Bill Conolly ist also ein Journalist, der mit fragwürdigen Methoden und versteckten Minikameras Geständnisse aus Leuten herauspresst, um sie in reißerischen Artikeln zu verwursten. Toll. Hat zwar nichts mit dem Gruselfall der Woche zu tun, mich aber direkt auf den ersten Seiten angepisst.
Mein Bill Conolly macht sowas jedenfalls nicht.
Wichtiger ist, dass John und Suko spurlos verschwunden sind. Und ein Auftraggeber von Bill auch. Daher macht er sich direkt auf die Suche.
Die beiden Geisterjäger sind in einem Hotel und wissen nicht mehr, wie oder warum oder was überhaupt hier los ist. Eric Wolfe haut direkt einiges raus. Kein Funk, vor sich hinstarrende Hotelangestellte, eine mysteriöse Warnung, eine Hochzeitsgesellschaft mit Vampirjägerbräutigam, ein Vampirfürst mit seinen Lakaien auf Rachetour. Und John kann nur zusehen.
[COLOR=bbcf83]Das Kreuz reagierte nicht. Tot und kalt lag es in meiner Hand, während sich die Vampire über ihre Opfer hermachten.[/COLOR] Ärgerlich. Für mich ist das auch ziemlich viel auf einmal und manches fragwürdig. Seit wann kann man einen regulären gepfählten Vampir aus seiner Asche wiedererwecken und ihm seinen alten Körper zurückgeben, einfach nur indem man Menschenblut auf den Aschehaufen träufelt? Wenn dem so wäre, hätte John über die Jahrzehnte einige Probleme mehr gehabt.
Dann funktioniert das Kreuz doch. Nicht die Formel, aber das geweihte Silber. Dafür gibt Sukos Dämonenpeitsche den Geist auf. Nach einem kurzen Blutbad haben die Vampire erstmal genug und ziehen sich zurück.
[COLOR=bbcf83]“Genießt die Zeit, die euch bleibt", höhnte Karstone. "Bald kommen wir wieder und holen den nächsten Gang unseres Festmahls.“[/COLOR]
Komischer Weise beruhigt die Hochzeitsgesellschaft sich schnell wieder und ein paar von ihnen laufen den Vampiren sogar hinterher, um sie auszuschalten. Natürlich haben sie keine Chance. Wieder…alles sehr seltsam. Aber egal, keine Verschnaufpause für die Helden. Nach den Vampiren tauchen Werwölfe im Hotel auf, natürlich.
Indes folgt Bill der Spur seiner verschwundenen Freunde. In einem Londoner Bed and Breakfast entdeckt er die Notizen seines Auftraggebers Sander Thorstvedt. Eine zusammenhängende Serie von mysteriösen Vermisstenfällen über die letzten 50 Jahre. Die mit Charles Manson zu tun hat?
[COLOR=bbcf83]Allmählich begann sich Bill zu fragen, ob nicht Thorstvedt der Spinner war.[/COLOR] Ja, das macht alles keinen richtigen Sinn. Wie der Rest des Romans. Ich gehe aber stark davon aus, dass dieser Eindruck vom Autor gewollt ist.
Im Hotel werden die Hochzeitsgäste noch weiter dezimiert und die Leichen lösen sich in Luft auf. Der Stab des Buddha wirkt nicht. Es kommt zum Finale zwischen Vampirjäger und Vampirfürsten. Da erfasst Dunkelheit den Saal und…alles auf Anfang.
Bill tauscht sich mit Glenda aus und man trägt die gesammelten Erkenntnisse zusammen. Zur Hälfte des Abenteuers haben weder die Hauptfiguren noch ich eine Ahnung, was zur Hölle hier abgeht. Ich habe immer noch ein gutes Gefühl bei der Sache und bin gespannt.
John und Suko haben bei diesem Durchgang ihre Erinnerungen behalten und wählen einen anderen Weg. Statt sich das Vampirgemetzel nochmal anzuschauen, folgen sie einigen anderen Hotelgästen, die hinter die Kulissen geblickt haben. Sander Thorstvedt ist auch dabei.
