So, das waren also Pest-Gerippe ...
Was mir direkt auffiel, war, dass ich bei diesem Roman viel länger brauchen würde, als die knappe Stunde, bzw. 1,5 der vorherigen Romane.
Die Schrift war sehr klein, was gleich drauf hindeutete, dass es hier wohl viel zu erzählen gibt.
Und genau so war es dann auch ...
Hätte ich die Zeit gehabt, dann wäre ich aus meinem Kämmerlein nicht eher herausgekommen, bis ich den Roman durchgehabt hätte.
So aber, auf Grund der Fülle, musste ich dann und wann unterbrechen.
Die Story hat mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, eher gefesselt. Es begann direkt mit den Geschehnissen um die Ausgrabungen, den Dunklen Eminenzen, der Pest-Gerippe und natürlich mit dem Angriff, der John auf den Plan rief.
Sein Verschwinden in die Vergangenheit des Londons um 1666 ließ mich zunächst innerlich aufstöhnen, da es wohl noch genauer ins Pest-Thema führen sollte.
Doch anders als erwartet fand ich mich bei der wordgewandten und bildlichen Darstellung des "vergangenen Londons" fast selbst darin wieder. Das Elend, die Angst vor der Pest, die Gezeichneten, das Hoffen auf ein Wunder ... alles war wunderbar authentisch beschrieben. Sogar bis hin zu den Straßennamen, der Bäckerei der Farynors, der St. Magnus Church - die ja nahe des "Monument to the Great Fire of London" steht -, sowie zu der geschichtlichen Tatsache, dass bei dem Brand die Magd das erste Opfer wurde. Passend wurde sie, also Elizabeth, hier zwar von den Pest-Gerippen erledigt, aber so gesehen sogar noch immer geschichtlich korrekt

Ob es sich bei der Ursache jetzt tatsächlich um noch glühende Kohlen handelte oder um einen Geisterjäger, der sich und die Menschen von den Pest Gerippen befreien wollte, ist ja nicht ganz so tragisch

Sehr rasant beschrieben war dann auch die Flucht Johns und Elizabeths vor AEBA und den Gerippen und auch hier waren die Beschreibungen und Ortsangaben schlüssig und gut nachzuvollziehen.
Nur dass John sich nachher solche Vorwürfe macht und dann nur durch ne Rede von Sir James diese Schuldgefühle wieder "loswird", ist etwas unglaubwürdig. Es sei denn, John hat sich dran erinnert, dass der Brand in jedem Fall stattgefunden hätte ... wenn er es nicht getan hätte, wäre es mit Sicherheit die Glut im Backofen gewesen ...
Auch besonders gelungen fand ich, dass es sich bei dem Hexenjäger um niemand geringeren als Gerald McKenzie handelte. Mit seiner Geschichte innerhalb dieser Vergangenheitserzählung wird sein Auftauchen (und sein langes Leben) in Band 84 "Das Buch der grausamen Träume" wunderbar erklärt und passt wie angegossen! Daher könnte man ihn auch getrost im Anschluss an die Pest-Gerippe lesen, wenn man ihn denn noch nicht kennt
Weniger passend fand ich da die hier schon erwähnten Fremdworte. Die gehören und passen einfach nicht in und zu einem Sinclair-Roman, ob man sie nun kennt oder nachschlagen muss. Zumal es sich auch nicht um die Ausdrucksweise eines Protagonisten handelte, weswegen man es sonst vielleicht noch hätte tolerieren können.
Dafür waren dann altbekannte "englische" Begriffe wieder umso netter zu lesen, wie z.B. ein "All right, Suko. Bis später" und als Antwort darauf "Bye, Sir."
Sowas macht Spaß!
Genau wie auch die angepasste Ausdrucksweise in der Vergangenheit, wie das "Fuhrwerk" und nicht banal bloß Kutsche oder Pferdewagen.
Tja ... dann war da noch Metatron.
Seit Alan Rickmans Verkörperung des "Möchtegern Erzengels" in Dogma sieht Metatron für mich auch so aus^^ Und ich kann ihn mir beim besten Willen nicht als blonden "fast-John-Doppelgänger" vorstellen
Aber das ist ja nu nicht die Schuld des Autors^^
Allerdings interessiert es mich jetzt auch brennend, was Metatron mit dieser ganzen Aktion bezweckte und wie Rabisana und Shador weiter darauf reagieren werden ...
Weswegen kam Metatron aber gerade jetzt auf den Trichter, John zurückzuschicken, um seinem Alter-Ego das Buch wegzunehmen?! Oder handelt es sich schlicht um ein "Paradoxon", welches nun mal entsteht, sobald man in einer Geschichte das schon Vorhandene nochmals aufgreift und innerhalb dieser Geschichte wiederum eine Änderung einbringt ... Was wäre gewesen, wenn ... ?!
Aber das kann man ruhig auch erstmal so stehen lassen, es trübt den Ausgang dieser sonst sehr eingehenden Story nicht.
Jetzt bleibt mir nur noch, den nächsten Roman zu greifen, um zu erfahren, wie es mit Glendas Verschwinden und auch den Eminenzen weitergeht (mich hat ihr "Beam-Ding" zuweilen schon sehr genervt) ... und dieser Story hier wegen ihres gut ausgetüftelten Inhalts ein "sehr gut" zu verpassen.