Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 133: Der lange Mann

Moderator: Michael

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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 133: Der lange Mann

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Michael Offline
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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 133: Der lange Mann

Beitrag von Michael »


Für Lady Eliza Fitzgibbon ist das Übernatürliche eine gar nicht unbekannte Größe. Ihr Freund Harker ist Spezialist für Schutzsymbole gegen feindselige Mächte. Der Nebel über Marsden und die sich häufenden Fälle von Verschwinden oder Tod verlangen beiden eine Menge ab, bis ein geheimnisvoller langer Mann ihnen einen entscheidenden Hinweis gibt.

Erscheinungstag: 11.11.2023
Autor: Morgan D. Crow
JohnSinclairFanClub Offline
Beiträge: 1058
Registriert: Mo Okt 15, 2018 9:31 am

Beitrag von JohnSinclairFanClub »

Ab und zu mache ich ja mal einen Abstecher in die neuen Gespenster-Krimis - denn da dürfen auch mal "junge" Autoren ran. Ich finde es toll, was die sich für Gedanken machen und zu Papier bringen. Zudem sind sie keiner speziellen Serie unterstellt und können sich hier quasi frei entfalten.
So hab ich mir letztens mal diesen hier gegriffen...

Der Roman hat mich GUT unterhalten. Die Figur vom langen Mann hatte einen schönen unheimlichen Touch und insgesamt wird der Name "Gespenster-Krimi" mit Grusel-Atmosphäre passend eingehalten.
Ich hatte leider ein wenig Probleme mich in den ganzen Charakteren zurechtzufinden. Irgendwie scheinen sich da einige zu kennen - vermutlich aus vorangegangenen Geschichten - und das "Helden-Duo" kam nicht so klar rüber. In der Heftmitte gab es zwar etliche Infos vom Autor, der hier ja schon so etwas wie eine kleine eigene Unterserie geschaffen hat, aber ich hätte mir doch irgendwie mehr Background gewünscht.

Ein weiterer Punkt, der mir etwas negativ aufgefallen ist, ist die "Satzbildung": Es gibt sehr sehr viele Sätze, die superlang sind. Da werden sehr oft 3-4 Nebensätze mit eingebaut und es liest sich dadurch etwas merkwürdig. Aber das ist natürlich auch nur meine persönliche Meinung.

Ich werde bestimmt nochmal irgendwann schauen was so in Musgrave Hall los ist.
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Das Gleichgewicht Offline
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Beitrag von Das Gleichgewicht »

Der Heftromanzufall mal wieder. Lady Eliza unterstützt ihren Freund Harker in Chipping Cloughton bei parawissenschaftlichen Untersuchungen an einer Kirche. Da verschwinden im Ort plötzlich spurlos Menschen. Eines der Opfer ist ausgerechnet der dreijährige Sohn einer alten Schulfreundin von ihr, die hier lebt. Eliza hat kein JS-Bauchgefühl, sondern einen „Monster-Verstand“ und ahnt direkt, dass es vielleicht in ihr Interessengebiet fällt. Und da es sich um eine alte Freundin handelt, können sie und Harker natürlich ungestört herumschnüffeln. Im ersten Band ereignete sich das Grauen direkt vor Elizas Anwesen und sie war betroffen. In den Bänden 2,3 und 4 waren alte Freunde oder Bekannte involviert. Genau wie hier. Morgan D. Crow müsste sich definitiv einen anderen „Opener“ einfallen lassen.

Später hat die alte Lady Dorcas Chattenham eine Autopanne. Eliza und Harker fahren im passenden Timing an ihr vorbei und bringen sie nach Hause zum Tee. Als die Sprache auf die Entführungen kommt, weiß die Alte zufällig mehr. Da passt ja alles wieder perfekt. Außerdem hat sie noch eine Jagdgewehrsammlung. Sollte man also im Laufe des Abenteuers spontan eine Bewaffnung brauchen, hat man direkt einen Anlaufpunkt. Lady Dorcas denkt jedenfalls direkt an die Legende vom Langen Mann und trifft damit natürlich direkt mit ihrer ersten Vermutung ins Schwarze. 27 Menschen holt er sich jedes mal, also geht es jetzt gerade erst los.

Dann gibt es bei Elizas Freunden eine andere Spur. Ein Entführerbrief, eine heimliche Affäre, eine Erpressung. Wurde das Kind nur entführt, handelt es sich gar nicht um ein paranormales Ereignis? Das hätte vielleicht vor den Enthüllungen vom Langen Mann funktioniert, jetzt wird sich der Leser nicht mehr auf diese falsche Fährte führen lassen. Oder hat beides miteinander zu tun, das wäre möglich? Hat die Affäre den Langen Mann gerufen?

