Ja, wir haben es verstanden. Marlene Klein kennt sich mit dem alten Ägypten aus oder hat sich intensiv belesen. So bestehen die ersten 10 Seiten des Romans aus einer ausschweifenden Vergangenheitsszene, in welcher der Priester Beket-Amun seinen Pharao tötet, damit endlich wieder der Aton-Kult herrschen kann.
Danach geht es aber auch direkt mit John weiter, der schon in Kairo landet. Man hat mal wieder ein berüchtigtes Grab gefunden, wie schon vor einigen Wochen im Sarket-Fall.
[COLOR=bbcf83]“Wenn wir den warnenden Hieroglyphen glauben können, die sich in einer Art Vorraum an einer Wand befinden, ist unser Problem um einiges größer und gefährlicher als ein Krankheitserreger und fällt genau in dein Ressort: ...“, er machte eine geheimnisvolle Pause in der ich ihn erwartungsvoll ansah. „Zombies und Vampire!“[/COLOR]
Nach diesen anderthalb Seiten geht es wieder ins alte Ägypten, wo der Plan zu Atons Rückkehr erste Risse erhält, aber Beket-Amun weiterhin versucht, ihn umzusetzen. Prinzessin Anchesenamun soll den Aton-Kult anführen, aber die ist auch unvermittelt gestorben. Also soll sie ein mysteriöser Hohepriester wieder zum Leben erwecken.
Dabei muss irgendetwas schief gegangen sein, wenn John es mit Zombies und Vampiren zu tun bekommt. Wobei normale Archäologen bei so einer warnenden Wandinschrift eher lachen würden, als den Geisterjäger aus London kommen zu lassen und solange alle Arbeiten am Grab zu pausieren. Jede Grabkammer hat doch ihren erfundenen Fluch, um Grabräuber fernzuhalten, die eh nicht lesen können.
[COLOR=bbcf83]Was auch immer sich hinter dieser Mauer verbarg, bei dieser Vorwarnung und Vorgeschichte konnte meine Anwesenheit nicht schaden.[/COLOR] Soviel zur ersten Hälfte des Hefts. Eine ziemlich lange Geschichtsstunde und nur wenig Geisterjäger John Sinclair.
Während die Grabungsleitung also extrem übervorsichtig ist, sind es die einfachen Arbeiter und Studenten vor Ort weniger. Einer öffnet die Grabkammer, um die Leiche der Prinzessin zu verkaufen, solange die Luft noch rein ist. Man kann sich vorstellen, wie das ausgeht. Frisches Blut für den Vampir sozusagen. Gleichzeitig erwacht Amy Zayed in London aus einem bösen Alptraum mit einer ägyptischen Grabkammer. Sie ruft sofort John an weil…weil die beiden sich schon aus zwei Hilleberg-Fällen kennen. Schon wieder, puh, um Florian Hilleberg kommt man inzwischen echt nicht mehr herum.
[COLOR=bbcf83]Ich wusste, dass Amy eine initiierte weiße Hexe war, vertraut mit den Geheimnissen pharaonischer Magie.[/COLOR] Ah, das erklärt einiges. Ich dachte, sie ist auch in dieser Welt eine normale Journalistin. Jedenfalls leuchten bei John sämtliche Alarmlämpchen auf, als sie ihm von ihrem Traum erzählt. Klingt wie die Sache, an der er gerade dran ist.
Als Ex-Professor Barry Kemp an der Grabungsstätte ankommt, torkeln ihm schon die Frischvampire entgegen. Mit der Hilfe eines Studenten erledigen sie eine der Untoten und ehemalige Kollegin.
[COLOR=bbcf83]Er würde nicht trauern, bevor alle Vampire vernichtet und alle Mitarbeiter in Sicherheit sein würden. Wenn er an die geöffnete Kammer dachte, sagte ihm sein Gefühl, dass es noch eine lange Nacht werden konnte.[/COLOR] Das Forscherteam wird zusammengetrommelt und über die wandelnden Toten und die offensichtlich geöffnete Grabkammer informiert. Wie schön, dass Professor Kemp niemand für irre hält, sondern ausnahmslos alle an den Fluch der Vampire glauben. Das macht die Sache enorm einfacher…und erinnert mich an den guten alten Tony Ballard. Auch dass ein Geisterjäger hierher unterwegs ist, nimmt man eher erleichtert als verwirrt hin. John braucht aber einige Stunden bis zum Grab und die Zeit müssen die Leute irgendwie allein zurechtkommen.
Die Archäologen verbarrikadieren sich einfach die restliche Nacht. Eine sehr effektive Lösung, aber da kommt ja gar keine Spannung auf. Also schickt Marlene Klein einen Moslem zum Morgengebet nach draußen. Scheiß auf die Untoten, religiöse Pflicht geht vor. Eigentlich lässt der Koran in gewissen Extremsituationen Ausnahmen zu, aber wer wird dann da mit Logik ankommen? Bodycount geht vor!
Noch wichtiger sind weitere Vergangenheitsabsätze, also kommt auf den letzten Seiten einer. Weil die Truppen des Feindes anrücken, muss Hohepriester Nefer-Aton die Erweckung der Prinzessin frühzeitig durchführen. Was natürlich eine ganz dumme Idee ist. Aber er und Nefer-Aton werden als Vampire über sie wachen, damit sie keinen Unsinn anstellt. Jetzt wo der Tag hereinbricht und das Grab geöffnet wurde können sie der bösen Zombie-Prinzessin jedoch nicht mehr folgen, Vampire und Sonnenlicht, die alte Regel.
Anchesenamun killt den armen Moslem. Amy muss das alles in einer kurzen Vision mit ansehen. Sie ist bereits mit Suko in Kairo angekommen, jetzt müssen sie nur noch mit einem Hubschrauber zum Grabmal fliegen, bevor es noch mehr Opfer gibt. John ist auch unterwegs.
Guter Cliffhanger, Teil 2 kann dann direkt mit der Action einsteigen. Und hoffentlich mit weniger detailüberladenen Ägypten-Kapiteln. Versteht mich nicht falsch, die sind echt gut recherchiert und man merkt, wie die Autorin Spaß am Schreiben hatte. Aber gerade in der ersten Hefthälfte waren die besser ausgearbeitet und präsenter als der eigentliche Gruselfall. Danach wird es besser, aber richtig viel Nervenkitzel kommt nicht auf. Positiver gesagt, ein guter erster Teil, der sich zurückhält und Lust auf die Fortsetzung macht.
Ich merke bei Marlene Klein eine schöne Steigerung mit jedem Heft. Eine Top-Autorin wird aus „Leni“ wohl nicht mehr. Sie ist in erster Linie JS-Fan mit Herzblut, die auch ab und an ein paar Hefte abliefert. Der Roman hat Schwächen. Alle glauben sofort an die Existenz von Vampiren, Zombies und Grabflüchen. Oder ein Moslem, der unbedingt das Morgengebet verrichten will, auch wenn da draußen der Tod lauert.
Mal schauen, wie der zweite Teil wird. Das könnte ihr bester JS werden. Den ersten Teil möchte ich da für sich genommen noch gar nicht bewerten, weil ich ihn eher als „Aufbau“ für die Fortsetzung sehe, die dann hoffentlich ein „richtiger“ JS von vorn bis hinten wird. Für sich stehend sind das GUTe

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen)
PS. Das nächste Heft mit einer Hilleberg-Figur. Ich zieh das durch, ich zieh mir seine Hefte rein und bewerte sie auch, provoziert mich nicht.

Ach, egal, ist eh zu spät, ich habe mir das schon vorgenommen.