Band 70: Schreie des Grauens von Hivar Kelasker
-
Olivaro Offline
- Site Admin
- Beiträge: 7753
- https://pl.pinterest.com/kuchnie_na_wymiar_warszawa/
- Registriert: Mi Mai 15, 2013 6:31 pm
Band 70: Schreie des Grauens von Hivar Kelasker
Vor Tagen hatte es schon einmal geschneit. Die Grabsteine, die wie bleiche Knochen zwischen den schwarz scheinenden Gewächsen aufragten, waren feucht und glichen gespenstischen Figuren. Der Himmel war vollkommen klar. Das bleiche Mondlicht verwandelte die Mitte des Nordfriedhofes in eine Spuklandschaft. Ein leichter Ostwind wisperte geheimnisvoll in den kahlen Zweigen der alten Bäume und rascheltek mit dem trockenen Laub des späteten Herbstes. Es war, als würden rund um das schmale Grab mit dem Holzkreuz unsichtbare Zuschauer spazieren. Die dänische Dogge, die an eine der Steinbänke gebunden war, keuchte leise. "Wann ist es soweit?" flüsterte das Mädchen. Es war schlank und hochgewachsen. Ihre Stimme, tonlos und heiser, ließ erkennen, daß sie sich fürchtete. Aber hinter der Furcht war noch etwas, es konnte hochgespannte Erwartung sein oder Leidenschaft.
Verfasst von Hivar Kelasker (= Hanns Kneifel)
Titelbild von Enric Torres-Prat
Erschienen im Dezember 1975
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
-
Estrangain Offline
- Beiträge: 2467
- Registriert: Mi Mai 22, 2013 3:36 pm
Anfangs recht vielversprechend, aber dann, gegen Mitte des Romans, plötzlich stark abfallend und langweilig werdend.
So schön hätte man aus dem eher armseligen Expose einen richtig guten, mit sparsam dosiertem psychologischem Horror gewürzten Roman machen können, aber nein: Kelasker lässt den eigentlichen Spannungsträger nur gelegentlich, eigentlich völlig unmotiviert durch´s Geschehen torkeln. Er wird eher statistenhaft eingesetzt und wirkt merkwürdig überflüssig.
Die Story präsentiert uns zum Überfluß abermals, wie bereits vor Kurzem, einen verliebten Dämonenkiller.
Schreibe des Grauens, wie gesagt.
Ein Davenport - oder auch meinetwegen ein Warren - hätte daraus etwas in Alphonse-Brutsche-Manier gezaubert.
Fazit: Nach Seite 34 beiseite legen und lieber VHR Nr. 3 zur Hand nehmen
Zum Cover: Grottenschlecht, ein "Titelbild des Grauens"
Die Quintessenz: Warum sollte Hekate COMICS in einer DEUTSCHEN Zeitung bringen (wie hat sie das überhaupt bewerkstelligt?), die dann VIELLEICHT von Miss Pickford in ENGLAND an einem Bahnhofskiosk gekauft und VIELLEICHT dem Dämonenkiller vorgelegt wird (nach fünf Monaten!), der daraufhin VIELLEICHT nichts Besseres zu tun hat, als nach München zu fliegen, um mit der Zeichnerin zu körpern? Dies nur dem Zwecke dienend, VIELLEICHT einen Keil zwischen Coco und Dorian zu treiben - komplizierter und unlogischer geht es wirklich nicht mehr. Warum fasst Hekate nicht einen wirklich grausamen und diabolischen Plan und schmeisst Dorian mit Gummibärchen tot?
In diesem Machwerk reihen sich viele große und kleine Ärgernisse aneinander wie die nervige Anrede “Miss Coco“ und “Mr. Dorian“ durch Miss Pickford, die es nur in diesem Roman gibt oder diese unlogische Radebrecherei, die Miss Pickford beim Lesen der Zeitung von sich gibt.
Allerdings gehört alleine dieser Satz (im Zusammenhang mit den zwei Zeilen vorher erwähnten grünen Augen der Zeichnerin) in Gold gefasst:
Sie erkannte den hochgewachsenen Mann von etwa dreißig Jahren, der zehn Zentimeter kleiner war als zwei Meter war, ebenfalls grüne Augen und einen buschigen Schnurrbart mit herunterhängenden Spitzen hatte.
Damit wurde die überaus heikle Thematik des Damenbartes auch im DK abgehandelt.
Unverständlich auch, dass Dorian von Mata bereits nach der Hälfte des Romans erfährt, wo Fred sich aufhält und trotzdem im Kuschelmodus bleibt und lieber seine Hormone arbeiten lässt. Insgesamt lässt Kneifel den Dämonenkiller wie einen Idioten agieren und dastehen, und wenn der Autor folgende Textzeile von sich gibt:
Er [Dorian] hatte nur einige Dämonenbanner bei sich, einige zugespitzte Pfähle und sein Selbstvertrauen.
dann fasst man sich schon an den Kopf. Wohl gerade erst mit der Dämonenkiller-Ausbildung begonnen... Dorian sollte doch genau wissen, dass er bei einem Kampf mit dem Zombie/Wiedergänger mit seinen albernen Pfählen die gleiche Wirkung erzielen wird, als würde er mit nassen Nudeln dagegen schlagen. Wer würde auch schon auf die Idee kommen, eine Hieb- und Stichwaffe mitzuführen oder einen Benzinkanister, um den Gegner abfackeln zu können?
Dies ist nur eine von etlichen Widersprüchen und Schlampigkeiten, die beweisen, dass Kneifel zum Zwecke des Broterwerbs ein Exposé zugewiesen bekommen und dies so lustlos und uninspiriert wie nur irgendwie möglich an der Schreibmaschine heruntergehackt hat.
Wenigstens der Romantitel passt perfekt: Jene Schreie des Grauens gibt es tatsächlich - seitens des Lesers...
Aber ab der nächsten Nummer geht es wieder steil bergauf für mindestens zwanzig Romane, denn das Tal der literarischen Tränen wurde mit diesem...äh...Ding durchschritten. :freude:
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Das will ich doch hoffen.Original von Olivaro
Und ab der nächsten Nummer geht es wieder steil berauf, das Tal der literarischen Tränen war mit diesem...äh...Ding durchschritten. :freude:
Zu diesem Roman bekam ich zu keiner Zeit einen Bezug, eine langweilige Seite reihte sind an die nächste.
Mittlerweile bin ich schon am überlegen die Kelasker Romane zu überspringen ....
Mach' das lieber nicht, Maphi, denn dann würdest Du Band 85 versäumen, der ein wirklich feines Teil ist (für mich Kelaskers bester Beitrag zum DK).Original von Maphi
Mittlerweile bin ich schon am überlegen die Kelasker Romane zu überspringen ....
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Wie kann ein Autor ein solches Thema nur an die Wand fahren.
Dorian Hunter benimmt sich bei Kneifel wie ein Liebesgockel.
Den Untoten wäre es bei Luif, Vlcek oder Appel schon in der ersten Nacht an den Kragen gegangen....
-
Estrangain Offline
- Beiträge: 2467
- Registriert: Mi Mai 22, 2013 3:36 pm
Rätselhaft bleibt aber die Wahl des Titels: Welche, bzw., wessen Schreie sind genau gemeint?
Besser zum Roman und dessen Niveau hätte "Fred, der Untote" gepasst. Tatsächlich kommt diese Formulierung auch wortwörtlich im Text vor.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
