Terra Fantasy Band 44: Die Stunde des Minotauren von Thomas Burnett Swann
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woodstock Offline
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Terra Fantasy Band 44: Die Stunde des Minotauren von Thomas Burnett Swann
Ob Dryade, Zentaur, Artemisbärin oder Minotaur - alle sind sie Geschöpfe der Großen Mutter, der ihre Verehrung gilt. Von Menschen unbehelligt, leben sie seit langer Zeit im kretischen Zauberwald. Doch der Tag kommt, da die Idylle der Tiermenschen jäh gestört wird. Ein Heer fällt in Kreta ein. Es bringt Not und Tod über die Insel und ihre Bewohner. Selbst den Zauberwald entweihen die Invasoren - und die Schar der friedlichen Tiermenschen tritt an zum Kampf um leben und Tod.
Verfasst von Thomas Burnett Swann
Originaltitel: Day of the Minotaur, 1976
Aus dem Amerikanischen von Lore Straßl
Titelbild von Manuel Pérez Clemente Sanjulian
Erschienen im Februar 1978
Besonderheit: Weitere Geschichten von Minotaur sind unter der Nummer 34 erschienen.
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
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Estrangain Offline
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Hauptstadt und Palast werden erobert und die beiden Königskinder Thea und Ikaros – inzwischen im jugendlichen Alter – werden gefangen genommen.
Ajax, der Anführer der Achäer findet Gefallen an der exotischen Schönheit Theas, die ihren Ausdruck in den spitzen Ohren und dem zarten Grünschimmer ihres Haares findet.
Sie widersetzt sich aber erfolgreich den amourösen Annäherungsversuchen des Kriegers und gelangt auf ominöse Art und Weise in das Labyrinth des schrecklichen Minotauren, der auch nicht lange auf sich warten lässt.
Es ist natürlich Eunostos, den wir ja bereits aus dem Vorgängerband kennen und alles andere als schrecklich ist.
Er nimmt sich der beiden an und bietet ihnen Asyl in seiner Wohnstatt.
Im Gegensatz zum Geschwisterpärchen weiss er natürlich um ihre Abstammung, verschweigt sie den beiden aber.
Auch Eunostos findet Gefallen an der bezaubernden Thea, die ihn zunächst aber zurückweist.
Ihr Bruder Ikaros hingegen fühlt sich von dem Minotauren angezogen, der für ihn zum väterlichen Freund wird.
Das Idyll währt aber nicht lange, denn die Achäer unter Führung des grimmen Ajax erstürmen den Zauberwald und die friedfertigen Tiermenschen sehen sich zum Kampf gezwungen, den sie eigentlich verabscheuen und dem sie folglich auch unterliegen.
Zunächst scheint alles verloren, bis sich das Blatt aber Dank Eunostos und Ikaros doch noch zum Guten wendet.
Auch in diesem Roman begegnen wir wieder einigen bekannten Figuren aus dem Vorgänger, aber auch neuen Charakteren wie der putzigen und scheuen Artemisbärin Pandia.
Auch die Dryade Zoe ist wieder mit dabei, spielt allerdinge nur eine Nebenrolle.
Erzählt wird die Geschichte nämlich diesmal nicht von ihr, sondern von Eunostos selbst.
Der Roman ist noch verspielter und märchenhafter als sein Vorgänger, stellenweise aber auch herzzerreissend.
Man müsste schon ein Achäer sein, um nicht ohne einem Kloß im Hals die Stelle zu lesen, in der der Schlacht einige liebgewonnene Figuren nach heroischem Einsatz zum Opfer fallen.
Swann zeigt in diesem Roman auch einen augenzwinkernden und subtilen Humor, wenn er etwa Theas typisch weibliche Eigenheiten leicht überzeichnet beschreibt, und wie der gute Eunostos ihr zuliebe klein beigibt.
Herrlich die Szene als sie ihm ein Gewand näht und er sich hineinzwängt, obwohl es ihm hinten und vorne nicht passt.
Lediglich Eunostos Idee zur Überlistung der Achäer ist an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig, aber schließlich handelt es sich hier ja um Fantasy
Störend und seltsam an der deutschen Version ist allerdings der Teil, in der sich das Geschwisterpaar nach der Auseinandersetzung mit Ajax plötzlich in der Höhle des Minotauren wiederfindet.
An dieser Stelle ist der Übergang nicht plausibel und abrupt.
Fast hat man den Eindruck, hier wäre beim Übersetzen etwas unter den Tisch gefallen.
Den Abschlußband seiner Minotaur-Trilogie schrieb der Autor im Jahre 1966, also bereits bevor die beiden Vorgängerbände erschienen waren.
Das Cover der Erstausgabe stammt von Gray Morrow.
1977 erschien der Roman noch einmal bei Mayflower und hatte ein Cover von Peter Andrew Jones.
Das Bild wurde aber vom Verlag für den Vorgänger „Der Letzte Minotaur“ verwendet.
Das vorliegende Terra Fantasy Taschenbuch ziert stattdessen ein Bild des Künstlers Sanjulian.
Eigentlich unpassend, da es schließlich einen Zentauren zeigt, und keinen Minotaurus.
Erwähnenswert ist auch die etwas seltsame Anatomie der geschulterten Dame…
Das Buch liest sich flüssig und ist spannend bis zur letzten Seite, man ist nur enttäuscht, dass es mit dem Lesespaß schon vorbei ist!
Fazit: ein rundum gelungenes Stück märchenhafter Fantasy, das man auch ohne Kenntnis des Vorgängerromans genießen kann.
Ich vergebe 5 von 5 Honigkuchen
Das Originalcover von Morrow:

Das Originalcover von Jones:

Das Sanjulian-Bild wie es für eine Trading-Card verwendet wurde::
