Band 2: Schloß Malplaquet oder Lilliput im Exil von Terence Hanbury White
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Band 2: Schloß Malplaquet oder Lilliput im Exil von Terence Hanbury White
Was ist eigentlich aus den Lilliputanern geworden, die durch Gullivers Schuld nach England gerieten? Diese brennende Frage klärt T. H. Whites Roman. Das uralte Schloß Malplaquet in einem fernen Winkel Englands ist Schauplatz der abenteuerlichen Erlebnisse der jungen Schloßherrin Maria, die im Park die Nachkommen des stolzen Volks von Lilliput entdeckt und mit ihrer Hilfe den Kampf um ihr Erbe aufnimmt. Ihre Gegner sind zwei gnadenlose Schurken, die aber dank einer feldmarschmäßig organisierten Offensive der Lilliputaner zuletzt doch mit Schimpf und Schande aus dem Schloß gejagt werden.»Malplaquet« parodiert zugleich sich selbst, die englische Kinderliteratur und das ganze phantastische Genre, das alles aber mit dem altertümlichen Charme und Witz der Lilliputaner und ihres Erfinders Swift.
Schloß Malplaquet oder Lilliput im Exil
Verfasst von Terence Hanbury White
Originaltitel: Mistress Masham's Respose, 1947
Aus dem Englischen von Rudolf Rocholl
Titelbild von Claus-Dietrich Hentschel (aus: "Burgberg", 1982)
Fischer-Taschenbuch Bd. 7202 = Bibliothek der phantastischen Abenteuer Bd. 2
Fischer Taschenbuch Verlag
227 Seiten
Erschienen im Januar 1986
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Von da an lernt das Mädchen verschiedenste menschliche Regungen kennen: Hilfsbereitschaft, die alsbald in Besitzdenken umschlägt, Unverständnis darüber, dass die Lilliputaner nicht ihre Untergebenen sein wollen usw. Ihr liebster Freund, ein alter, zerstreuter, mittelloser Professor, rettet sie immer wieder vor sich selbst und ihren Gelüsten - und muss auch gegen die skrupellose Gouvernante und Marias bestellten Vormund, einen Vikar, ankämpfen. Die Gouvernante, Miss Brown, will selbst vor einem Mord nicht zurückschrecken, um in den Besitz des kleinen Volks zu kommen, um es gewinnbringend zu verkaufen ...
Meine Meinung: Das Buch liest sich angenehm dahin, wenn auch einige Male recht anstrengend, wenn Lilliputaner Ansprachen halten, der Professor seine zerstreuten Gedanken sortiert, die brave Köchin ihr Kauderwelsch daher brabbelt oder gar der Lord Lieutenant so gar nicht zu einer Amtshandlung bereit sein will. Davon abgesehen ist dieses kleine Buch ein Paradebeispiel gegen jegliches Besitzdenken gegenüber anderen Wesenheiten und/oder Menschen. Ebenso angeprangert wird ein wenig unsere moderne Technikgläubigkeit, wenn beschrieben wird, mit welch einfachen Dingen das kleine Volk seit Jahrhunderten klarkommt - und sei es beim Fischfang. Aber auch bei allen anderen Tätigkeiten, wobei sie schwerste Hürden zu überwinden haben, worüber wir "Normalgewachsenen" gar nicht nachzudenken brauchen. Meines Erachtens sollte dieses Buch unbedingt in jeder Schulbibliothek vorhanden und sogar Pflichtlektüre sein. Schaden würde es sicher keinem jungen Menschen, sich mit diesem Text genauer zu befassen.
Fazit: Wer der Fantasy nicht abgeneigt ist, dem kann ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen. Und auch für uns ältere Semester ist es durchaus lesbar, vor allem dann, wenn man bereit dazu ist, sich vom bloßen rationellen Denken und Akzeptieren zu lösen.
Ich vergebe 5 von 5 Malplaquet-Promenaden.