VHR Band 266: Das Hotel des Satans von Cedric Balmore
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Habibi Offline
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VHR Band 266: Das Hotel des Satans von Cedric Balmore
Ihm war kalt. Die Kälte kam geradewegs aus seinem Herzen und hing nicht mit der Temperatur zusammen, die in der überheizten Hotelhalle herrschte. Trotzdem war Roger Simpsons wachsendes Frösteln zweifellos auf seine Umgebung zurückzuführen, auf die abgetretenen Teppiche, deren Muster kaum noch zu erkennen war, auf die traurig in ihren Töpfen dahinwelkenden Zierpalmen, auf die düster- verschlissene Einrichtung insgesamt, und nicht zuletzt auf die beiden männlichen Gäste, die völlig reglos in alten, schweren Sesseln saßen und wie ausgestopft wirkten. Wie Tote, dachte Roger Simpson. Er strebte auf den Rezeptionstresen zu, stoppte und musterte das Schlüsselbrett, das dahinter an einer Wand hing. Er entdeckte, daß sich in den Fächern für eingehende Post nicht ein einziger Brief befand. Er schlug mit der flachen Hand auf die antiquiert wirkende Klingelglocke, die einen hässlichen, blechernen Ton von sich gab. Roger blickte über seine Schulter. Die beiden Männer in ihren Sesseln rührten sich nicht. Sie starrten aus scheinbar blicklosen Augen ins Leere. Roger hieb erneut auf den Knopf. Er tat es betont schwungvoll. Es schien, als wollte er mit einer besonderen Energieleistung die aufsteigende Furcht bremsen, die von ihm Besitz zu ergreifen drohte. Eine Tür klappte. In dem diffusen Dunkel, das hinter dem Tresen herrschte, erschien ein knochiger, hochauf geschossener Mann von schwer bestimmbarem Alter. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und eine lose gebundene Schleife, die nicht viel kräftiger als ein solider Schnürsenkel war.
Verfasst von Cedric Balmore (= Hans E. Ködelpeter)
Titelbild von Vicente Segrelles
Erschienen am 14.03.1978
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Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene