Fledermaus Band 638:Der Mann, der nicht mehr morden wollte

[Talis]

Sie standen sich gegenüber, Auge in Auge. Paul Shado, der Killer, atmete rasch und keuchend. Sein Blick hing an dem kurzläufigen Smith and Wesson 38 Special Revolver, der auf ihn gerichtet war, glitt weiter, erfaßte ein schwarzes Trikot, einen gleichfarbigen, am unteren Ende ausgezackten Umhang, der sich um die Schultern seines Gegenübers bauschte, wie die Flughäute einer überdimensionalen Fledermaus, und schließlich die Halbmaske, die nur Augen und Kinnpartie freiließ. Shado wußte, wen er vor sich hatte, er kannte dieses unheimliche Fabelwesen und begriff, daß es kein Entkommen für ihn gab.
"Die Fledermaus", würgte er hervor. "Schwarze Fledermaus..."
"Ganz recht, Shado", sagte der Maskierte kühl. „Ich wußte, daß Sie hier in diesem Schlupfwinkel auftauchen würden. Ich habe lange gewartet - aber wie Sie sehen, hat es sich gelohnt."
Shado biß sich auf die Lippen. Seine Gedanken jagten sich, suchten verzweifelt nach einem Ausweg - aber sein unheimlicher Gegner schien zu ahnen, was in ihm vorging.
"Kein Dummheiten, Shado", warnte er. „Ich zahle grundsätzlich.in Blei. Killer Ihres Kalibers haben keine Rücksicht verdient - also richten Sie sich danach, heben Sie die Hände und..."
Aus dem Stand heraus warf sich Paul Shado nach vorn. Sein Angriff war ein Akt der Verzweiflung, war ein letztes, wildes Aufbäumen gegen das Schicksal, sein ferneres Leben hinter Zuchthausmauern zu verbringen. Wie ein Tiger sprang er den Maskierten an. Hart schlug er die Hand mit dem Revolver zur Seite, die Waffe polterte zu Boden, und Shado versuchte, alle zehn Finger um den Hals seines Gegners zü krallen. Der Kampf war kurz und einseitig. Paul Shado konnte aus dem Hinterhalt töten, er konnte sogar kaltblütig und ohne zu zögern einen Wehrlosen erschießen, der ihm Auge in Auge gegenüberstand, aber er war kein Fighter. Und die Schwarze Fledermaus bewies einmal mehr, daß sie nicht umsonst in der Unterwelt mehr gefürchtet wurde als City Police und FBI zusammen. Beide Hände hoch- und auseinanderreißen - schon war der Würgegriff gesprengt. Zwei, drei Schwinger - der Killer taumelte zurück. Unter dem vierten Hieb fielen Shados Arme herab, der Maskierte glitt mit einem langen, geschmeidigen Schritt an ihn heran und zog einen Uppercut höch, der am Kinn des Gangsters explodierte. Paul Shado kam erst fünf Minuten später wieder zu sich.


Der Mann, der nicht mehr morden wollte
- Abschied von der Vergangenheit -

von Kelly Kevin ( Susanne U. Wiemer)

[Talis]

Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 22 und 37 zwei Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon.