Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 86: Der Mann aus der Retorte
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Talis Offline
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Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 86: Der Mann aus der Retorte

Armand Melville folgte Magnus Gunnarson über die Türschwelle und blieb stehen. Vor ihm lag eine Alchimistenküche – und sie war leer!
»Gunnarsson?«, rief Melville verblüfft.
Der Isländer hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst, da der Raum fensterlos war und nur diese eine Tür besaß. Überall auf den Tischen standen alchimistische Apparaturen herum, und Melville erkannte Âunzählige Glasröhren, Öfen, Retorten und Kolben.
Plötzlich sah Melville ein tiefblaues Licht, eine leuchtende Kugel, die rasch größer wurde. Blaue Flammen hüllten seinen Körper ein. Die ÂTaschenlampe entfiel seinen Fingern, dann wurde er bewusstlos.
Über den Reporter Armand Melville erhält Dorian einen Hinweis auf ÂMagnus Gunnarson – nachdem auch schon in Trevor Sullivans ÂMystery Press mehrere Meldungen über den Isländer eingegangen sind. Verfügt Gunnarson tatsächlich über magische Kräfte? Dorian unternimmt alles, den geheimnisvollen Mann kennenzulernen ...
Der Mann aus der Retorte
von Neal Davenport (= Kurt Luif)
Titelbild: Mark Freier
65 Seiten
14.12.2021
Erschienen in Dorian Hunter-TB (Zaubermond) 18 »Die geraubte Mumie«.
Ein Blick zurück..
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Also auf nach Island. Dorian und Coco nehmen noch Don Chapman und Dula mit, um ein Auge auf sie zu haben. Endlich hat Don wieder seine normale Größe erreicht, was er sich immer gewünscht hat. Doch solange seine Geliebte Dula eine Puppenfrau bleibt, bringt ihm das wenig. Entsprechend düster sind seine Gedanken. Und es kommt noch schlimmer, denn offenbar wächst er schubweise weiter. “Jetzt wissen wir, was Fernel beabsichtigt hatte“, stellte Don tonlos fest. „Er wollte mir nicht meine normale Größe zurückgeben. Er wollte mich zu einem Riesen machen.„ Plotdienlich wartet dieses Wachstum natürlich, bis sie in Island sind, um den Stress auf die Dämonenkiller zu verstärken. Als Don schließlich über zwei Meter groß ist, rastet er aus, schlägt Dorian nieder und haut mit der kleinen Dula im Gepäck ab. Toll. Wenn Magnus Gunnarsson so ein Genie ist, kann er vielleicht helfen. Leider spielt der Roman in einer Zeit, als man noch nicht zwangsläufig einen Festnetzanschluss in der Bude hatte und Handys waren damals auch kein Thema. Den erreichen sie also vorerst nicht. Zu Don Chapman führt auch keine Spur. Es heißt also abwarten.
Wenigstens ist dann Zeit für eine Geschichtsstunde und die Historienszene der Woche. Michele da Mosto muss wieder mal herhalten. In dieser Existenz hatte Dorian in Prag mit einem Geschöpf zu tun, das ihn an Don Chapman erinnert. Wie Michele da Mosto aber auch immer zufällig in die haarsträubendsten Geschichten hineinschlittert. Natürlich muss er seine Nase in das Mysterium dieses unverwundbaren mädchenraubenden Riesen hineinstecken. Für mich war die Situation nun ziemlich klar. Irgendjemand befahl dem Golem, alle vierzehn Tage ein Mädchen zu rauben. Nun sind wieder zwei Wochen vergangen und Michele macht mit seinem Freund Franka Jagd auf den Golem. Der ist ja unverwundbar, also kann man wenig gegen ihn ausrichten. Aber man kann ihm folgen und herausfinden, wohin er die Mädchen verschleppt. Zum Haus eines gewissen Rabbi Loew. Wie unerwartet. Man stellt ihn zur Rede und er gesteht, nach alter Formel einen Golem erschaffen zu haben. Doch dann kamen ihm Zweifel und er legte ihn still. “Wie kann der Golem wieder zum Leben erweckt werden?“, fragte ich. „Für einen Eingeweihten ist es ziemlich einfach“, sagte der Rabbi. Wer also erweckt heimlich alle 2 Wochen den Golem für die Entführungstouren zum Leben?
Diese Frage könnte am besten eines der Opfer beantworten. Die Mädchen sind zwar tot, aber dank ein wenig Nekromantie plaudert eines von ihnen dann trotzdem. Gebhard Stampfer von Vierort ist der Übeltäter. Natürlich zufällig jemand, mit dem Michele in Prag schon Bekanntschaft gemacht hat und den er äußerst unsympathisch findet. Ein richtiger Fiesling, der für den Kaiser ein wunderschönes Weib erschaffen soll und deshalb mit den Mädchen experimentiert. Michele und Franka stürmen sein Labor und retten ein entführtes Mädchen, das als Zeugin sicher brauchbar ist. Aber von Vierort gibt sich nicht so einfach geschlagen und entfesselt Loews Golem. “Töte ihn!“, schrie Vierort. „Töte sie alle! Hast du mich verstanden? Du sollst alle töten. Verwüste die Stadt! Lass nicht einen Stein auf dem anderen! Vernichte alles! Töte!“ Das ist jetzt wirklich übertrieben. Der Golem nimmt seinen Befehl wörtlich. Alle soll er töten, also auch seinen Gebieter. Als das erledigt ist, gelingt es Michele, den Golem ein für alle Mal kampfunfähig zu machen.
