Um zumindest im großen Lilith-Hauptplot im Bilde zu sein, versuche ich mich mal an dem Jubiläums-Vierteiler. Irgendwie hat mich nach Monaten dann doch der Wille gepackt, meine Lücken zu schließen...
[spoiler]Toby Walsh zündet sein sündiges Studentenwohnheim an.
[COLOR=bbcf83]Dieser Dämonenbrut musste der Garaus gemacht werden. Die Hure Babylon musste brennen![/COLOR] Zum Glück erwischt es nur ihn, sämtliche andere Bewohner entkommen dem Feuer.
Irgendwo spielen Lilith und Metatron Schicksals-Schach um die Menschheit oder so. Ein wütender Raniel stört sie dabei.
[COLOR=bbcf83]“Für euch mag es nur ein Spiel sein, doch für die Menschen geht es um Leben und Tod.“[/COLOR] Seitenlang streiten sie sich darum, ob das moralisch ist. Dann geht das Spielchen weiter, mit den Helden als Figuren. Mir gefällt einfach nicht, wie bei Dark stets mystische und ungreifbare Oberbösewichte nun zusammensitzen und miteinander streiten. Und mir gefällt auch nicht, dass John nur eine Figur im Spiel der Mächtigen ist. Er sollte als Serienheld sein eigenes Schicksal schreiben können, statt zur manipulierten Nebenfigur zu verkommen. Diese Entzauberung von JS ist einer der Punkte, die ich bei Florian Hilleberg nicht mag.
Besagte John-Schachfigur ist mit der Suko-Schachfigur an einem neuen Werwolf-Fall dran. Der Lykanthrop entpuppt sich als übergroße Dänische Dogge. Ein wenig Humor, bevor es Ernst wird. Raniel meldet sich. Lilith spielt um den Engelstöter und er will verhindern, dass sie das mächtige Schwert erlangt. Außerdem will sie als Masterplan ihre vier Engel der Unzucht erwecken, da ist John schon im Bilde. Raniel vermutet, dass sie mit ihren Engeln und dem Engelstöter dann gegen die Erzengel kämpfen wird, um den Himmel zu übernehmen. Was ist dabei für Metatron drin, dass er sich mit Lilith abgibt und sich auf dieses Schachspiel einlässt?
[COLOR=bbcf83]“Metatron will Michael töten, um seinen Platz einzunehmen. Das M würde fortan für ihn stehen.“[/COLOR] Na, da hat er aber Glück, dass beide den gleichen Anfangsbuchstabe haben. Und der Engelstöter? Niemand weiß, wo der versteckt ist. Wobei…Es gibt da ein Startup namens M-Tronic, das klingt doch nach Metatron. Sicher ist das Schwert da. Das alles ahnt Raniel irgendwie. Die ganze Sache, sich mit Metatron anzulegen, ist auf einem JS-Bauchgefühl aufgebaut. Also muss es ja alles stimmen! M-Tronic bietet virtuelle Zeitreisen an. Unter anderem nach Babylon. Da verstärkt sich Johns Bauchgefühl direkt. Darum werden sie sich morgen mal kümmern.
In der Nacht bekommt John Besuch von Lilith höchstpersönlich, die ihn verhöhnt und natürlich sexuell widerlich angeht. Töten wird sie ihn nicht, weil er noch für den Masterplan gebraucht wird. Aber
[COLOR=bbcf83]“Du bist nichts weiter als eine Figur, mit der wir nach Belieben spielen können. Ein Läufer, den wir kreuz und quer über das Brett treiben. Und deine kostbaren Freunde sind die Bauern.“[/COLOR] Der Geisterjäger fühlt sich „gedemütigt, beschmutzt, besudelt und entwürdigt“. Aber das sind die Helden bei den Hilleberg-Romanen ja gewöhnt. Vielleicht steht John inzwischen darauf.
Bei der Weißen Macht liegt Davina McCarthys Sohn Joel noch immer im schwarzmagischen Koma. Auch sie sind nur Spielfiguren, die lediglich eine Illusion des freien Willens haben. Lange blieben sie ungenutzt, jetzt dienen sie Lilith wieder für einen taktischen Spielzug. Joel erwacht, doch er ist von Lilith besessen. Nachdem sie John fies gedemütigt und besudelt hat, ist nun Davina dran. Von ihrem eigenen Sohn. Den sie dann eiskalt tötet und Davina entführt. Emotional ekelhafte Szenen, die man gar nicht gern lesen möchte und am liebsten wegschauen, das kann der Autor schreiben. Vielleicht bin ich zu zartbesaitet. Aber ich verstehe bis heute nicht, wie man als Leser sowas abfeiern kann. Beim frühen DK (und vor allem Coco Zamis) gab es solche Passagen auch, aber sie waren „zum Glück“ eher platt geschrieben, während Florian Hilleberg das handwerkliche Geschick hat, die richtig ekelhaften Worte und detaillierte Beschreibungen zu finden.
