section die Filmaufnahmen des Fernsehteams, auf der nun deutlich erkennbar wird, dass die Gestalt niemand anderer ist als - Zamorra...

☠ Fazit ☠

die Eingangsszene ist schon ein ordentlicher Reißer, Horror pur, großartig geschrieben. die zweite Szenerie, als die junge Familie Lando das Haus als Urlaubsdomizil in Beschlag nimmt, bleibt ebenfalls nicht lange harmlos. und hier zeigt der Autor einmal mehr, dass er beides kann: Gore, wenn sich zB eine Maus selbst verzehrt und dabei vor Schmerzen jämmerlich wimmert, und unausgesprochenes weil unbeschriebenes Grauen: "Der Abend endete in einem Gemetzel." es wird noch ein paar mal blutig, wenn zB der Fernsehjournalistin "der halbe Mund weggeschossen" wird.

die Idee mit dem lebendig begrabenen Arzt wiederum, der sich mit bloßen Händen aus dem Grab wühlen kann, nur um dann vor Erschöpfung tatsächlich zu sterben, ist eine ganz wunderbar grausame und anrührende.

ist es plausibel, dass eine Person, die sich als besessen bezeichnet und die öffentliche Ruhe stört, keine weitere Betreuung erfährt? in psychiatrischer Behandlung wurde keine Krankheit festgestellt, aber sind Wahnvorstellungen nicht Teil eines Krankheitsbildes? ich habe da echt zuwenig Einblick.

wie sich das Ebenbild von Zammy im Haus manifestiert, erinnert mich an die berühmte Szene, als der Terminator in einer glühenden Kugel in der Vergangenheit auftaucht.

in weiterer Folge lässt Herr Weinland den Protagonisten über sich selbst denken: "Eribon ließ sich zwar bisweilen von tatsächlichen Verbrechen inspirieren, das ging aber nie soweit, dass er die Mordwerkzeuge oder Tathintergründe eins zu eins für seine Werke übernahm. Von Beginn seiner Karriere an hatte er Wert darauf gelegt, dass ihm niemand einen Mangel an eigener Fantasie unterstellen konnte, denn daran mangelts es ihm wahrhaftig nicht. Das Entwerfen komplexer Charaktere und Handlungen war ihm nie schwer gefallen. Von einer oft banalen und unspektakulär wirkenden Grundidee ausgehend, zauberte sein Verstand in kürzester Zeit Hintergründe und Verwicklungen, die ihn selbst überraschten und tagtäglich dazu motivierten, schon deshalb weiterzuschreiben, um während des Prozesses selbst zu erfahren, wie seine Figuren sich in verzwickten Situationen verhalten und sich auf oft aussichtslos scheinenden Situationen befreiten. Das Gleiche galt für die Bluttaten. Auch hier war er oft über die latent in ihm schlummernde Lust an Gewaltorgien entsetzt. Zugleich wusste er, dass seine Leser genau solche ausufernden Exzesse von ihm erwarteten." beschreibt der Autor hier sich selbst? ein Körnchen Selbsteinschätzung wird da wohl drinnen stecken, insbesondere was die letzten Aussagen zur Blutlust betrifft...

ein tolles Teil, der Autor schreibt "Sätze, die gelesen werden wollen", und ich lese sie sehr gerne. 5 von 6 Gruselromanforum-Punkten.

der Illustrator Dirk Berger hat 2025 den Kurd-Laßwitz-Preis in der Sparte "Beste Graphik zur SF einer deutschsprachigen Ausgabe" gewonnen, für das Titelbild der „phantastisch!“ Ausgabe 94, erschienen 2024: https://www.kurd-lasswitz-preis.de/2025/KLP_2025.htm
auf der Seite des Künstlers https://www.lightandstorm.com/ gibt es mehr zu entdecken. die Szene auf unserem Tibi kommt so oder so ähnlich auch im Roman vor, dennoch gefällt es mir vom Stil her leider so gar nicht.
Adrian Doyle Offline
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Registriert: Do Jan 27, 2011 5:51 am

Re: Band 1249: Der Chronist des Grauens

Beitrag von Adrian Doyle »

@Rainer: Die Verbindung zum Zyklus wird sich dir im letzten Band erschließen. 😉
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