Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 76: Die Ghule von Graumannsdorf
Moderator: Michael
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Talis Offline
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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 76: Die Ghule von Graumannsdorf

Es war ein furchtbares Gewitter, das an diesem Sommertag im Jahr 1682 über Schloss Sautern niederging. Eine doppelte Sorge hielt die Schlossbewohner in Atem, denn während draußen die Elemente tobten, lag drinnen die Gräfin in den Wehen. Und nicht nur Schmerzen plagten die arme Frau, sondern auch die schauerlichsten Visionen, aus denen sie immer nur kurz zu Bewusstsein kam, wenn eine neue Wehe ihren Leib zusammenschnürte wie ein Folterinstrument.
Gräfin und Gesinde hätten glücklich sein müssen, denn Graf Roderick und seine Frau hatten sich seit Langem Kinder gewünscht, und die Schwangerschaft war ohne Zwischenfälle verlaufen. Warum schrie und weinte dann die junge Schlossherrin, als sie erst einen Knaben und dann ein Mädchen aus ihrem Schoß presste?
Die Kinder waren gesund und wohlgestaltet. Warum fluchte und betete die Mutter fast in einem Atemzug und beschwor die Hebamme mit wilden Schreien, die Neugeborenen sofort ins lodernde Feuer des Kamins zu werfen und mit dem Schürhaken festzuhalten, bis sie zu Schlacke verbrannt seien?
Die Ghule von Graumannsdorf
Verfasst von Camilla Brandner
Titelbild von Rudolf Sieber-Lonati
Erschienen am 07.09.2021
N E U
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geisterwolf Offline
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RE: Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 76: Die Ghule von Graumannsdorf
Gesagt, getan. Die Frau des Adeligen gebiert Zwillinge, sowohl optisch als auch vom Verhalten her eigenartige Kinder, die sich alsbald als Ghule entpuppen, woraufhin die Gräfin in den Fluten eines Wasserfalls den Tod sucht, damit nicht ihr eigener Nachwuchs über ihren toten Körper herfällt.
Die Zwillinge wachsen heran, zeugen Nachwuchs - ebenfalls Ghule -, und die Jahre ziehen ins Land. Was im siebzehnten Jahrhundert beginnt, wo das Schloss des Grafen noch eine prunkvolle Residenz ist, endet im ausklingenden neunzehnten Jahrhundert, als das Heim der Ghule nur noch eine verfallene Ruine ist, die aber immer noch Menschen anlockt, soll es hier doch verborgene Schätze geben...
Eine schön-schaurige Geschichte, die zur Gänze in der Vergangenheit spielt, und sich flott lesen lässt. Vor allem bei der Schilderung grausig-widerwärtiger Szenen bevorzugt die Autorin eine blumige ( im positiven Sinn!) Sprache, wodurch das Grauen vor dem geistigen Auge des Lesers/der Leserin eine plastische Form annimmt.
Für mich sowohl vom Inhalt als auch vom Stil her der bisher beste Roman von Camilla Brandner.