Fledermaus Band 605: ...ist besser als tot sein

[Talis]

Durch die Scheibe grinste ihn ein gelblich-weißer Totenschädel an.
Gordon Goodwine sträubten sich die Haare, die als schmaler Kranz seine Glatze umgaben wie ein Heiligenschein. Das Grauen schüttelte ihn wie ein Schüttelfrost.
Im hellen Mondlicht sah er deutlich, wie neben dem grinsenden Totenschädel plötzlich ein Knochenarm auftauchte, die fahle fleischlose Hand sich zur Faust ballte, wieder öffnete und mit den langen weißen Fingern nach ihm zu greifen schien.
Das Heulen, das zwischen den langen gelben Zähnen des Totenschädels hervorzudringen schien, wurde zum klagenden Wimmern.
Gordon Goodwine stieß einen schrillen Schrei aus. Etwas in ihm schien zu zerreißen. Das Wimmern von draußen ging in einem ungeheuren, sich ständig steigernden Dröhnen unter, das aus Goodwines Innerem zu kommen schien. Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden, fiel auf sein Kissen zurück und rührte sich nicht mehr.
Wallende Nebel schienen ihn zu umgeben.
Stimmen drangen hindurch wie durch dicke Wände.
Die Nebel wichen langsam, die Stimmen wurden klarer.
Ein stechender Schmerz war in der Brust, ein bitterer Geschmack auf der Zunge.
Das Bewußtsein kehrte wieder.
Ich lebe! dachte Gordon Goodwine - sonst könnt' ich's nicht wahrnehmen. Nicht den Schmerz und nicht den widerlichen Geschmack. Und ich würde diese Stimmen nicht hören.
Er schlug die Augen auf.
"Du Narr!" fuhr ihn Dr. Haycox an, der neben ihm auf einem Stuhl an seinem Bett saß.
An der Tür stand Janice.
"Was ... ist los mit ...", begann Goodwine und verstummte plötzlich. Die Erinnerung setzte ein. Er wandte den Kopf und starrte zum Fenster hinüber. Kein Mondlicht fiel mehr herein. Die Jalousie war heruntergelassen.


...ist besser als tot sein
- Mord am Lombard Drive -

von George P. Gray (= Gudrun und Karl Voigt)

[Talis]

Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 18, 34 und 48 drei Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon.