Wieder mal eine tragische Geschichte. Marie, die große Liebe und Frau von Vincent Hegl, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Vincent macht sich Vorwürfe, schließlich hat sie ihn nur mit dem Auto abgeholt, weil er getrunken hatte. Er denkt sogar an Suizid, um ihr ins Jenseits zu folgen. Bevor er seine Pläne in die Tat umsetzen kann, erscheint seine Marie bei ihm. Sie drückt ihm eine Spiegelscherbe in die Hand. Mit dieser muss er jemanden töten, dann kann sie aus dem Jenseits zu ihm zurückkehren.
[COLOR=bbcf83]Sie war noch da, sie wollte zu ihm zurück, und er hatte die Chance, ihr den Weg zu ebnen. Wie hätte er dieser Versuchung widerstehen können?[/COLOR] Damit das Drama noch größer wird, soll ausgerechnet ein unschuldiges dreizehnjähriges Mädchen sein Opfer sein. Die Teenagerin schläft und ist leichte Beute, erwacht dann aber ganz klassisch im letzten Augenblick und schreit laut. Ihr Vater kommt angestürmt und überwältigt Vincent Hegl.
Vincent Hegl erzählt der Polizei bei seiner Verhaftung alles und die Behörden tun es natürlich nicht als Lüge oder Wahnsinn ab. Stattdessen rufen sie die Experten. Dieses mal muss Psychonautin Dagmar Hansen herhalten, Harry Stahl ist leider verhindert. Ich bin schon gespannt, ob ihre Kräfte zum Einsatz kommen werden. Jedenfalls freut es mich, dass sie hier mal alleine unterwegs ist.
Dagmar befragt Vincent Hegl ohne viel aus ihm herauszubekommen. Aber sie glaubt ihm, genauso wie der zuständige Kriminalhauptkommissar Gregor Fichtner. Bauchgefühl. Als Dagmar dann die Spiegelscherbe untersucht, aktivieren sich tatsächlich kurz ihre Psychonautenkräfte und geben ihr einen Hinweis auf Aibon. Sie will vorsichtshalber John dazu holen. Schade, aber andererseits verständlich.
Und dann gehen die üblichen Ermittlungen auch schon weiter. Vincent Hegls Eltern werden befragt, die mit auf dem Hegl-Hof leben. In einer kleinen Nebenszene wurde schon angedeutet, dass hier Teile der Hegl-Familie mit drinstecken. Man darf also wieder das große Familiendrama erwarten. Dagmar wird schnell des Hofes verwiesen, aber ihr Verdacht erhärtet sich, hier stimmt etwas nicht.
Später trifft auch Mama Miriam Hegl auf die zurückgekehrte Tote.
[COLOR=bbcf83]“Nun musst du ein Leben nehmen, um mir meines zu schenken“[/COLOR] Dass der Ehemann sich darauf einlässt verstehe ich ja, aber die Schwiegermutter? Nachdem die Aktion ihren Sohn schon in den Knast gebracht hat? Papa Friedrich Hegl erwischt seine Frau und stellt sie zur Rede, was sie mit der verdammten Spiegelscherbe vorhat. Da greift sie ihn an. Sie kann es jedoch nicht zu Ende bringen und verletzt ihn nur schwer. Verzweifelt ruft sie ihren Vater an, während ihr Mann langsam verblutet. Für Opa Joseph Hegl ist die Sache klar.
[COLOR=bbcf83]“Miriam, hör zu: Er muss sterben. Nur so kannst du es beenden.“[/COLOR] Denn der Opa steckt hinter der ganzen Sache. Der übliche „alte weise Mann mit dem urigen Legendenwissen“.
Mit diesem Cliffhanger geht es erstmal zum Geisterjäger, der in der zweiten Hälfte des Romans dazukommt. Ich hätte Dagmar echt einen Solofall gegönnt, die Nebenfiguren mit ihren Besonderheiten sind doch erst das Salz in der Suppe von JS.
Opa Joseph Hegl wird nun selbst aktiv, weil die Sache aus dem Ruder läuft.
[COLOR=bbcf83]Nichts war so gelaufen wie in seiner Vorstellung. Vielleicht war er auch zu naiv gewesen, zu glauben, die alten Mächte würden schon alles in Ordnung bringen.[/COLOR] Sein Enkel ist gescheitert. Seine Tochter konnte es offenbar auch nicht durchziehen und ihren Mann töten. Das wird die alten Mächte sehr wütend machen, sie wollen ihr versprochenes Blutopfer haben. Joseph Hegl beschwört im Totenmoor die untote Hexe, mit der er seinen Handel geschlossen hat. Die hält am Deal fest, was hat Opa Hegl auch erwartet? Und weil sich nicht an die Absprache gehalten wurde, folgen jetzt Konsequenzen. Erst killt die Hexe Joseph Hegl, die restliche Familie wird folgen.
Dagmar hat indes von den neuen Entwicklungen erfahren und will mit John Mama Hegl befragen. Währenddessen rollt ein unheimlicher Nebel heran und die Hexe schlägt wieder zu. Mit Kreuzmagie und Psychonautenkräften kann man die Hexe vertreiben. John vermutet ganz richtig, dass sie es nun bei Vincent Hegl versuchen wird, der in der nächsten Stadt in Untersuchungshaft sitzt. Die Hexe ist mit ihrem magischen Nebel schneller bei Vincent Hegl und da der eh Suizidgedanken hat, lässt er sich einfach mitnehmen. John mag mit seinem Auto rasen, aber er ist natürlich trotzdem langsamer. Alles andere wäre auch unsinnig gewesen.
Tja, der einzige, der den Helden Informationen liefern könnte, wurde von der Hexe gekillt. Aber man muss ja irgendwie zu einem Abschluss kommen. Deshalb weiß Miriam Hegl dann doch ein wenig von den Taten ihres Vaters. Von der vergessenen Legende des Totenmoors. Versuchen kann man es ja mal. Sie nehmen Mama Hegl mit, als Führerin, und um sie besser schützen zu können. In der Mitte des Sees im Totenmoor tauchen dann die Leichen der Verschwundenen auf und Miriam Hegl dreht durch.
[COLOR=bbcf83]Sie vergaß alle Vorsicht und rannte mit weiten Schritten auf das Totenmoor zu.[/COLOR] Natürlich ist es eine Falle der Knochenhexe, die sich Mama Hegl schnappt. John aktiviert das Kreuz, aber gegen Wesen Aibons entfaltet es nicht seine volle Kraft. Also muss Dagmar ran und sich der Hexe stellen. Wieso reagieren ihre Psychonautenkräfte eigentlich auf die Hexe? Wegen einem Heftromanzufall. Die Untote ist nämlich eine Beinahe-Psychonautin.
[COLOR=bbcf83]“Ich wäre gern eine Psychonautin geworden. Ich war auf dem Weg dahin.“[/COLOR] Ein Glück, dass Dagmar zufällig gerade an so einen Fall gerät. Das hat der Herr Autor aber geschickt eingefädelt.
Nun ist das schon kein Soloabenteuer für die gute Dagmar. Da kann sie doch wenigstens die Knochenhexe alleine erledigen. Ihre Psychonautenkräfte sind wenig erkundet, bestimmt hat sie auch irgendwas Handfestes im Repertoire, um die Gegnerin der Woche zu grillen. Leider, und das wird der größte Kritikpunkt des Romans für mich sein, wird Dagmar dann auf der letzten Seite zur Maid in Nöten. Sie erreicht nichts und John ist der strahlende Ritter. Er muss ihr „Leben retten“ und packt den Bumerang aus, der trotz der Entfernung zielsicher der Hexe den Kopf abschlägt und sie vernichtet. Wie lahm!
[COLOR=bbcf83]Dann packte ich die Jacke meiner Freundin und zog Dagmar hoch.[/COLOR] Sogar aus dem Sumpf muss er sie zerren, diese Weiber bekommen auch gar nichts hin. John erhält noch eine Botschaft der Hexe. Denn ihr Geist existiert weiterhin, nur ihr Körper wurde vernichtet.
[COLOR=bbcf83]“Du magst für Wesen in meiner Heimat wichtig sein und auch einen Hauch von Aibon in dir tragen, deshalb lasse ich unseren Konflikt an dieser Stelle ruhen. Aber du solltest mich nicht reizen!“[/COLOR]
Wie dem auch sei. Die Hexe ist erstmal erledigt, auch wenn hier nichts gewonnen wurde. Sohnemann Hegl, Mana Hegl und Opa Hegl wurden alle erwischt. Eher eine Niederlage als ein Sieg. Wie man es vom modernen JS kennt. Eine tragische Familiengeschichte.
[COLOR=bbcf83]Friedrich Hegl hatte die Menschen verloren, die er liebte, seine Frau Miriam und Vincent, der für ihn wie ein Sohn gewesen war. Ich fürchtete sehr, dass er daran zerbrechen würde, doch ich wünschte ihm natürlich, dass er irgendwann über diesen schrecklichen Verlust hinauskommen würde.[/COLOR] Was ist schon ein moderner JS ohne irgendeine Figur, die ein seelisches Trauma davonträgt und eventuell daran zerbricht?
Grundsätzlich ist das ein ordentlicher Gruselfall von Rafael Marques. Die Handlung ist schlüssig und das Heft macht Spaß. Dafür schonmal GUTe

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuzen). Und das Ende stört mich auch gar nicht…wenn es nicht so häufig vorkommen würde. Früher unter Dark habe ich mir solche Hefte gewünscht. Ein Familiendrama, die Helden erreichen kaum etwas und können weitere Opfer nicht verhindern. Am Ende hat es fast eine ganze Familie ausgelöscht. Nur einer überlebt und trägt natürlich furchtbare seelische Neben davon. John befürchtet, dass der Kerl daran zerbrechen wird. Wie üblich und nervig.
Dann ist da noch Dagmar. Ein Fall, der genau auf sie und ihre Fähigkeiten zugeschnitten ist. Leider schafft sie es nicht alleine und braucht Johns Hilfe. Beim Finale muss John sie dann sogar vor dem bösen Monster retten. Nicht einmal den Todesstoß gönnt Rafael Marques ihr, stattdessen wird sie zur Maid in Nöten degradiert. Chance vertan.
Zwei Kritikpunkte, die aber sehr persönlicher Natur sind. Ich würde gern viel mehr Soloromane von Nebenfiguren lesen, um ihren Persönlichkeiten und besonderen Fähigkeiten mehr Tiefe zu verleihen. Außerdem darf es gern etwas Frauenpower ohne den Haupthelden sein, auch wenn wir hier beim „James Bond der Monsterjagd“ sind. Und dieses übliche Familiendrama mit einer Niederlage der Helden und gebrochenen Nebenfiguren gibt es inzwischen gefühlt mehr als ein Happy End bei den beiden „Haupt Co-Autoren“.