Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 118: Die Lanze des Gellius
Moderator: Michael
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Talis Offline
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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 118: Die Lanze des Gellius

Eine Böe ließ eine kleine sandige Windhose in die Luft wirbeln. Niemandem fiel dieses winzige Naturschauspiel auf, denn die Anwesenden hatten ihre Augen auf die Männer gerichtet, die nebeneinander an drei übergroße Holzkreuze genagelt waren. Römische Soldaten hielten den Pöbel davon ab, sich den Gekreuzigten zu nähern. Sowohl Wehklagen als auch Freudenrufe waren aus der Menschenmenge herauszuhören. Hier am Schädelberg sollte sich das Schicksal der Menschheit erfüllen. Hier auf dem Berg Golgatha ...
Die Lanze des Gellius
Verfasst von Chris Steinberger
Titelbild von Rudolf Sieber-Lonati
Erscheinungsdatum: 18.04.2023
N E U
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JohnSinclairFanClub Offline
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Da hat er doch gleich zum Start n Rudolf Sieber-Lonati-Cover bekommen. Nett. Und in Kombination mit dem Titel könnte es hier einen Abstecher in eine ältere Epoche geben...
Es startet gleich mit einer Kreuzigungs-Szene bei den alten Römern, in Jerusalem. Neben Jesus werden weitere Männer ans Holzkreuz genagelt und aufgestellt. Dabei ist auch einer, der einen Dämon intus hat. Dieser schafft es über "Die Lanze des Gellius" zu einem neuen Wirtskörper (den von dem Römer Novatus Romus Gellius) zu kommen und infiziert ihn quasi immer mehr mit dem Bösen. Durch einige Umstände sitzt der Dämon schließlich irgendwo fest und muss die Zeit überdauern - bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. In London. Da wird er von einem Geistlichen, Pater Pius, befreit und bemächtigt sich seiner - und wandelt ihn in den bösen Pater Reno um, der natürlich nur fiese Sachen im Schilde führt...
Parallel dazu wird das Heldenteam eingeführt. Es besteht aus Arthur Winston, der ein Cop beim Scotland Yard ist, und Mason Armstrong, der aus der Zukunft (der heutigen Zeit) kommt und im viktorianischen strandet. Dies ist also ein weiterentwickelter Handlungsstrang von dem Sinclair-Roman Band 2280 "Hotel zur Hölle", den Chris Steinberger zusammen mit Rafael Marques geschrieben hat. Dort kommt es nämlich zu einer Zeitreise, bei der ein paar Boys im 19. Jahrhundert landen und nur einer von John Sinclair gerettet werden konnte. Mason ist halt dageblieben (und die anderen sind flöten gegangen) und muss sich mit der Situation abfinden. Anscheinend hat er dort einen coolen Mentor - Arthur Winston - gefunden, der sich ihm annimmt und in die Ermittlungsarbeit beim Polizeidienst in London führt.
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es auch noch einen Vorgesetzten - Sir Andrew Pettigrew - der vermutlich so was Ähnliches wie Sir James Powell bei Sinclair darstellt.
Außerdem ist noch ein Polizistenduo dabei das Arthur unterstützt und ab und zu für Schmunzler sorgt. Quasi als Sidekick.
Gemeinsam werden sie in den mysteriösen Fall gezogen und machen Bekanntschaft mit dem Übernatürlichen. Sie schaffen es auch so halbwegs das Unheil zu besiegen, aber es gibt ein offenes Ende.
Ich hätte mir vermutlich mehr einen "festeren Abschluss" gewünscht, mit einer Option zur Fortführung. Ich stecke nicht in den Gespenster-Krimis drin, weiß aber, dass die Hefte nur alle 2 Wochen erscheinen. Somit ist nicht ganz klar, wann die Fortsetzung erscheint und es halt noch etwas hin sein könnte bis es weiter geht.
Das Ende kommt sehr unspektakulär rüber - auf den letzten Seite hatte ich schon gedacht "Oha, wie will der Autor das da noch krachen lassen?". Da hätte ich gedacht es kommt etwas "Größeres". Vielleicht war das aber auch so alles gewollt - ich bin ja eigentlich nur Sinclair-Leser und weiß nicht, wie die GK so ticken. Das wäre jetzt so aber auch mein einziger Kritikpunkt.
Die Geschichte lebt von seinen Krimi-Elementen und der damaligen Polizeiarbeit - das mochte ich sehr. Keine Autos, keine Handys, keine Computer.
