Diesmal geht's umgekehrt los: das Cover!
Auffälliger geht's nicht, dank der grellen Farben und natürlich hat der Wolfskopf sofort Assoziationen zum s/w Film "Wolfman" geweckt

Interessant, und auch irgendwie ein wenig "oldschool Comic-stylisch" ...
Wenn ich am Anfang auch dachte "Du meine Güte", so hat's mir immer besser gefallen, je öfter ich es angeguckt hab :thumbup:
Als ich dann anfing zu lesen und merkte, dass es eine John-Solo-Nummer wird, dachte ich zunächst "Och nee, nicht schon wieder ein John-Alleingang". Ich find Stories, wo er mit mindestens einer anderen "Team-Person" unterwegs ist, grundsätzlich irgendwie schöner. Daher haben es Autoren, die "nur" John einbringen, irgendwie schwerer, bei mir zu punkten. Aber auch, wenn ich hauptsächlich wegen der Figuren lese, so sind es ja nicht sie allein, die eine gute Story ausmachen.
Die Geschichte an sich, der Fall ... und auch die Schreibweise, die Beschreibungen, usw. haben einen großen Anteil an "gefällt oder gefällt nicht".
Beim
Wolfsmond über Sydney war es ja im Endeffekt so, dass John 1. schon mal einen Fall in Down Under hatte, der in gewisser Weise mit reinspielte

und 2. in dieser Geschichte war er irgendwie mehr Randfigur und erweckte dadurch den Eindruck, mehr "dirigiert" zu werden, als selbst zu agieren.
Durch die anderen Charaktere war das nicht uninteressant und dazu noch gut geschrieben.
Darren McBride war anfänglich auf dem besten Wege, sich zu einer "dich kann ich nicht leiden" Figur zu entwickeln, wie er sich John und seinem australischen Kollegen Jorgensen gegenüber gab. Doch nach der Beschreibung mit der Traumzeit hatte sich das sofort um 180° gedreht: ich wollte nur noch, dass es für ihn und seine Tochter Cathy gut ausgeht. Außerdem war es höchst interessant, wie und vor allem DASS er es schaffte, die Bestie in sich zurückzudrängen.
Man konnte förmlich mit ihm mitleiden, wie er ständig versuchte, als Mensch zu leben und seiner Tochter Cathy ein normales Leben zu ermöglichen, aber immer die unheilvollen Erlebnisse der Vergangenheit und sein "zweites Ich" dazwischen funkten. Dazu noch dieser machthungrige Typ namens Belgin, der sich auch noch als Vater seiner toten Frau Ellen entpuppte.
Ronald Belgin war zunächst auch eine Figur, bei der ich nicht wusste, ob ich sie faszinierend finden sollte, oder ihr, obgleich ihrer Machenschaften und Vorgehensweise, sofort wünschen sollte, möglichst bald die Radieschen von unten zu betrachten.
Dann noch der Mann mit dem Fedora, dessen Gesicht nicht zu erkennen war und der mehr wie ein Phantom durch die Geschichte jagte. Er war natürlich allein schon interessant, weil ich wissen wollte, wer der Typ nun ist.
Das wurde zum Schluss auch geklärt ... und war nicht minder interessant. Ganz im Gegenteil. Was ist da passiert und warum?? Würde mich freuen, wenn da baldigst noch was zu käme (mir tut auch Trish Sikorsky leid, weil sie das alles so mitnimmt und verständlicherweise nicht mit klarkommt, geschweige denn irgendwie verstehen könnte).
Sehr cool fand ich die Figur von DS Neal Jorgensen, der hat mir als John's brummbäriger Kollege mit Heimvorteil echt gut gefallen! Und vor allem, dass er beim Showdown so tatkräftig dabei war. Allerdings hätte ich es noch besser gefunden, wenn man vielleicht noch auf seine Zweifel John und Johns Tätigkeitsfeld gegenüber eingegangen wäre. Schließlich war er doch sehr skeptisch, hat aber trotzdem mitgemacht, wenn auch aus anderen Gründen. Da wäre eventuell ein kleiner "Nachschlag" nett gewesen. Entweder in Form einer Stichelei von John, dass Jorgensen nach dem Erlebten wohl umdenken muss oder ein kleinlautes Kommentar von dem Brummbär selbst

