Phantastische Bibliothek Bd. 52: Stadt ohne Namen
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Phantastische Bibliothek Bd. 52: Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen
Horrorgeschichten
Verfasst von Howard Phillips Lovecraft
Aus dem Amerikanischen von Charlotte Gräfin von Klinckowstroem
Titelillustration von Thomas Franke
299 Seiten
Suhrkamp Taschenbuch Bd. 694 = Phantastische Bibliothek Bd. 52
Erschienen 1981
Inhalt:
1. Stadt ohne Namen
2. Dagon
3. Der Hund
4. Das Fest
5. Das merkwürdig hochgelegene Haus im Nebel
6. Grauen in Red Hook
7. Das Bild im Haus
8. Herbert West – der Wiedererwecker
9. Der Tempel
10. Er
11. Die lauernde Furcht
12. Arthur Jermyn
13. Nyarlathotep
14. Das gemiedene Haus
Original von Olivaro
Die Titelgeschichte ist für mich auch gleich die gelungenste der Erzählungen; sehr eindringlich und bedrohlich Böse
Zitat:
Original von Estrangain
Stadt ohne Namen, eine der frühen Geschichten: zyklopisch, monströs und abscheulich...
Eure Bewertungen stimmen schon im Wesentlichen. Die Story packte mich auch gelegentlich ein wenig. Aber ich muss sagen, ich bin auch relativ enttäuscht davon. Stets habe ich gelesen, H. P. Lovecrafts Storys sind so gruselig, dass einem beinahe das Blut gefriert! Nichts ist passiert. Da habe ich schon weitaus gruseligere Heftromane gelesen oder (Taschen)Bücher.
Man muss halt doch die Zeit einrechnen. Die Story entstand in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts (glaube ich). Damals war das sicher noch äußerst gruselig zu lesen. In den 70ern, den 80ern vielleicht auch noch. Aber heutzutage? Sind wir nicht schon mit Horror übersättigt? Abgesehen von dem alltäglichen Horror in unserer realen Welt, aber vor allem in der (Sub)Literatur gab es doch noch nie so viel an Horrorstorys in allen Härtegraden zu lesen wie in den letzten 45 Jahren. Und auch in Filmen und Fernsehserien ist der Gewaltpegel doch enorm in die Höhe geklettert.
So betrachtet mutet "Stadt ohne Namen" recht keusch an, was den (Splatter)Horror betrifft. Es passiert ja nicht wirklich etwas in der Story. Alles ist (fast) nur Gedankenspielerei auf des Protagonisten Weg nach unten. Vieles ist nur Andeutung. (Wozu stehen die Särge wirklich da unten herum?) Und der bewusst offen gehaltene Schluss ist m. E. heutzutage nicht mehr stark genug, um nachhaltigen Grusel zu erzeugen, denn offene Schlusssequenzen gab und gibt es inzwischen zuhauf. Vor allem aber finde ich, dass die gewählte Ich-Form kontraproduktiv ist, da mir sofort klar war, dass der "Held" relativ sicher überleben wird, weil es damals nicht üblich war, dass ein Toter aus dem Jenseits seine Geschichte erzählt.
Ich will die Story auf keinen Fall heruntermachen. Sie ist wirklich gut geschrieben. Aber es fehlen mir persönlich ein paar Dialoge, die der Story mehr Würze, mehr Leben einhauchen hätten können. Dennoch werde ich die anderen Storys auch noch lesen, denn ich empfinde H. P. Lovecrafts Werke auf jeden Fall als eine Bereicherung meiner Lesenswelt.
"Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Furcht, und die älteste und stärkste Form der Furcht ist die Angst vor dem Unbekannten."
Für mich persönlich trifft die Aussage exakt zu, denn wenn Erzählungen mit Andeutungen und kaum Greifbarem arbeiten, wird auch die Fantasie des Lesers angesprochen. Wenn ich jetzt im konkreten Fall in Lovecraft's Stadt ohne Namen gleich irgendwelche handelsüblichen Schauergestalten angetroffen hätte, wären Stimmung und Wirkung wie ein Sandkorn im Wüstenwind verweht worden. So aber dräuen Ahnungen und Ängste, und um einen anderen Meister der unheimlichen Erzählung (Algernon Blackwood) zu zitieren:
"Unser gesunder Menschenverstand schrumpft...auf ein Minimum zusammen, so dass alle Urteilskraft verdrängt wird von der Imagination und ihren dienstbaren Geistern."
In dieser Aussage finde ich mich und mein Interesse an der unheimlichen Phantastik wieder. Und ich lese lieber zeitlose Gespenstergeschichten oder "altmodischen" Gruselgarn als irgendwelchen Splatterpunk, der mich erschlägt und lediglich die Unfähigkeit eines Autors zeigt, eine stimmungsvolle und nachhaltige Erzählung zu liefern und stattdessen mit Ekel und Abscheu hantiert, um doch noch ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen...
Was man der Stadt am ehesten als Schwachpunkt ankreiden könnte, ist (wiederum nur für mich persönlich) tatsächlich die Erwähnung der "alpdruckähnlichen Horde heranrasender Teufel", die es nun wirklich nicht mehr gebraucht hätte.