Im Heft gibt es sogar einige Verweise auf Sinclair und der Autor versteht es, eine düstere Stimmung aufzubauen und auch kleine Gags an den passenden Stellen zu platzieren. Die detaillierten Beschreibungen gefielen mir gut, sodass ich alles in meinem Kopfkino gut dargestellt bekam. Es gab hier und da mal eine Kleinigkeit, wie z.B. die Szene, wo die Lanze gezeichnet wird und in der Wolke erscheint. Das war mir nicht ganz klar, wie groß das zu sehen war usw. und ich musste 2 mal lesen. Aber es hakte da bei mir.
Ich wurde insgesamt toll unterhalten! Durch den Schreibstil war alles flüssig zu lesen und der Abstecher zu den Römern und ins viktorianische London hat mir sehr gut gefallen. Ich mag diese dreckige Zeit im schmutzigen London und finde es vom Prinzip gut, da eine eigene kleine Serie anzusetzen. Man merkt, dass sich der Autor Gedanken gemacht hat, um ein kleines eigenes Universum als Spielwiese für Gruselgeschichten zu schaffen. Das erwähnt Herr Steinberger auch in seinem Werkstattbericht in der LKS. Auch das war nett zu lesen und sowas interessiert mich ja immer wieder. Dort wird auch schon angeteasert, was in Zukunft so in etwa geplant ist. Ich bin gespannt und werde das mal weiter verfolgen.
- iceman76 Offline
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Original von JohnSinclairFanClub
Sooooo... ich hab mal einen Abstecher zum Gespenster-Krimi gewagt - man will ja schließlich verfolgen wie es mit der der Karriere von Chris Steinberger weitergeht
Da hat er doch gleich zum Start n Rudolf Sieber-Lonati-Cover bekommen. Nett. Und in Kombination mit dem Titel könnte es hier einen Abstecher in eine ältere Epoche geben...
Es startet gleich mit einer Kreuzigungs-Szene bei den alten Römern, in Jerusalem.
....
..... das mal weiter verfolgen.
Dieser hervorragenden Zusamenfassung schließe ich mich gern an!
Fazit: Ich vergebe für diese, sehr überzeugende, Geschichte ebenfalls ein "sehr gut"! Ich habe mich an keiner stelle gelangweilt und kann diesen Roman bedenkenlos weiter empfehlen! Hat wirklich Spaß gemacht diese Geschichte zu lesen.
Ich hoffe ja mal das da noch so einiges nachkommt!
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Irgendwie sollte aber auch gefühlt diese Lektüre im GK allein stehen, da sie ja anscheinend nicht ohne Grund aus dem JS Kosmos rausfiel... dieser mittig im Heft vorhandene spezielle Bericht sagt alles aus...
Gute Entscheidung, meiner Meinung nach... Denn diese Story hier hatte für mich viel mehr Crime Noir als erwartet und vor allem das Flair was sie dabei ausstrahlte überraschte mich total...
Herausragend empfand ich ja vor allem den der Geschichte angepassten Schreibstil... meine Güte das war im Verlauf des Heftes so überragend das ich doch hier aus lauter Begeisterung eine klare Leseempfehlung gebe... wenn dies über die nächsten zugehörigen Bände so beibehalten werde könnte, wäre ich begeistert und ein klarer Anreiz weiterzulesen...
Da ich das so in dieser Form nicht mal im Ansatz erwartet habe gibt es für diese Sehr Gute Lektüre ein TOP in der Bewertung... nicht ein bitterböses Wort über das Heft, dafür kann man schon mal eine Lanze brechen...
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Tulimyrsky Offline
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Tulimyrsky Offline
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Dankeschön :love:Original von Loxagon
TOP!
Und nun her mit Teil 3. Sonst muss ich leider dem Autor den Sinclair-Asmodis auf den Hals hetzen :beleidigt:
Teil 2 lese ich die Tage, aber ich hätte gerne schon Teil 3 zum "nicht so lange warten".
Ich denke mal, dass ich ein wenig spoilern darf... Teil 3 (aus der Feder Aldyrons!) liegt bereits seit Monaten dem Verlag vor.
Teil 4 ist gerade dabei Gestalt anzunehmen
Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.
