Original von Phexcaer
Mal eine Frage an das Gleichgewicht, was genau stört dich an "Furios"? Das kann ich ggf. bei einigen IRH Romanen nachvollziehen, aber hier kommt doch wirklich nichts vor was es nicht auch vor 35 Jahren in den JD Romanen gegeben hat? Eine Gruppe Engeln wird von der Hölle gejagt, zu mehr kommt es doch aktuell noch nicht. Ich meine, wir hatten die Mordliga, die großen Alten...diese Romane waren in der Regel auch episches Actionkino, vor allem wenn es zu Mehrteilern kam.
Die Details kann man ja gleich in meiner langen Rezi nachlesen, da ist wieder viel Gedankenmüll zu Text verarbeitet worden. Muss ja irgendwie raus.
Stimmt. Die Action geht in diesem Band noch. Trotzdem hatte Altmeister Dark selbst bei seinen epischen Schlachten so eine ruhige Schreibe, die ich immer geschätzt habe. Sowas schreibt er heute nicht mehr. Und naja...wenn Jason Dark seine spannenden Abenteuer um die Mordliga oder Wikkas Hexen oder das Trio Akkeren-Saladin-Schwarzer Tod schon sehr entspannt schreibt, dann kann man sich leider denken, wie einschläfernd seine Monster der Woche Romane sind
Aber halt, falscher Autor. Heute geht es erstmal Rafael Marques an den Mecker-Kragen.
Auf der Heimfahrt vom Yard meldet sich plötzlich Johns Kreuz und mit seinem JS-Bauchgefühl wird er auf einen Passanten aufmerksam, hinter dessen Rücken gefaltete Engelsflügel leicht flimmern. John springt aus seinem Wagen und hetzt dem Kerl hinterher. Nachdem er ihn eingeholt hat, beginnt eine kurze Befragung.
[COLOR=bbcf83]Inzwischen zweifelte ich stark daran, dass es sich bei ihm tatsächlich um ein Wesen der Hölle handelte. Aber warum hatte mein Talisman dann reagiert?[/COLOR] Weil es nicht auf den lieben Halbengel reagiert hat, sondern wegen dem höllischen Kopfgeldjäger Varanga, der den Halbengel just in diesem Moment mit einer goldenen Kugel tötet. Und dann verwandelt sich der tote Engel auch noch in einen Dämon und attackiert John. Es ist wohl mal wieder einer dieser beschissenen Tage. Also geht es nochmal zurück zum Yard. Sir James Bericht erstatten, die eingetütete Goldkugel im Labor abliefern, das Handy des Halbengels von der IT auswerten lassen, Jane nach diesem Varanga recherchieren lassen.
In gewissen Kreisen hat sich Varangas Ankunft schon herumgesprochen. Die Halbengel erhoffen sich Hilfe von Raniel, doch der ist spurlos verschwunden. Zweite Wahl ist der berüchtigte Sohn des Lichts. Eine Mariela will sich mit ihm treffen, wird aber von Varanga abgefangen. Zufällig sieht der Bettler Joe, der mal Polizist war, die Szene und kommt näher. Gerade als die Tote sich verwandelt, klingelt ihr Handy und rutscht ganz praktisch aus der Hosentasche. Joe schnappt es sich geistesgegenwärtig. Die Dämonin wankt auf ihn zu.
[COLOR=bbcf83]Endlich fiel ihm das Handy wieder ein, das er immer noch in der Hand hielt. Er wollte die 999 wählen und damit Polizei und Krankenwagen alarmieren, stattdessen aktivierte er versehentlich die Rückruffunktion und wählte dadurch die Nummer des letzten Anrufers an.[/COLOR] Und das ist die Nummer des Geisterjägers. Als Ex-Polizist behält Joe die Nerven und gibt seinen Aufenthaltsort durch, bevor er sich in Sicherheit bringt. So kann John ihn vielleicht noch retten. Was für eine Aneinanderreihung von Zufällen mal wieder. Varanga killt sein Opfer gerade dort und dann, wo ein Ex-Polizist es sieht. Der Toten rutscht dann zufällig das Handy aus der Hose, dass Joe nur noch zuschnappen muss. Damit will er Hilfe rufen, kommt aber zufällig auf die Rückrufstarte und der letzte Anrufer war zufällig Titelheld John Sinclair. Ach, komm.