Aber da mag natürlich jeder für sich selbst entscheiden, wovor er denn gerne und bevorzugt Angst hat. Persönlich mag ich meinen Lovecraft so, wie er ist... :love: (wahlweise auch :gruseliger:)
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Estrangain Offline
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Es bedarf einfach einer gewisse Affinität zu seiner Welt, die fehlt mir z.B. zu seinen Epigonen.
Vieleicht versuchst Du es mal mit
"Der Dunwich-Horror" oder "Die lauernde Furcht"
Olivaro, insofern gebe ich Dir auf jeden Fall recht. Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass ich ein Fan von Splatterhorror bin, sondern den Splatter habe ich ja in Klammern gesetzt. Nein, das passt schon, ich mag ja auch den hintergründigen Horror, so wie Du es beschreibst. Mein Kriterium, das ich für mich ansprach, ist, dass ich zumindest Kribbeln hinter den Ohren oder Haare-zu-Berge-stehen erwartet habe. Dem war eben nicht so. Die Story an sich ist ja gut geschrieben, aber ich bin sicher schon etwas mehr durch Wolfgang Holhlbein auch beeinflusst worden, weil sein "Hexer" doch recht stark an Lovecraft angelehnt sein soll. Aber dazu muss ich wohl die echten Cthulhu-Storys lesen ...Original von Olivaro
In dieser Aussage finde ich mich und mein Interesse an der unheimlichen Phantastik wieder. Und ich lese lieber zeitlose Gespenstergeschichten oder "altmodischen" Gruselgarn als irgendwelchen Splatterpunk, der für mich erschlägt und lediglich die Unfähigkeit eines Autors zeigt, eine stimmungsvolle und nachhaltige Erzählung zu liefern und stattdessen mit Ekel und Abscheu hantiert, um doch noch ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen...
Was man der Stadt am ehesten als Schwachpunkt ankreiden könnte, ist (wiederum nur für mich persönlich) tatsächlich die Erwähnung der "alpdruckähnlichen Horde heranrasender Teufel", die es nun wirklich nicht mehr gebraucht hätte.
Und auch mit den "heranrasenden Teufeln" gebe ich Dir recht. Irgendwie fand ich die sogar störend, obwohl das vielleicht genau das ist, was sich der Protagonist in diesem Moment eingebildet hat, was er eben zu sehen glaubte ...
"Die lauernde Furcht" ist eh in dem Buch drinnen. Die werde ich demnächst einmal lesen. Vielleicht ist das genau das, was auch Olivaro meint. Aber keine Sorge, ich denke, spätestens bei den Cthulhu-Storys wird doch mehr Ohrenkribbeln entstehen ...Original von Estrangain"Der Dunwich-Horror" oder "Die lauernde Furcht"
Wie schon gesagt, ich brauche auch keine Splatter-Storys, darum lese ich auch keinen Laymon und dessen Kollegen (leider fällt mir sein Name im Moment nicht ein), wo es hauptsächlich um das Ausweiden und Zerstückeln von Menschen geht. Das brauche ich definitiv nicht! Ich habe als Junge zu oft beim Schlachten von Schweinen, Hasen und Hühnern dabei sein müssen und es später auch selber manchmal tun müssen. Ich weiß, wie sich so was anfühlt. Darum brauche ich darüber auch nichts lesen; ich bin froh, dass ich das seit 35 Jahren hinter mir habe ...
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Estrangain Offline
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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Gerade bei Lovecraft sollte man sich nie allzu sicher fühlen, nur weil eine Geschichte aus der Ego-Perspektive erzählt wird. Meine erste Begegnung mit diesem Schriftsteller war 1971/72, als ich von einem Mädchen aus der Nachbarschaft einen Band mit Gruselgeschichten geliehen bekam. Dort abgedruckt gab es neben meiner bis heute liebsten Gruselgeschichte (Die Turmstube von Edward Frederic Benson) auch die Erzählung Der Außenseiter von Howard Phillips Lovecraft. Damals war ich zwar noch zu klein, um die Geschichte in ihrer Ganzheit und Raffinesse zu verstehen, aber der "innere Monolog" des Erzählers war schon sehr fesselnd zu lesen.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Und Splatterromane lese ich nicht sowie ich auch keine Splatterfilme anschaue, egal, wie sehr diese hochgelobt werden. :ohnmacht:
Was dem einen sin Vampir, ist dem andern sin Shoggothe... :gruseliger: :gruseliger: :gruseliger:
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Ich mag Splatter und Trash auch nicht. Lovecraft ist genial, wenn auch nicht alle seiner Werke. Immer dieser mysteriöse Gruselschatten im Hintergrund, der jederzeit zuschlagen könnte und eine bedrohliche Aura erzeugt. Wenn der jetzt metzelnd durch die Straßen läuft hätte mich das weniger gepackt als diese unheimliche Zurückhaltung.
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Nein, kein Gestreite. Allenfalls wird man unnennbar schnattern oder blasphemische Abscheulichkeiten die jeder Beschreibung spotten, von sich geben. Iäh!!Original von Das Gleichgewicht
Ich würde ja Popcorn rausholen, aber es gibt wohl kein großes Gehate und Gestreite hier.

Oder sollte es gar ein Shoggothen-Slimey darstellen?Original von Shadow
Estrangain: Cooles Shoggoten-Smiley! :thumbup:
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