Eliza und Harker sind jedenfalls immer mit dabei. Da fahren sie am Haus vorbei, wo das nächste Opfer geholt wurde. Oder an der Autounfall-Stelle, wo die folgenden zwei Menschen entführt worden. Immer ist gerade die Polizei anwesend und es gibt wieder das Problem. Anstatt die Behörden sich wundern, warum die beiden immer am Tatort auftauchen und sie auf die Liste der Verdächtigen gesetzt werden, lernen sie den zuständigen Sergeant besser kennen.

Eliza begibt sich dann auf ihr Anwesen um in ihrer unerschöpflichen Bibliothek zu recherchieren. Außerdem ruft sie einen Gangsterboss an, mit dem sie in einem der letzten Abenteuer zu tun hat. Diese Kriminellen sind doch alle vernetzt, vielleicht kommt sie so an die Affäre mit dem Erpresserbrief heran.

Schließlich kommt es zu einer Übergabe auf einem unheimlichen Friedhof. Wenn das alles nichts mit einem Spuk zu tun hat, bekommen Elizas Freunde ihr Kind zurück und die Sache hat sich erledigt. Da der Lange Mann sich in Zwischenszenen aber schon wieder neue Opfer geholt hat, bezweifle ich das. Damit die Helden was zu tun haben, übergibt Harker den Geldkoffer, der mit den Leuten noch weniger zu tun hat als Eliza. Er erfährt, wo der Junge festgehalten wird. Oder auch nicht, natürlich entpuppt es sich als Verarsche.

Währenddessen wird Eliza entführt, damit sie dem Langen Mann geopfert wird. Nach 27 Leuten verschwindet der Spuk wieder, wieso ihm also nicht ein paar Fremde geben, damit er sich keine Dörfler mehr holt? Sie wird aber ausgerechnet vom ihrem Gangsterboss-Kontakt gerettet, der hier herumschnüffelt.

Wie sich herausstellt, gibt es noch eine weitere Möglichkeit, den Langen Mann aufzuhalten. Wenn derjenige stirbt, der ihn beschworen hat. Der die Entführung des ersten Opfers herbeigewünscht hat. Und das war der Vater des Jungen, der dessen kränkliches Weinen nicht mehr ausgehalten hat. Ob er sich am Ende aus Schuldgefühlen selbst erschießt und dann seine Frau oder ob seine Frau aus Hass ihn erschießt und dann sich selbst habe ich nicht so herauslesen können, aber mit dem Tod des Vaters ist der Lange Mann wieder in sein Reich zurückgekehrt, bis er wieder beschworen wird.

So langsam nutzt sich die Eliza-Formel ab. Es ist das gleiche Konzept wie immer, mit den gleichen Plotmitteln wie immer und den gleichen Figurenzeichnungen wie immer. Auf die gleiche Art wie immer geschrieben. Anders herum könnte man das selbe Argument anbringen und meinen, dass sich die Romane treu bleiben und sich die Eliza-Formel mit jedem Heft mehr findet. Vielleicht will man gar keine Veränderung oder mal etwas Neues. Vielleicht will man mehr von dem, was einen so begeistert. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Im Grunde ist diese Geschichte ganz nett und definitiv nicht schlechter als die letzten Eliza-Abenteuer. Der Lange Mann bleibt ein Mysterium und das Ende ist kein reines Happy End. Die falsche Fährte hätte ich anders gelegt. Durch gewisse Szenen kann es gar nicht sein, dass diese Variante die echte Lösung ist. Der Leser weiß, dass es den Langen Mann gibt und er hinter allem steckt, nichts Anderes. Mir wäre es lieber gewesen, das ungewisser zu gestalten und ich hätte mich trotz Gruselgenre auch nicht geärgert, wenn sich am Ende alles als normaler Kriminalfall herausstellt.

Von mir GUTe :D :D :D :D :D :D :baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Totenköpfen). Ich bin da so mittendrin. Die Handlung könnte von mir aus etwas frischen Wind vertragen, wird aber leider nicht passieren, weil Morgan D. Crow dem Konzept garantiert treu bleibt. Das heißt aber auch, dass sich an der gemütlichen Schreibe und den kauzigen Klischeefiguren nichts ändern wird, was ich gut finde.
Aktuelle Lesefavoriten:

1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Schneedrache Offline
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Beitrag von Schneedrache »

Ich fand den Roman wieder top, nach "bewährtem Rezept", wenn man so will. Natürlich kann irgendwann auch mal was "Neues" kommen, aber bei Heftromanserien muss man da vorsichtig sein. Das ist jetzt der fünfte Musgrave-Roman, wie weit waren andere Serien da? Morgan D. Crow hat bis jetzt alles richtig gemacht.
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Wynn Offline
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Beitrag von Wynn »