Und Raniel? Der ist die letzten Monate arg beschäftigt gewesen, denn er ist hinter den Ausputzern der Hölle her, die sich neu formieren. Bah, den Name finde ich immer noch furchtbar. Reicht nicht an die Dunklen Eminenzen oder die Mordliga heran. Jedenfalls killt er eine Menge Monster und bringt sogar einen ganzen Dämonenturm und alle Monster darin zum Einsturz. Schneller, höher, weiter. Ich bin jetzt mit dem ersten Drittel des Romans durch und habe schon keinen Bock mehr. Ausgerechnet die beiden Hauptautoren von JS haben sich so entwickelt. Der Rest schreibt leider seine Abenteuer der Woche. Naja, erstmal runterkommen und eine Lesepause einlegen. Schlimm, dass Dark Land eine Nummer abgedrehter war, aber trotzdem glaubhafter und realistischer. Irgendwie wünsche ich mir jetzt gerade die gute alte JS-Ära zurück. 2016 war noch alles in Ordnung, sogar Hillebergs-Atlantis-Bände habe ich gerne gelesen.
[COLOR=bbcf83]Manchmal nimmt das Leben wirklich seltsame Wendungen, über die wir nur den Kopf schütteln können. So wie in diesem Fall. Da weder Suko noch ich wussten, wo wir weiter ansetzen sollten, hatte ich alle in den Kontakten eingespeicherten Nummern des Toten angewählt, und nur bei einer einzigen war nicht direkt die Mailbox angesprungen. Es war mir zwar nicht gelungen, diese Mariela zu erreichen, dafür wurde ich von einem Mann namens Joe Astin zurückgerufen, der mir den Tod der Frau offenbarte und berichtete, dass sie zu einem Monster mutiert war.[/COLOR] Halt die volle Portion Groschenheftzufall, damit die Geschehnisse in das Handlungskonzept gepresst werden. John und Suko retten Joe in letzter Sekunde vor der verwandelten Mariela. Irgendwie haben sich die anderen Halbengel hier versteckt gehalten und miterlebt, wie Mariela nicht vom Sohn des Lichts beschützt werden konnte, in den sie ihre verbliebenen Hoffnungen gelegt hatten.
[COLOR=bbcf83]“Ich bin auf Ihrer Seite“, sagte ich, um den Dunkelhaarigen zu beruhigen. „Ich versuche, Sie zu beschützen.“ „Du bist nur ein Mensch, John Sinclair.“ Der vorwurfsvolle Unterton war mir nicht entgangen.[/COLOR] Deshalb wollen die Halbengel die Sache allein in die Hand nehmen und fordern Johns Kreuz. Das will der natürlich nicht herausrücken und ruft lieber die Kreuzformel, vielleicht vertreibt es ja die Halbengel. Nur so ein Bauchgefühl.
Raniel setzt seine Reise fort. Das Kleinvieh interessiert ihn wenig, er will den Ausputzer Xanuur höchstpersönlich. In einer Lavahöhle stellt er seinen Feind schließlich. Erst zersäbelt er mühsam seine Diener, dann soll Xanuur daran glauben. Aber er ist geschwächt, wird er es schaffen? Er wird abgelenkt, weil just in diesem Moment im perfekten Heftromantiming Johns aktiviertes Kreuz eine Brücke zwischen London und dieser Dimension erreichtet und er die Hilferufe der Halbengel vernimmt. Also die vergangenen Hilferufe, jetzt gerade denken die Halbengel ja an ganz andere Sachen und wollen John das Kreuz abnehmen.
[COLOR=bbcf83]Die Stimmen der Halbengel mochten verklungen sein, die Macht, die sie durch die Dimensionen in seinen Kopf getragen hatten, blieb dagegen bestehen. Dadurch wich auch die Schwäche, die ihn in die Knie gezwungen hatte.[/COLOR] Aha, die Stimmen der Halbengel vertreiben auf magische Weise gleich mit seine Schwäche. Klaro! Der Gerechte verzieht sich, die Konfrontation mit Xanuur muss warten. Aber der Name wurde erstmal „gedroppt“.
Durch die Kreuzformel und den Kontakt zu Raniel beginnen in London die Halbengel wie paralysiert zu schweben. John entwaffnet sie mühelos und sucht kurz Suko. Als sie zusammen wieder zu den Halbengeln gehen, steht plötzlich Raniel zwischen ihnen. Von Varanga weiß er schon, weil Xanuur den nebensächlich erwähnt hatte.