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- Das Gleichgewicht Offline
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Dort spielen dann Figuren aus der JS 2280 mit, ein Heft des gleichen Autors, in Zusammenarbeit mit Rafael Marques. Es wird sogar Bezug auf Ereignisse des Abenteuers genommen. Wenn der Roman im viktorianischen Zeitalter spielt, erklärt das, wieso keine bekannten Namen wie Father Ignatius genannt werden. Inspektor Arthur Winston und der in der Vergangenheit verschollene Mason Armstrong verfolgen einen Fall, der sicher auch mit der Lanze zu tun haben wird. Zumindest aber mit Lady Gwendolyn Carmine, einer Gegenspielerin aus JS 2280, die damals entkommen konnte. Pater Pius ist ebenfalls auf dem Weg zum Anwesen der Lady. Zur Hälfte des Abenteuers laufen hier einige Fäden zusammen.
Während die Polizisten das Anwesen durchkämmen und einen Täter festnehmen, findet der Pater die Lanze in einem anderen Raum. Er nimmt sie an sich und wird hoffentlich nicht von ihrem Einfluss verführt. Stimmen hört er jedenfalls seit Rom, aber gehören die einem Engel oder einem Teufel? Die Stimme weist ihn an, den Verdächtigen aus der Polizeikutsche zu befreien, da er noch gebraucht wird. Also doch eher eine dämonische Einflüsterung? Als Pater Pius erst eiskalt einen Polizisten killt und schließlich mit seinem neuen Gehilfen ein Massaker in einer Kirche anrichtet, ist auch diese Frage geklärt.
So ein Gemetzel ruft die Polizei auf den Plan, die dann ganz praktisch einen vielsagenden lateinischen Brief in der Kirche findet. Der Pater hätte mal besser seine Spuren verwischen sollen. Die Behörden melden die Ereignisse dem Vatikan, der direkt Agenten der Weißen Macht nach London schickt. Hoffentlich kommen die Experten nicht zu spät.
Als Arnaud Lacroix auf den letzten Seiten London erreicht, hat Pater Pius schon einen gebannten Ghoul befreit. Keine Ahnung, was der Dämon in der Lanze mit dem niederen Leichenfresser vorhat. Der Agent ist aber eher daran interessiert, die geschändete Kirche zu übernehmen und neuer Priester zu werden, nachdem der alte gemeuchelt wurde. Die Verbrecherjagd überlässt er den Polizisten. Kann halt nicht jeder ein kampferfahrener Geisterjäger an vorderster Front sein, manche Agenten der Weißen Macht glänzen eher durch ihr Wissen oder sind stille Spione.
So durchkämmt die Polizei großflächig die Stadt. Für Pater Pius wird es heikel. Da niemand mit Sicherheit weiß, dass er der Bösewicht ist, opfert er seinen Gehilfen. Der lässt sich fangen und gesteht dann alles. Arnaud Lacroix geht davon aus, dass sein Kollege bei der Suche nach der Lanze getötet wurde und sie nie gefunden hat. Der Roman endet also überraschend mit einem Cliffhanger.
Da der nächste GK von Chris Steinberger Leichenfresser im Titel hat, kann man sich schon denken, dass es eine direkte Fortsetzung mit dem erweckten Ghoul ist. Was der große Masterplan des Dämons in der Lanze ist, bleibt im Dunkeln…noch.
Na, das ist doch mal eine äußerst positive Überraschung. Mit einem Spin Off im gleichen Universum wie JS habe ich nicht gerechnet. Ob das nun offizieller „Canon“ ist oder der Autor sich nur ohne Gewähr austoben durfte, weiß ich natürlich nicht. Aber nach der Einstellung der Taschenbücher habe ich genau solche Geschichten ohne John Sinclair vermisst. Ballard hatte die Chroniken des Weißen Kreises, vielleicht bekommt JS jetzt im GK die Chroniken der Weißen Macht. Der Fokus liegt auf einer Nebenfigur aus JS 2280. Für die Folgebände darf gern Arnaud Lacroix aktiv mitspielen, hier kommt er erst am Ende der Geschichte nach London.
Der Antagonist erinnert aus Gründen etwas an Matthias von JS, der einen ähnlich tragischen Werdegang hatte, aber es gibt auch Unterschiede. Durch den leichten Cliffhanger und den unvollendeten „Masterplan" bin ich auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht.
Wäre neben den Eliza-Romanen dann die zweite historisch angehauchte GK-Subreihe, die ich verfolge. Chris Steinberger hat hier auf jeden Fall eine ziemlich Hausnummer für den GK abgeliefert und die Verbindung zu meiner liebsten Gruselreihe ist nochmal ein Bonuspunkt. Das macht Spaß, das lese ich gerne.
SEHR GUTe
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Tulimyrsky Offline
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- Das Gleichgewicht Offline
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