Ich mag skeptisch sein, dass man diese Historienabenteuer jetzt in fast jedem Band unterbringt und es keine Abwechslung mehr zu Michele da Mosto gibt. Aber das hier war doch eine durchweg nette Geschichte. Von der Ankunft in Prag bis hin zum packenden Finale gegen den Golem. Hoffentlich endet der Fall in Island genauso befriedigend für mich.
Dort ist Don inzwischen auf 4 Meter gewachsen und richtet allerlei Chaos an. So wird man auf ihn aufmerksam. Dorian und Coco können die Region bestimmen, in der er ungefähr aktiv ist. Jetzt ist auch Magnus Gunnarsson in der Stadt unterwegs und die Helden können ihn abfangen. Neal Davenport muss langsam zum Schluss kommen und deshalb geht wieder alles etwas zu schnell. Gunnarsson gibt zu, bei den Pariser Freimaurern herumgeschnüffelt zu haben und dabei von Armand Melville überrascht worden zu sein. Dorian ist dennoch skeptisch, aber er braucht jetzt die Hilfe des Magiers mit Don. Gunnarsson überlegte einen Augenblick, dann nickte er. „Ich werde Ihnen helfen. Dieser Fall interessiert mich.“ Als Don Chapman auf 15 Meter angewachsen ist, wird er endlich von Polizeihubschraubern entdeckt. Wurde aber auch Zeit. Hört sein Wachstum eigentlich auch irgendwann mal auf? 15 Meter ist ziemlich übertrieben, hätte nicht sein müssen. Und natürlich kann man das trotz seiner Riesengröße und dem Pfad der Verwüstung am Ende irgendwie vertuschen, richtig? Als die Helden ihn stellen, wirft Magnus Gunnarsson irgendetwas nach Chapman und er schrumpft wieder auf Puppengröße. Direkt über einer tiefen heißen Quelle. Was für ein Pech. “Wir müssen uns damit abfinden, dass Don tot ist“, sagte Coco traurig.
Natürlich ist er das nicht. Dula findet den Wieder-Puppenmann und das genügt ihm. Seine Freunde sollen ihn ruhig für tot halten, dann haben er und die Puppenfrau ihren Frieden und können glücklich zusammenleben. Aha. Und wie wollen die beiden Zwerge ohne Hilfe überleben? Nahrung finden und sich gegen die üblichen tierischen Angreifer verteidigen? In einigen Romanen hatte Chapman schon gegen normale Ratten keine Chance. Ganz davon abgesehen, dass es einfach nur Scheiße ist, seine trauernden Freunde so zu verarschen.
Es mag sein, dass dieses Ende interessante neue Möglichkeiten eröffnet. Durchdacht und realistisch finde ich es aber nicht. Überhaupt ist der Island-Strang dem Geschehen in Prag deutlich unterlegen. In allen Punkten. Sogar die Reiseführer-Beschreibungen sind für Island klischeehafter als für das mittelalterliche Prag. Was man mit Chapman vor hat, verstehe ich immer noch nicht. Erst von Puppengröße auf Menschengröße zurückverwandeln, jetzt ist er wieder klein. Magnus Gunnarsson bleibt bei seinem ersten Auftritt blass, mein Interesse an ihm wurde kein Stück geweckt. Das ändern hoffentlich die folgenden Abenteuer. Armand Melville ist für mich ebenso eine überflüssige Figur, der hätte ruhig draufgehen können. Aber er wird wohl als Quoten-Einheimischer Franzose für Lokalfälle benötigt. An den Erlebnissen von Michele da Mosto habe ich nichts auszusetzen. Höchstens, dass die Verbindung zum berühmten Golem von Prag von Anfang an zu erahnen war. Das hebt den ansonsten „nur“ guten Roman auf das das nächste Level. SEHR GUTe
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Nachdem Island für seine ertragreichen Obstgärten, fruchtbaren Äcker und unendlichen Felder berühmt ist, hat sich die Frage nach den Primärbedürfnissen für Don und Dula natürlich erledigt.Original von Das Gleichgewicht
Dula findet den Wieder-Puppenmann und das genügt ihm. Seine Freunde sollen ihn ruhig für tot halten, dann haben er und die Puppenfrau ihren Frieden und können glücklich zusammenleben. Aha. Und wie wollen die beiden Zwerge ohne Hilfe überleben? Nahrung finden und sich gegen die üblichen tierischen Angreifer verteidigen? In einigen Romanen hatte Chapman schon gegen normale Ratten keine Chance.
Der Roman selbst ist bis auf den Besuch auf Island ein ganz feines Teil geworden und auch historisch belastbar.
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