VHR-Taschenbuch Band 41: Spielball der Hexen von Fritz Leiber
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woodstock Offline
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VHR-Taschenbuch Band 41: Spielball der Hexen von Fritz Leiber
Norman und Tansy führen eine glückliche Ehe. Bis der erfolgreiche College-Professor im Toilettentisch seiner Frau kleine Mengen Friedhofserde und allerlei geheimnisvolle Fetische findet. Zur Rede gestellt, bekennt Tansy, sich schon seit längerer Zeit mit Hexerei zu beschäftigen, verspricht jedoch ihrem Mann, der schwarzen Kunst abzuschwören. Von diesem Augenblick an ereilt Norman ein Mißgeschick nach dem anderen. Seine Karriere, ja sogar sein Leben sind in höchster Gefahr. Gleichzeitig stellt er fest, daß mit Tansy eine schreckliche Veränderung vor sich geht.
Verfasst von Fritz Leiber
Originaltitel: Conjure Wife, 1943
Aus dem Amerikanischen von Christiane Nogly
Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole
145 Seiten
Erschienen im November 1976
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
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Horror-Harry Offline
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Sailors Frau überrascht ihn mitten in seiner Entdeckungsreise durch ihre magischen Utensilien. Während der nachfolgenden Konfrontation gibt sie ihre Besessenheit von Zauber und Magie zu. Die Ironie an der Sache ist, dass ihr Mann, Professor für Soziologie, ein engagierter Rationalist ist, der seine Karriere dem Entlarven primitivehexenvolkn Aberglaubens gewidmet hat, und der jetzt erfahren muss, dass seine Frau seine Forschungen und Exkursionen dazu in Anspruch genommen hat, ihr Arsenal an magischen Praktiken zu entwickeln. Die Gegenüberstellung verschiedener Versionen einer Wirklichkeitsauffassung ist eine der Freuden konzeptioneller Literatur (jene Non-realistische Tradition der Literatur), und Leiber macht in diesem Roman wirklich eine Menge aus den widersprüchlichen Welten. Die Überlagerung der wissenschaftlichen Methode mit der grassierenden Zauberei in der gleichen Erzählung, lässt die Darwin-versus-Kreationismus-Debatte wie einen Kaffeehaus-Streit wirken. Und obwohl sich Meister der Pulp Fiction wie Leiber in der Regel mehr mit Handlung als mit philosophischen Resonanzen beschäftigen, gelingt ihm die Überraschung, beides in einem kompakten Roman unterzubringen.
Unter dem Druck ihres Ehemanns, akzeptiert Tansy ihr Verhalten als pathologisch und stimmt der Vernichtung ihrer Utensilien zu. Eine schlechte Entscheidung! Gleich nach der flammenden Reinigung geschehen Professor Sailor die merkwürdigsten Dinge. Falsche Anschuldigungen werden vorgebracht, neue Gegnerschaften entstehen, alte Geheimnisse werden aus der Versenkung geholt. Noch schlimmer aber: das tödlichste Spiel von allen – Fakultätspolitik – richtet sich nun gegen ihn. Hat er einen Fehler bei der Beseitigung des ganzen Schutzzaubers begangen? Oder hat sein tadellos rationelles Denken Schaden durch die verrückten Überzeugungen seiner Frau genommen? Mittlerweile scheint sie glücklich ohne ein Leben mit Magie zu sein, und würde er mit ihr über seine zunehmenden Probleme sprechen, könnte sie das wieder zu ihrem ungesunden Verhalten zwingen. Aber trotzdem …
Leiber entwickelt die Geschichte mit viel Geschick, hält in diesem Drama die Waage zwischen Humor und Ironie. Vierzig Jahre vor Updikes “Hexen von Eastwick†– das wie Leibers “Hexenvolk†in schöner Regelmäßigkeit für andere Genres bearbeitet wurde – fängt Leiber die pikanten Details einer Geschichte über Zauberei ein, die in einem modernen New England spielt. Fern also von jedem “Gothic-Touch†und 19. Jahrhundert-Geisterei.
Der Erfolg solcher Geschichten ist kaum verwunderlich, denn der Aberglaube hat unsere Welt nie wirklich verlassen. Fast zur gleichen Zeit mit dem Erscheinen von Updikes Buch, erklärte ein US-Gericht “Wicca†zu einer Religion, was “Hexerei†zu einer interessanteren Geschichte machte als andere New-Age-Bewegungen.
Ich würde aber jedem das Buch "Hexenvolk" aus der Edition Phantasia empfehlen. Dort ist nichts gekürzt oder verpfuscht und man kommt in den Genuss eines wirklich guten Romans.
http://www.thehugoawards.org/2019/08/19 ... announced/
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