Es passt wieder alles perfekt, wie es passen muss. Und der Roman ist erst zur Hälfte vorbei. Puh. Die nächste Lesepause? So kann man auch mehrere Tage an einem Heft sitzen, wo ich die 2376 in zwei Stunden gespannt durchgeblättert habe und die 2372 trotz inhaltlichen Schwächen problemlos am Stück lesen konnte. Wenn ich jetzt einen GK dazwischenschiebe, fände ich das unfair. So ein Roman muss schon am Stück überzeugen können.
So, einen Tag später werde ich mir den Rest des Abenteuers einverleiben. Raniel ist jetzt ja da, also kann er übernehmen. Wenn nicht zufällig Varanga noch hier wäre und Raniel bei seiner Rückkehr direkt anschießt. John stellt den Killer zur Rede.
[COLOR=bbcf83]Etwa zehn Meter vor ihm blieb ich in Combat-Haltung stehen und hielt die Beretta mit beiden Händen auf ihn gerichtet. „Varanga?“, rief ich ihm zu. „Bist du Luzifers Kopfgeldjäger?“[/COLOR] Der hat aber keine Lust auf lange Dialoge und teleportiert sich nach einem kurzen Geplauder weg. Raniel hat den Anschlag überlebt, weil er stärker ist als die anderen. Auch er teleportiert sich und seine Schützlinge davon. Suko und John bleiben zurück und stehen doof da.
[COLOR=bbcf83]“Was mir zu denken gibt, ist, dass Varanga erwähnt hat, er würde das Kreuz kennen“, erklärte ich. „Außerdem hat er mich Sohn des Lichts genannt. Das bedeutet, er hat mich in einer meiner früheren Inkarnationen erlebt, vielleicht als Hector de Valois oder Richard Löwenherz. An König Salomo will ich nicht so recht glauben, kann es aber nicht ganz ausschließen.“[/COLOR] Oder er kennt einfach den besonderen Titel des Geisterjägers aus Höllenkreisen. Nicht jeder, der John Sohn des Lichts nennt, hat eine seiner früheren Personifikationen gekannt. Egal, da das JS-Bauchgefühl wieder zuschlägt, forscht er in Richtung Templer nach. Kann ja nicht schaden, andere Anhaltspunkte als spontane Geistesblitze haben sie keine.
Dann meldet sich die Stimme von einem der Halbengel in seinem Kopf.
[COLOR=bbcf83]“Seit du dein Kreuz aktiviert hast und ich von den Strahlen erfasst wurde, stehe ich mit der weißen Magie in Kontakt.[/COLOR] Ah, ja. Das Kreuz reagiert eben jedes mal anders, so wie man es braucht. Dass es so einen mentalen Kontakt herstellt, war mir nicht bekannt. Die Halbengel haben ihre Meinung geändert und wollen jetzt doch mit ihm zusammenarbeiten. Ein Treffen wird jedoch von Kreaturen der Finsternis gestört und Suko muss John in allerletzter Sekunde das Leben retten. Die Halbengel werden von der Hölle entführt.
Varanga hat sich in die Hölle zurückgezogen und wird vom mächtigen Dämon Kovalev aufgesucht.
[COLOR=bbcf83]„Ich habe einen neuen Auftrag für dich“, kündigte Kovalev an, ohne auf die Frage einzugehen. „Das Böse muss zunächst mit etwas Gutem aufgewogen werden.“ Kovalev hob die linke seiner dichten Augenbrauen. „Was willst du damit sagen? Dass ich eine gute Tat vollbringen soll, bevor ich dir einen weiteren Auftrag erteilen darf?“[/COLOR]Varanga soll John Sinclair töten, damit er sich nicht mehr einmischen kann. Doch Varanga weigert sich, er ist hier, um Raniel und die Halbengel zu töten, nichts weiter.
Die Digitalisierung von Lady Sarahs Archiv schreitet die letzten Jahre wohl nicht voran, denn Jane muss altmodisch Bücher wälzen. Sie findet nur etwas über einen verstorbenen Templer namens Varanga Abramus heraus. Könnte ein anderer als der gesuchte Dämon sein, aber John hat da so ein Bauchgefühl. Wie bringt ihn diese Verbindung zu den Templern jetzt überhaupt weiter? Erstmal gar nicht. Wäre ja auch ziemlicher Zufall, wenn dahingehend noch was passiert, im Templerkloster gibt es weder Raniel noch irgendwelche Halbengel. Tja…ich bin gespannt, wie das im zweiten Teil abläuft.
