Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 85: Die Zeit der Zwerge
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Talis Offline
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Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 85: Die Zeit der Zwerge

Tirso Aranaz war mit einem Meter vierzig für einen viereinhalbjährigen Jungen ungewöhnlich groß. Aber er war auch alles andere als ein gewöhnlicher Junge.
Der Zyklopenjunge wusste, dass Dorian, Coco, Ira, Abi und Don in der Dunkelheit darauf warteten, dass er ihnen sein Kunststück zeigte. Sie waren nur seinetwegen gekommen. Und jetzt versagte er!
Dabei war es bewiesen, dass er über besondere Fähigkeiten verfügte. Aber Tirso hatte Angst; es war eine tief in seinem Unterbewusstsein verwurzelte Angst, die ihn daran hinderte, sie zu gebrauchen ...
Die Zeit der Zwerge
von Ernst Vlcek
Titelbild: Mark Freier
65 Seiten
30.11.2021
Erschienen in Dorian Hunter-TB (Zaubermond) 18 »Die geraubte Mumie«.
Ein Blick zurück...
Wofür der Roman selbst natürlich nichts kann, ist die unglückliche Entscheidung, das Dämonenkiller-Team aufzustocken, und mit Ausnahme von drei Personen reicht das Spektrum von völlig überflüssig bis schlichtweg peinlich.
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Das Gleichgewicht Offline
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Donald Chapman ist auch mit dabei und endlich gibt es eine Erklärung zu seiner Puppengröße. Doch das Schicksal war wenigstens so gnädig zu ihm gewesen, seinen Beinen eine Sprungkraft zu geben, die nicht in Relation zu seiner Körpergröße stand, so dass er auch größere Hindernisse überwinden konnte. Ein Heuschrecken-Chapman würde einiges erklären. Alchemieexperte Guillaume Fernel möchte Don seine ursprüngliche Größe zurückgeben. Ob er will oder nicht. “Ich mache aus dir den stattlichen Mann, der du einmal warst – und wenn du dich noch sosehr dagegen wehrst.“ Da hat man sich ja tolle Leute ins Boot geholt. Das Experiment schlägt fehl, dafür wird der Puppenmann gefesselt. Was hat der Alchemist vor, irgendetwas stimmt doch mit ihm nicht. Chapman wird von der Zwergenfrau Dula befreit. Sie hat ihre Freunde dabei, andere verunstaltete Miniatur-Geschöpfe. “Das sind Picasso, Tizian, Michelangelo, Bauernbreughel und Goya.“ Toll, noch mehr Namen.
Chapman muss sich nun zwischen seinen Freunden und Dula entscheiden. Vorerst geht er mit Dula und den Zwergenwesen mit, um in Sicherheit zu sein. Hier will ihm ja Guillaume Fernel ans Leder. Im Heftromantiming überrascht Dorian die Gruppe bei ihrer Flucht und geht davon aus, dass man Chapman entführen will. Er vernichtet Goya das Schleimwesen, dann sind die Zwerge verschwunden. “Dieses Wesen, das ich in Fernels Alchimistenküche verbrannt habe, erinnert mich irgendwie an Geschehnisse, die schon vierhundert Jahre zurückliegen“
Und so gibt es einen weiteren Vergangenheitsausschnitt als Michele da Mosto. Die Autoren haben wohl gemerkt, dass diese Kapitel bei den Lesern sehr beliebt sind. Anfangs sehr sparsam und sinnig eingeschobene Kapitel. Hoffentlich werden die jetzt nicht als Quotenabsätze verramscht, dann ist es nichts Besonderes mehr. In Paris legt Michele sich direkt mit der Inquisition an, um das hübsche junge Mädchen der Woche zu retten. Sein Freund Franca will ihn hier mit irgendwelchen Magiern und Okkultisten bekannt machen. Also gibt es weitere Namen und Bezeichnungen, die ich mir schon gar nicht mehr merke. Er lernt Alexander Belot kennen, der ihm das Geheimnis des Lebens zeigt und vor seinen Augen einen Homunkulus erschafft.
Natürlich macht Michele auch Bekanntschaft mit der Plage kannibalistischer Zwergenwesen. Nicht die bekannten Freaks, sondern echte Monster. Monster aus der Hölle? Sowas gibt es beim DK ja nicht. Der aufmerksame Leser ahnt schon, wie alles zusammenhängt. Das wird spätestens klar, als Alexander Belot seinen nicht gerade perfekten Homonkulus entsorgt. “Habt Ihr Euch immer davon überzeugt, dass die Geschöpfe, die Ihr begraben habt, auch wirklich tot waren?“ Tja. Als die Viecher auch noch das „Mädchen der Woche“ töten, will Michele mit Franca durchgreifen und die Brut in Alexander Belots Haus ausmerzen. Das brennt jedoch, jetzt sind zusätzlich zu den weggeworfenen Exemplaren auch noch die Prachtstücke entkommen. Den Alchemisten hat es auch erwischt, der kann ihnen nicht mehr helfen.
Eine schöne Geschichte. Aber wie können diese Wesen Jahrhunderte überlebt haben? Vielleicht hat jemand irgendwie Notizen von Alexander Belot in die Finger bekommen und neue Homunkulus-Monster erschaffen? “Es müsste jemand sein, der etwas von Alchimie versteht«, murmelte Coco.“ Wer könnte das nur sein, mh?
