Band 62: Eine Leiche wird sprechen
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Band 62: Eine Leiche wird sprechen
Rick Masters macht eine grausige Entdeckung
» Ich freue mich, daß endlich einmal alle beisammen sind«, sagte Mrs. Linda Weston und stellte das
Gemüse auf den Herd. Dann drehte sie sich lächelnd zu ihrem Mann und zu ihrem fünfzehnjährigen
Sohn Jeff um. Die beiden hatten es sich am Eßtisch bequem gemacht.
»Du tust so, als wären wir nie daheim«, hielt ihr Norman, ihr Ehemann, entgegen.
»Stimmt doch! « Linda Weston holte den Braten aus dem Kühlschrank. »Du bist oft auch abends
unterwegs, weil ein Architekt gesellschaftlichen Kontakt zu seinen Kunden pflegen muß.« Und zu Jeff,
ihrem Sohn gewandt, sagte sie: »Du gehst abends meistens mit deinen Freunden aus.«
»Ich bin schließlich fünfzehn«, erklärte Jeff ernsthaft. Er war ein schlaksiger Junge mit langen Haaren
und Blue Jeans, der jedoch auf ein sauberes, gepflegtes Äußeres Wert legte. » In diesem Alter baut
man sich einen eigenen Lebenskreis auf.«
» Unser Herr Sohn spricht weise wie ein Greis« bemerkte Norman Weston mit gutmütigem Spott in
der Stimme. Linda Weston griff nach dem langen, schweren Fleischmesser. Sie setzte es an den noch
rohen Braten an und wollte fingerdicke Scheiben abschneiden, als sie ein seltsames Geräusch
aufhorchen ließ. Es hatte sich angehört, als würde jemand stöhnen.
Erstaunt drehte sie sich um und blickte zuerst ihren Mann an, wobei sie das Fleischmesser noch immer
in der rechten Hand erhoben hielt.
Mr. Weston achtete nicht auf seine Frau, sondern starrte seinen Sohn mit einer Mischung aus
Erstaunen und Angst an. Jeff Weston saß vorgeneigt auf dem dunklen Holzstuhl, der zu der rustikalen
Eßzimmergarnitur gehörte. Seine Hände lagen auf den Knien, die Finger verkrampft, daß die Knöchel
weiß hervortraten. Sein Körper spannte sich, als hätte er Schmerzen.
Mrs. Weston schrak zusammen, als sie das Gesicht ihres Sohnes sah. Es war weiß wie Kalk,
schweißbedeckt und zuckte unkontrolliert. Seine hellbraunen Augen flackerten, starr und weit
aufgerissen. Die Lippen zitterten, als wollten sie Worte formen, doch außer einem langgezogenen
gequälten Stöhnen brachte Jeff keinen Ton hervor.
»Um Himmels willen, was hast du denn?« rief Mrs. Weston entsetzt und tat einen Schritt auf ihren
Sohn zu.
Autor: Andrew Hathaway ( Richard Wunderer )
Titelbild: Hans-Joachim Lührs
Besonderheit: 17. Roman mit Rick Masters
Weitere Romane von Rick Masters in dieser Reihe sind: 9, 13, 17, 18, 20, 24, 27, 31, 42, 46, 49, 52, 56, 59, 65, 77, 81, 86, 93, 106, 111, 118, 123, 126, 131, 134, 136, 139, 142, 149, 166, 171, 188, 198, 204, 207, 211, 216, 220, 226, 244, 251, 261, 268, 272, 276, 280, 284, 290, 293, 297, 302, 308, 313, 321, 327, 340, 347, 350, 355, 358, 362, 369, 380
Rick Masters war kein Frühaufsteher, und das Sprichwort von dem Gold im Mund, das ganz zeitig am Morgen auftreten soll, hielt er für eine glatte Lüge.
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