Morgan D. Crow ist sicherlich einer der Garanten dafür, dass der Gespenster-Krimi gerade einen neuen Frühling erlebt. Im vorliegenden Abenteuer bekommen wir von ihm am Ende auch einen kleinen Einblick in sein Schreibzimmer, wo er erklärt, dass er hier den berühmten Lindbergh-Fall eingearbeitet hat. Und tatsächlich beginnt der Roman wie ein Kriminalstück, das man "Rätsel des verschlossenen Raums" nennt. Ein Kind ist aus einem Zimmer verschwunden, ohne dass dies eigentlich möglich sein konnte.

Morgan erhöht die Spannung hier schleichend und hat ganz klar einen ersten wirklichen Höhepunkt in seiner Serie erreicht. Auch die typische urbane Legende fehlt hier nicht, und für die notwendigen Informationen ist es immer gut, einen Professor Harker dabei zu haben, der diese auch liefert. Da es hier widerstreitende Kräfte gibt, gibt es auch ein ums andere Mal Zweifel. Es gibt hier eine gerissene und gefährliche Trickbetrügerin, einen abergläubischen Mob, der eigentlich noch gefährlicher ist als der Lange Mann, eine völlig planlose Polizei (was man vielleicht etwas kritisieren könnte, aber natürlich der ausgezeichneten Handlung geschuldet ist) und - den "Halbweltler" Graham, der diesmal wirklich unerlässlich ist. Die Gefahr ist diesmal greifbarer und ziemlich furchtbar, das Ende konsequent, logisch und keineswegs so verrückt, wie wir das bisher gewohnt waren.

Klasse, Morgan. Das ist der Weg!
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Weltenbummler Offline
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Beitrag von Weltenbummler »

Guten Morgen! ?

Der Lange Mann

Ich hatte ja jetzt eine kleine Pause zwischen den Romanen 4 und 5. Doch der erste Advent schien mir angebracht, um Teil 5 von MGH zu lesen.

Zuerst das, hm, wie schreibe ich es? Ah, ich schreibe es einfach mal. ? Teil 5 ist meines Erachtens eine sehr leichte Komposition/Variation aus den Teilen 3 und 4.

Teil 3 ein Naturgeist, ähnlich wie in Teil 5. Teil 4 eine ähnlich nicht greifbare Figur wie in Teil 5.
ABER.

Ich bin nun schon seit 1987 im Schreibgeschäft. Ich habe gelernt, dass Autoren andere Autoren nicht unbedingt loben. Dann müsste man ja zugeben, dass der andere besser ist. ?

Bei Morgan D. Crow muss (und möchte) ich das aber tun. Morgan ist für mich eine der besten Neuentdeckungen, seit es Gruselromane gibt. Oder so. ?

Morgens Stil ist unglaublich. Perfekt. Plastisch. Allumfassend. Nichts aus den Augen verlierend. Bis ins letzte (scheinbar unwichtige) Detail (z.B. Armlehnen, die an abgewetzte Goldtatzen erinnern). Er schreibt – und vor dem Auge ist sofort das komplette Bild. Wie ein malerischer Komponist breitet er vor dem Leser die Straße des Geschehens aus …

Teil 5 ist für mich von A bis Z ein absoluter Lesegenuss. Er nimmt mich gefangen von der ersten bis zur letzten Seite. Manchmal mit sehr unangenehmen Folgen …

Am Freitag habe ich im Elternhaus übernachtet. Ich habe den Beginn gelesen und mich eh schon gegruselt. Was ich nicht wusste, war, dass die Katze einen Hasch-Mich-Tag hatte. Dann macht sie Sachen, die sie sonst nicht macht. Sie war auf den Schrank im Schlafzimmer der Eltern gesprungen und von da direkt auf meine Mutter, die das Ganze mit einer Schreiorgie bedachte, während ich fast aus dem Bett gefallen bin. Unglaublich.

Die Mischung von Krimi und Grusel kommt ja wohl dem Anliegen des Gespenster-Krimis sehr sehr nahe. ?

Ich habe jeden Satz, jeden Absatz, jede Seite – den gesamten Roman genossen. Unglaublich wie rund und perfekt alles ist. Auch das Ende war so, wie es sich, gefühlt, am besten anhört. Nämlich glaubwürdig. England behält seine Mysterien!

Kurzum. 5 MGH-Romane. 5-mal absolutes Lesevergnügen. Ich verneige mich vor dem Meister der Schreibkünste!
Thilo
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