Jedenfalls hat Kovalev Raniel aufgefordert, sich zu stellen. Da er von Varangas goldener Revolverkugel immer mehr geschwächt wird, fahren John und Suko ihn dorthin. Kovalev und seine Kreaturen der Finsternis erwarten das Trio bereits und verwickeln es in ein Gespräch, damit Varanga unbemerkt auf Raniel schießen kann.
[COLOR=bbcf83]Entgegen allen Erwartungen erhob sich Raniel noch einmal, riss sein Schwert in die Höhe und stieß einen wilden Schrei aus.[/COLOR] Zeit für das Zwischenfinale! Raniel lebt noch und verwandelt sich teilweise in ein Dämonenmonster. Komisch, eigentlich tötet die Kugeln doch ihre Opfer und sie verwandeln sich danach in rasende unkontrollierte Monster. Das wird sogar nochmal bestätigt, genau so wie Pandoras Unheilsbringer. Raniel ist aber eine Ausnahme und eher eine stilistische coole Sache.
[COLOR=bbcf83]Kovalevs Ziel war es gewesen, Raniel nicht einfach zu töten, sondern ihn in einen Dämon zu verwandeln und ihn somit als willigen Diener auf die Seite seiner Erzfeinde zu ziehen.[/COLOR] Ach so, also war das geplant. Hat Varanga dann andere Munition verwendet? Raniel wird nun zum Dämon, aber nicht wie geplant zum Höllendiener. Sie haben ihren Feind nur noch stärker und wütender gemacht, Glückwunsch.
[COLOR=bbcf83]Ich wusste, dass er es nicht bei den drei Kreaturen belassen und Suko und ich sein nächstes Ziel sein würden.[/COLOR] Aber bevor er notgedrungen die Kreuzformel rufen kann, teleportiert sich Raniel davon. Die Lieblingsfortbewegungsmöglichkeit magischer Wesen im Gruselheftroman. Varanga hat sich natürlich auch abgesetzt.
Und da haben wir den großen Kracher. Kann ja nicht sein, dass nur Kollege Hilleberg die großen Schock-Ereignisse der Serie schreibt. Raniel ist zum Dämon geworden. Obwohl das eigentlich nicht geht, nur wer durch die magischen Kugeln getötet wurde, erhebt sich als Dämon wieder. Da wird sogar der Vergleich mit Pandoras Unheilsbringern gezogen, die sich auch so verwandeln. Nicht nur, wenn sie schwer verletzt wurden. Sie müssen gehirntot sein. Und die Seiten gewechselt hat Raniel auch nicht, keine Panik. Was ich aber gut finde, das hat sich in all den Jahrzehnten extrem abgenutzt. Raniel stand schon immer auf seiner eigenen Seite, jetzt steht er eben noch mehr auf seiner Seite.
Varanga ist ein interessanter Gegenspieler und unterscheidet sich gar nicht so sehr von Raniel. Er hat seinen Ehrenkodex und weigert sich, John Sinclair zu töten. Hätte er eh nicht geschafft, also war diese Entscheidung ganz schlau.
Es sind nicht die Figuren, die mich an diesem Roman stören. Pre-Dämon Raniel gefällt mir, Varanga gefällt mir, Kovalev ist ganz ok und die Verwandlungen der Kreaturen der Finsternis sind wie immer nett anzusehen. Es ist wie oft bei mir die Handlung. Zu erzwungen und unorganisch liest sich das alles. Heftromanzufälle hier, JS-Bauchgefühl da und einige Dinge widersprechen sich, ohne dass mir das erklärt wird. Die Action geht eigentlich, vor allem in der zweiten Hälfte. Vorher bringt Raniel zum Beispiel nur durch sein Schwert einen über zehn Meter hohen Dämonenturm mit haufenweise Monstern darin zum Einsturz. Das ist mir zu viel. Wenigstens gibt es keinerlei tragische Familienschicksale junger Frauen oder ungewollte sexuelle Handlungen.
Es ist meine persönliche Meinung, weil mir dieser „moderne JS“ nicht gefällt. Und genau so einer ist das Heft. Ich weiß nichts, was ich von Raniels Verwandlung halten soll. Wie das kommende Templer-Thema hier aufgebaut wurde, hat mir nicht gefallen. Die Handlung ist zu „rule of cool“ und ich zu verbissen und ernst in dem Bezug.
Obwohl durch meine Lesepausen gerade in der zweiten Hälfte die Luft raus war und ich das Heft weniger interessiert weitergelesen habe, würde ich hier noch ein „gutes GUT“

:baff: :baff: :baff: :baff: (6,5 von 10 Kreuzen) vergeben.