Trotzdem bin ich nach der Hälfte ganz zufrieden mit dem Roman. Wobei ich aus gutem Grund manche Dinge überlese und mich auf die wichtigen Dinge konzentriere. Bis jetzt klappt das ganz gut. Die hilleberg‘schen Humoreinlagen, Streiterein der Helden, Selbstvorwürfe und das ganze Drama brauche ich nicht. Mal schauen, wie es weitergeht.
Bevor die Geisterjäger sich um M-Tronic kümmern können, erfahren sie von dem Brand im Studentenwohnheim und dass der Übeltäter wie besessen von der Hure Babylon gelabert hat, während er das Feuer legte. Mittlerweile springen die Helden auf alles an, wo das Wort Babylon vorkommt. John ist emotional aber ziemlich am Boden und sieht nicht einsatzfähig aus. Das merken auch seine Freunde. Also packt er aus.
[COLOR=bbcf83]“Normalerweise versuchen uns unsere Gegner zu töten, zu verletzten, zu verwandeln, was auch immer. Einige wollen uns auch bloß quälen. Aber Lilith, sie ... sie ...“ „Hat dich vergewaltigt“, brachte Suko es auf den Punkt. „Ja!“ Ich nickte und starrte auf meine Hände, die vor meinen Augen verschwammen.[/COLOR] Scheiße, das will ich alles nicht wissen, obwohl es stimmt. Ich will keinen gebrochenen Serienhelden, der beim nächsten Dark-Heft wieder der coole Bond-John ist, als wäre nichts gewesen. JS ist einfach die komplett falsche Serie, um sowas ernstes durchzuziehen. Nicht nur hat jeder Autor seine eigenen Baustellen, jeder Autor schreibt auch seinen eigenen John Sinclair. Immer mehr habe ich das Gefühl, eine Handvoll verschiedener JS-Serien zu lesen.
Suko bezweifelt, dass John ihm in diesem Zustand eine Hilfe ist. Aber der will sich unbedingt ablenken. In den Fall hineinsteigern, um die Gedanken ja nicht auf die schlimmen Erlebnisse abschweifen zu lassen. Gesund ist das nicht, aber man braucht ja jede Woche ein frisches Heft. Der Serienheld kann nicht erstmal ein halbes Jahr Geisterjagd-Pause für eine stationäre Therapie oder längere Kur machen.
[COLOR=bbcf83]“Aber ich muss sichergehen, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ „Mach dir keine Sorgen. Ein paar Zeugen befragen kriege ich schon hin.“ „Hoffentlich.“[/COLOR] Dabei hat John aber einen eigenen Plan. Während Suko die Studenten befragt, setzt John sich ab. Lilith hat ihm klar gesagt, dass sie ihn lebend braucht. Was kann ihm da schon passieren? Und selbst wenn er draufgeht, das ist jetzt auch egal. Also hintergeht er seinen Geisterjägerpartner und einen seiner engsten Freunde, um sich M-Tronic allein anzuschauen. Scheiße, ich schaffe es jetzt nicht mehr, sowas zu überlesen und im Kopf „meinen“ JS an dessen Stelle zu setzen.
Gabrielle Bernstein, die Chefin von M-Tronic, ist sehr freundlich und zuvorkommend zu John. Er darf sogar in ihr neustes VR-Projekt eintauchen. Dämontopia – Kampf um den Engelstöter. Das klingt so, als wäre John hier richtig. Und was soll schon schiefgehen, wenn einem eh alles scheißegal ist und man selbst vor dem Tod keine Angst mehr hat?
Fernab in irgendeiner Dimension sitzt Metatron am Spieltisch und wartet darauf, dass es weitergeht. Statt Lilith gesellt sich Matthias zu ihm. Raniel und Liliths rechte Hand Moloch treffen auch noch ein. Es herrscht eine angespannte Stimmung. Jeder hier weiß, dass dieses Spielchen viel entscheiden wird und es nicht um einen Fall der Woche geht.
Im letzten Heftviertel verschlägt es den Geisterjäger also ins virtuelle Babylon. Eine reine Besichtigungstour wird es jedoch nicht, obwohl es das ganze Heft über so klang. Nein, M-Tronic produziert richtige Spiele, damit noch etwas Action in den Roman kommt.
[COLOR=bbcf83]“In dem Spiel geht es darum, dass die Stadt Babylon von Dämonen überrannt wurde. Die Menschen sind besessen, sprechen mit fremden Zungen. Und über allem thront die Hure Babylon auf ihrem siebenköpfigen Drachen. Der Engelstöter ist ein Schwert, mit dem du das Monster besiegen musst. Danach hast du gewonnen.“[/COLOR] Und John nimmt den Platz einer bekannten Persönlichkeit ein, er ist jetzt Hesekiel. Er geht immer mehr in dieser virtuellen Welt auf und vergisst sein wahres Ich. Bis zur Szene vom Cover, als das Chaos beginnt und der Höllendrache erscheint.