Aber das ist ja vielleicht Geschmackssache, ob man sowas noch braucht oder nicht. Ein Typ wie Jorgensen hatte bestimmt für sich schon genug daran zu knabbern, dass er sich überhaupt selbst eingestehen musste, dass es das tatsächlich gibt, von dem der "Geisterjäger" gesprochen hatte :thumbup:
Irgendwie hatte ich bei ihm visuell immer
K aus "Men in Black" vor Augen ... keine Ahnung, wieso. Vielleicht wegen der "Brummbärigkeit" und dem "Mecker-Modus" ... ?!
Cathy war auch cool, eine typische Jugendliche mit eigenem Dickkopf. So will sie es ihrem Vater zeigen und bleibt die Nacht weg ... bereut ihre telefonische Reaktion aber auch und wünschte sich, sie hätte ihn nochmal angerufen.
Doch dann ist es zu spät und sie gerät in die Fänge von Corfax, Belgin's einäugigem Vertrauten und Brutalo schlechthin. Da Belgin McBride schon länger erpresste und ihn durch die mutierten Viecher bei der Polizei ordentlich reinreiten wollte - der gute Darren aber verständlicherweise trotzdem nicht spurte, um seinen Wunsch zu erfüllen - musste er ja härtere Geschütze auffahren: Cathy schnappen, das wohl beste Druckmittel, um zu seinem wahnwitzigen Ziel zu kommen.
Allerdings muss sie in der Nacht einen rückwirkenden Geburtstag gehabt haben, denn ihr Papi sagt zuerst, dass sie 15 ist und nachher, als der Einäugige sie "wachstromt", ist sie 14
Ganz besonders gelungen fand ich auch die Beschreibungen der Traumzeit, die ja quasi irgendwie IN McBride reingeht, wo er seine Erinnerung an damals behält und die Türe im Keller immer wieder schließt, die sonst die Bestie in ihm freilassen würde.
Die Wahrnehmungen von dem Mann, wie und was er sieht und fühlt, durch diesen Raum in Verbindung mit den Kräutern und der Magie der Aborigines in die Traumzeit gelangt ... all das fand ich sehr schön bildlich und super nachvollziehbar beschrieben.
Genauso gut war dann auch der krasse Unterschied, den McBride ziemlich schnell bemerkte, als er in Belgins zusammengetragenen Raum kam, dass hier wohl das genaue Gegenteil zu seinem eigenen Raum stattfand, die Geister ihm nicht wohlgesonnen waren und er hier nicht die Bestie unterdrücken/zurückdrängen können, sondern sie stattdessen hervorkommen würde.
Dazu dann Cathy, dich sich ebenfalls in diesem Raum befindet und durch Belgins Gequatsche dann auch auf die harte Tour erfährt, was damals wirklich mit ihrer Mutter passierte.
McBrides Angst, sie würde in IHM dann das Monster sehen, war greifbar. Und trotzdem musste er das alles tun, um sie zu retten ... und auch noch bedacht drauf sein, Belgins Wunsch NICHT zu erfüllen.
Doch das geht gründlich schief. Als John und Jorgensen dann endlich auftauchen und auch entdeckt werden, geht's heiß er und es kommt, wie es im Eifer des Gefechts und in diesem Genre kommen muss: McBride verwandelt sich und verpasst Belgin doch noch den heißersehnten Biss! (wie kann man sich denn freiwillig beißen lassen, dass tut doch weh!! *brrr*)
Auch wenn es seltsam wirkt, dass Ronald Belgin entkommen konnte ... dass John es nicht geschafft hat, ihn schnellstens zu verfolgen, weil er um die Besessenheit weiß ... und stattdessen ein paar Sekunden zu lang über McBride nachgrübelte, bei dem er ja schon von Anfang an das Gefühl hatte, es nicht mit einem wirklichen Gegner in Form eines blutgierigen Werwolfs zu tun zu haben. Belgin war doch wesentlich gefährlicher, was ihm MI6 Agent Myers ja auch schon nahegelegt hatte und John hört doch sonst auch immer eher auf sein Bauchgefühl ... aber irgendwie fand ich dennoch gut, dass Belgin entkommen ist.
Das hat Potenzial!!

So wird man doch sicher nochmal von ihm hören ... und dass er äußerst brutal vorgeht und nur auf den eigenen Vorteil/SEINE Interessen aus ist, das hat man ja schon lesen können. Dürfte also interessant werden ... besonders, wenn er vielleicht sogar mal auf Lykaon und dessen Armee trifft!

Immerhin ist Lykaon ebenfalls eine starke, mächtige Persönlichkeit mit vielen bösen Ideen. Sollte Belgin auf ihn treffen, könnte das echt ein Highlight werden! Denn wer gibt bei den beiden schon nach und wer von ihnen macht den Chef, bei so viel Egomanie?^^

Vielleicht wird's ja tatsächlich was Großes, wenn Lykaon und Co irgendwann mal wieder zum Großangriff blasen

Oder es kommt anders ... spannend wird's bestimmt auf jeden Fall!
Schlussendlich bleibt noch das Phänomen Adam Sikorsky, der "Dick Tracy oder Philip Marlowe - like" mit Fedora, Anzug und nicht sichtbarem Gesicht durch die Geschichte huscht und immer wieder eingreift, wenn's eng wird. Was ist damals mit ihm passiert, als John dachte, er wäre in seinen Armen gestorben? Haben sich die Geister seiner Seele angenommen und sie zu gegebener Zeit in seinen toten, verwesenden Körper zurückgeschickt, weil er noch was zu erledigen hat? Oder war es gänzlich anders?
Ein cooler Cliffi, der mich schon tierisch interessiert ... also hopp. hopp, weiterschreiben mit diesem/n Plot/s!!
Dass es hier in dieser Story auch stark nach Krimi riecht, wie das Gleichgewicht schon angebracht hat, fand ich völlig ok. Polizeiarbeit ist schließlich auch ein Teil von Johns Aufgabenfeld, wenn auch nicht der Hauptteil. Ich fand den Krimi-Anteil im Hörspiel "Um Mitternacht am Galgenberg" auch schon sehr gelungen, wie könnte es mich hier dann stören?
Sehr gut für diesen Roman, der mich bestens unterhalten hat! :thumbup:
Original von Tulimyrsky
Eine ausführliche Rezension überlasse ich gerne Sheila
Och ... wieso denn? Ich lese auch gerne ausführliche Dinger von anderen

:thumbup:
Original von Spätaufsteher
Die Story ist spannend und am Anfang weiß John überhaupt nicht, wie er vorwärts kommen soll. Der unbekannte Mann mit dem Hut, Darren McBride und auch der MI6 Mann kommt ihm nicht ganz astrein vor mit seiner Geheimniskrämerei. Das Konstrukt wird nach und nach schön zusammengefügt. :thumbup:
Genau das fand ich auch! Ein super zusammengefasster Satz, der so ziemlich alles aussagt, was ich wohl nicht so schön kurz ausdrücken kann!

:thumbup: