Fledermaus Band 665: Geier teilen nicht

[Talis]

Nolan begriff nicht sofort, dafür schaltete die Rothaarige schneller. Mit drei Schritten war sie an der Tür. Ihre Rechte streckte sich nach der Klinge. Buck schoß, ohne die Waffe aus der Manteltasche zu ziehen. Es gab einen leisen Knall. Der Geruch von Cordit war kaum zu spüren. Maud stoppte, als sei sie vor eine Wand gelaufen. Im Zeitlupentempo drehte sie sich um. Ihr Gesicht war kalkweiß, die rotlackierten Fingernägel krallten sich in die Luft wie die Krallen eines Raubvogels. Ein gurgelnder Schrei kam über ihre Lippen, dann stürzte sie schwer zu Boden. Der Blutfleck auf ihrem Rücken, der sich schnell ausbreitete, war nicht zu sehen. Mit starren Augen blickte die Gangsterbraut zur Decke hinauf.
Nolan stand wie angewurzelt. „Maud!" schrie er. „Baby! Darling!"
Spar dir deine Liebkosungen! dachte der Killer und dreht sich langsam um. Er blieb vor dem Fenster stehen und starrte Nolan aus zusammengekniffenen Augen an. Die Rechte lag um den geriffelten Griff des Revolvers in seiner Manteltasche.
Der Boß schien mit einem Schlag zu begreifen, was ihn erwartete. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Der Kragen schien ihm plötzlich zu eng zu werden. über seinen Rücken lief eine Gänsehaut. "Buck!" stieß er hervor. "Ich habe einen Job für dich...!"
Der Killer schüttelte den Kopf. "Ich habe schon einen Job, Nolan!" sagte er grimmig. "Und ich muß sagen, daß ich diesen Job verdammt gerne erledige!"
Ein keuchendes Stöhnen entrang sich Nolans Brust. Er wirbelte herum zu dem Tisch, auf dem der Koffer mit dem Geld stand. Ein Teil der Scheine war auf der Tischplatte zu einem Haufen getürmt. Nolan warf sich in den Sessel vor dem Tisch und umschlang mit ausgebreiteten Armen die Geldbündel.
"Buck!" keuchte er. "Buck! Das alles gehört dir, wenn du mich laufen läßt! Ich brauche nur ein paar Scheine für die Flucht!"
"Geier teilen nicht, Nolan", sagte Buck kalt. "Das solltest du wissen!" Der Arm mit der Waffe hob sich langsam, der Lauf visierte Nolans Hinterkopf an, die Stelle, die schon ein wenig kahl war. Behutsam zog Buck den Stecher auf den Druckpunkt zu. "Es ist aus, Nolan", sagte er kalt. "Und die Dollars gehören sowieso mir!"

Geier teilen nicht
- Sinfonie im Blei -

von Larry Carr (= ???)