Inzwischen haben auch Chapman und Dula mitbekommen, dass die Zwergwesen nicht so wirklich harmlos sind. Ein paar Holzfäller sollen als Festmahl dienen. Freiwillig ziehen lassen wird man sie nicht, also müssen sie heimlich fliehen. Ich frage mich nur, wie diese von bösen Trieben gesteuerte Meute Dula so lange etwas vorspielen konnte, um ausgerechnet jetzt ihre dunkle Seite zu zeigen. Das hätte Ernst Vlcek überzeugender rüberbringen können. Für Dula soll es jetzt jedenfalls noch schlimmer kommen. “Alle hier sind männlichen Geschlechts. Außer Dula gibt es unter uns kein Weib.“ Der erfahrene DK-Leser weiß, was das heißt. Chapman und Dula haben keine andere Wahl, als jetzt relativ planlos wegzurennen. Die Homunkuli jagen sie und erwischen Dula, die aber wenig später von Chapman befreit werden kann. Die beiden erreichen gerade das Castillo, als eine Veränderung mit ihm vorgeht.
Der Dämonenkiller wollte seinen Augen nicht trauen. Er wollte sich gerade dem Telefax zuwenden, das eine Seite auszuspucken begann, als die Tür aufging und ein Mann darin erschien. Chapman hat wieder seine normale Größe erhalten. Heißt das, Guillaume Fernels Experiment hat doch funktioniert? Nur mit einigen Stunden Verzögerung? Ausgerechnet, als Don Chapman die Burg erreicht? Was für ein riesiger Heftromanzufall? Oder habe ich wieder mal was überlesen? Für die Helden ist klar, dass Fernel nicht helfen wollte. Nun ist Chapman wieder menschengroß, aber seine Dula weiterhin zwergenklein. Hat ihre Liebe so eine Zukunft? Das ist ein Thema für später. “Wir werden Fernel eine Falle stellen“, sagte der Dämonenkiller. Die Falle besteht letztendlich aber nur daraus, dass man ihn vor versammelter Runde zur Rede stellt und er offenbar zu arrogant ist, um sich geschickt herauszuwinden.
Aber noch einmal zurück zu Michele da Mosto. Wer hat eigentlich Alexander Belots Haus angezündet? Und der Alchemist war ganz nah dran, einen menschengleichen Homunkulus zu erschaffen, was wurde daraus? Vielleicht ist es ihm ja gelungen und sein Geschöpf legte in seiner Bosheit das Feuer? Alexander Belot verstarb, aber der Homonkulus konnte fliehen. Und irgendwie die Zeiten überdauern. Mit den Aufzeichnungen seines Schöpfers. Er hat jetzt neue Kreaturen erschaffen. Ziemlicher Schuss ins Blaue, oder? Was sagt Guillaume Fernel zu dieser Theorie? “Wie soll ich das wissen?“ „Weil du selbst dieser Homunkulus bist“, rief der Dämonenkiller. Toller Sinclair-Bauchgefühl-Twist. Guillaume Fernel gibt sich zu erkennen, schnappt sich Ira Marginter als Geisel und zieht sich in sein Laboratorium zurück. Als die Helden ihn dort stellen, verwandelt er sich plötzlich in die Masse zurück, aus der er erschaffen wurde. Hermes Trismegistos wird nochmal fix ins Spiel gebracht. Er wollte uns damit zu erkennen geben, dass er die Rückverwandlung des Homunkulus veranlasst hat. Die spektakuläre Art und Weise, wie er das gemacht hat, zeigt, wie mächtig er ist. Nicht nur gelingt ihm das aus undefinierbarer Entfernung, vermutlich hunderte Kilometer. Sondern auch noch im perfekten Heftromantiming, bevor der Bösewicht Ira Marginter etwas antun kann. Ganz tolle Deus Ex Machina.
Und damit hat Ernst Vlcek mir neben dem Anfang auch noch das Ende versaut. Zu Beginn werden einfach zu schnell und zu belanglos zu viele Figuren eingeführt. Die meisten sind für dieses Abenteuer völlig unwichtig, hätte es nicht gebraucht. Mit dem scheinbar missglückten Experiment und der „Entführung“ von Chapman aus dem Castillo konnte ich mich auch nicht anfreunden. Ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus mehr auf Chapmans Vergrößerung liegt und weniger auf irgendwelchen Minimonstern. Genau so muss ich sagen, dass mich die Vergangenheitskapitel nicht mehr so mitnehmen wie früher.
Später schließt sich der Kreis. Das Erlebnis von Michele da Mosto erfüllt seinen Zweck. Ich war wieder versöhnt mit dem Band. Das Warten hatte sich gelohnt. Leider geht es dann beim Finale wieder steil bergab. Chapmans Rückverwandlung startet im perfekten Heftromantiming. Übeltäter Guillaume Fernels wird bequatscht und stellt sich nicht gerade geschickt an. Die Entlarvung als Homunkulus des Alexander Belot soll ein toller Kniff für den Leser sein, ich finde sie unnötig und durch Dorians Ratespiel misslungen. Und dann greift auch noch Hermes Trismegistos im perfekkten Moment ein. Einfach um zu zeigen, wie krass er drauf ist.
Hätte Ernst Vlcek doch nur auf diese Figurenfülle verzichtet und das Finale etwas weniger effektvoll geschrieben. Insgesamt bin ich mit dem Roman zufrieden, aber mehr auch nicht.
GUTe
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