Sieht so aus, als würde Lilith diese Partie JS-Schach gewinnen. Metatron ist ein schlechter Verlierer. Er taucht persönlich bei M-Tronic auf und will Liliths Plan verhindern. Die muss nun auch eingreifen und ihn handgreiflich an die Spielregeln erinnern.
[COLOR=bbcf83]“Du vergisst, wo dein Platz ist, Metatron.“[/COLOR]
Inzwischen hat Suko natürlich bemerkt, dass John verschwunden ist. Und er kann sich denken, wohin. Vor M-Tronic wird er schon von Liliths Vollstreckerinnen erwartet. Zu viele für ihn. Zum Glück entscheidet sich nun auch Raniel dafür, einzugreifen und Suko zu helfen. Gemeinsam gelangen sie bis zu dem Zimmer, wo John an der VR-Brille hängt.
Hier wird es nochmal chaotisch. Bis jetzt waren die Actionszenen dankenswerter Weise nicht so extrem, wie man es vom Autor kennt. Nun passiert auf den letzten Seiten aber alles gleichzeitig. Suko aktiviert den Stab des Buddah, um John zu retten. Aber jemand widersteht dessen Kraft, keine Ahnung warum.
[COLOR=bbcf83]“Was soll denn das werden, wenn es fertig ist?“ Der Inspektor war so perplex, dass er den Halt verlor. Instinktiv wandte er den Kopf und starrte geradewegs in Liliths verzerrte Fratze.[/COLOR] Lilith greift Suko an, ist dadurch aber von Metatron abgelenkt, der Blitze auf sie schleudert. Als sie sich Metatron zuwendet, hat wiederum Suko seine Chance. Er schnappt sich den silbernen Bumerang aus Johns Jackett und schlägt damit auf Lilith ein. Gabrielle Bernstein unterbindet die Attacke, indem sie Suko eine Vase über den Schädel ziehen will. Weil die Obermotze miteinander beschäftigt sind, gelingt es Suko dann doch, Suko die VR-Brille vom Gesicht zu zerren. Damit endet der Spuk. Metatron und Lilith verziehen sich wie auf ein geheimes Kommando des Autors, der den ersten Teil jetzt beenden muss. John ist also gerade nochmal gerettet worden….oder? Er regt sich nicht mehr.
[COLOR=bbcf83]John Sinclair, der Sohn des Lichts, sein bester Freund, war tot![/COLOR]
Für eine Abschlussszene geht es nochmal kurz zurück zur Weißen Macht. Wo ein Junge erscheint.
[COLOR=bbcf83]“Ich bin gekommen, um zu helfen. Mein Vater schickt mich.“ „Und wer ist dein Vater“ „Er heißt Raniel!“[/COLOR] Also wird Elohim in Teil 2 mitspielen, schön.[/spoiler]
Tja. Irgendwie machen meine Punktebewertungen bei JS keinen Sinn mehr, weil ich inzwischen mehrere JS Subserien bewerte. Und das ist unfair, ich weiß. Bei Florian Hilleberg überlese ich alles was zu viel Drama ist. Bei Altmeister Dark überlese ich genau umgekehrt alles, was zu irrelevant und zu wenig Action ist. Dadurch fallen gewisse Kritikpunkte nicht an. Bei Rafael Marques lese ich alles genau, weil ich Spaß an den Heften habe. Da achte ich auf alle Details und schaue genauer hin. Ähnlich ist es bei den anderen Co-Autoren.
Im Klartext heißt das: Wenn ich diesem Heft ein knappes SEHR GUT mit

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuzen) gebe heißt das nicht unbedingt, dass ich es besser fand als die drei Bände der Raniel-Trilogie. Wobei…doch…schon….weil ich beide Autoren anders „lese“. Hätte ich die Hefte von Rafael Marques auch nur fix durchgerattert und manche Absätze quergelesen…hätte ich mir die Rosinen herausgepickt, wo es möglich ist…dann wäre sicher auch eine bessere Punktzahl rausgekommen. Aber wie gesagt, Rafaels Hefte mag ich im Ganzen. Bei Florians Heften würde ich mir nur selbst das Lesen verderben.
Kurz zum Heft hier. Bis auf das Finale erfreulich wenig übertriebene Action. Dafür einiges an Drama, das ich so gut es geht versucht habe zu überlesen oder zu verdrängen. John wird von Lilith vergewaltigt und ist nach dieser Szene im ersten Heftdrittel ganz beschissen drauf. So macht mir das keinen Spaß. Davina wird von ihrem eigenen besessenen Sohn besudelt. Florian Hilleberg ist ein Meister des geschriebenen Wortes, was solche Szenen für mich leider besonders schlimm macht.
An sich war dieses Heft an einigen Stellen für mich an der Grenze des Lesbaren. Leider ist das die Eröffnung des Jubiläumsabenteuers und es wird in den kommenden Heften garantiert schlimmer. Was bei mir die Grenze nach oben hin ist, ist bei Florian Hilleberg die Grenze nach unten hin. Ohne dieses Grundlevel an Drama fängt er das Schreiben gar nicht erst an. Das ist meine Erfahrung.