Fledermaus Band 649: Ein Toter am Schaltpult
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Talis Offline
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Fledermaus Band 649: Ein Toter am Schaltpult

"Nimm dich ja zusammen, sonst kannst du was erleben. Ich habe dich von der Straße aufgelesen und dich zu der Figur gemästet, die du heute hast, du undankbares Miststück! Aber der gute Ron kann auch anders. Du wärst die erste Frau und die letzte, die mich hintergeht."
Grimmig verließ er das Haus, stieg in seinen Valiant und brauste los. Aber er stoppte bald, wendete den Wagen und fuhr wieder zurück. Ein teuflischer Gedanke war ihm gekommen, und diesen Gedanken wollte er in die Tat umsetzen, jetzt gleich. Er parkte den Wagen etwa fünfzig Yards von Jennys Wohnung entfernt am Straßenrand und spähte nach den Zimmerfenstern. Er kannte die Gewohnheiten des Mädchens. Vor dem Schlafengehen nahm Jenny regelmäßig ein Bad. Als die Lampen in den Zimmern zur Straße erloschen, wußte er, sie mußte sich jetzt im Bad oder in der Küche aufhalten. Er eilte zum Haustor, schlüpfte hinein und öffnete sachte die Wohnungstür. In der Diele war es dunkel, aber im Bad brannte Licht; leises Plätschern von Wasser tönte aus der halbgeöffneten Tür. Atkins huschte durch die Diele zum Bad. Jenny mußte in der Wanne liegen, denn er konnte sie nicht sehen. Das Fenster zum Hof stand offen - das erkannte er deutlich. Egal, dachte er. Es wird nicht lange dauern und sehr still vor sich gehen. Mit einem Satz war er im Bad. Jenny lag in der halbgefüllten Wanne und starrte ihn an, als wäre er ein Gespenst. Atkins stürzte vor und zog ihren Körper an den Füßen ruckartig nach unten. Einen Augenblick lang war ihr Kopf unter Wasser, und Atkins wollte ihn schon mit sanfter Gewalt in dieser Stellung halten. Aber die Todesangst gab dem Mädchen eine ungeheure Kraft - es konnte sich aufbäumen und sich von dem Griff ihres Peinigers befreien. Der Schock war überwunden, und Jenny schrie gellend um Hilfe. Als Atkins, von der heftigen Gegenwehr des Mädchens überrascht, das Fenster zustieß, bemerkte er, daß jemand aus der angrenzenden Wohnung hinüberstarrte. Da war ihm klar, daß er das Haus nicht mehr hätte verlassen können, wenn er jetzt Jenny auf andere Weise zum Schweigen brachte. Atkins' Traum vom perfekten Mord war aus - er hetzte mit Riesensprüngen aus dem Haus und verschwand in der Dunkelheit. Er konnte nicht ahnen, daß ihm, dem Kriminellen, der eben kaltblütig einen Mordversuch unternommen hatte, die Phantasie einen Streich spielte. Denn das, was er für den Kopf eines aufmerksam gewordenen Nachbarn und Zeugen hielt, war ein harmloser Kaktus auf dem Fensterbrett eines zur Zeit gar nicht anwesenden Hausbewohners. Diese Täuschung rettete dem Mädchen das Leben.
Ein Toter am Schaltpult
- Wissenschaftler ging in die Falle -
von Aldo Garden (= ???)
RE: Fledermaus Band 649: Ein Toter am Schaltpult

Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf der Seite 23 eine Innenillustration gezeichnet.