[COLOR=bbcf83]“Die Nacht, die Sie erlebt haben, wiederholt sich immer wieder. Die Hochzeitsfeier, der Angriff der Vampire und Werwölfe bis hin zum Ende von Christopher und der Flucht von Max Karstone. Und dann beginnt es von vorne. Unser ganz persönlicher Murmeltiertag, nur dass wir alle Bill Murray sind.“[/COLOR] Soweit habe ich das auch begriffen. Aber Warum? Was verspricht sich die Hölle von dieser eingerichteten Zeitschleife? Jedenfalls ist der Plan, die Schleife soweit zu stören, dass sie nicht wiederhergestellt werden kann. Bis jetzt ist wegen der Vampire und Werwölfe jede zu starke Einmischung schlecht ausgegangen, aber nun hat man ja zwei Monsterkiller hier und wenigstens Johns Kreuz funktioniert noch halbwegs. Schon beim zweiten Versuch gelingt es ihm, den Vampirfürsten zu vernichten.
[COLOR=bbcf83]Vampirüberreste rieselten in den Speisesaal, doch ehe das erste Staubkorn den Boden berührte ... saß ich Suko gegenüber. Auf gewisse Weise hatte es geklappt. Durch Karstones vorzeitige Vernichtung hatte ich die Zeitschleife früher beendet als sonst.[/COLOR] Weiter passiert aber nichts. Das allein war kein Trigger, den Zauber zu durchbrechen. John probiert weiter erfolglos Dinge aus und wird immer schwächer.
Bei seinen weiteren Ermittlungen hat Bill langsam Erfolg. Die Vermissten haben wohl alle den Gruselschinken „Hotel der Verlorenen“ gesehen. In diesem unlogischen Trashstreifen geht es um die Fehde zwischen einer Vampirjägerfamilie und Vampiren in einem Hotel. Na dann ist doch erklärt, warum bei John und Suko alles so seltsam ist. Sie sind in einem C-Movie gefangen. Das alles erfährt Bill von einem Filmfreak, der zwar selbst keine Kopie hat, aber weiß, wo er vielleicht eine auftreiben kann. Die nächste Station für den Reporter und in wenigen Seiten ist das Heft zuende. Langsam muss mal was passieren.
So findet Bill den Film schließlich und gerät in den dunklen Bann. John und Suko haben nach unzähligen Zeitschleifen schon aufgegeben, da erscheint ihr Freund im Hotel. Er hat dann zwar alles vergessen, aber seine Ermittlungen vorsichtshalber mit der versteckten Kamera vom Anfang des Romans gefilmt. So konnte er den Zauber austricksen. Zusammen schaut man sich jetzt die Aufnahmen an und ahnt, wie man hier raus kommt. Eine der unscheinbaren Figuren im Hotel ist ein Anker, der die Zeitschleife hält. Durch ihre Ermittlungen können sie erahnen, wer es ist. Suko erschießt den Kerl fix, während John die anderen ablenkt. Hinter allem steckt jemand, der mit Asmodis einen Deal hatte und durch jede im Film gefangene Seele jung blieb. Gut, dass der Kerl sich offensichtlich nicht für dieses Internet interessiert. Hätte er das irgendwo hochgeladen, statt es auf alten VHS-Kassetten zu verticken, wäre das in einer Katastrophe geendet.
Das ist irgendwie mein größter Schwachpunkt am Roman. Leroy Henderson hat mitgedacht und den Film von alten Schwarzweiß-Rollen auf VHS übertragen, um mit dem Zeitgeist zu gehen und weiter Opfer zu finden. Der hätte garantiert die Möglichkeiten des Internet erkannt, wo jeder billige Trashstreifen gerade deswegen tausendfach angeklickt wird.
Davon abgesehen kann ich mich den lobenden Stimmen nur anschließen. Kein Top-Roman für mich. Aber definitiv ein rundum gelungener Murmeltiertag-Mottoroman. Gut durchdacht, nette und passend untergebrachte Ideen und Enthüllungen, tolles „Pacing“ des Plots in den verschiedenen Etappen. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt dabei und habe mich an keinem Punkt über irgendwas geärgert.
Ja gut. Sagen wir keine volle Punktzahl, aber

:baff: (9 von 10 Punkten) und für einen „Einzelroman der Woche“ ein TOP.