Fledermaus Band 658: Killer aus gutem Hause
Moderator: Michael
-
Talis Offline
- Beiträge: 4525
- https://pl.pinterest.com/kuchnie_na_wymiar_warszawa/
- Registriert: Sa Jul 30, 2016 8:23 pm
Fledermaus Band 658: Killer aus gutem Hause

Phil Gormann faßte nach seinem Colt Cobra, den er in der untergeschnallten Achselhalfter trug. Seine Hand hatte den Kolben eben berührt, da hörte er in unmittelbarer Nähe hinter sich ein Geräusch. Dürres Laub raschelte. Er zuckte zusammen, drehte den Kopf - und erhielt im selben Augenblick einen mörderischen Schlag über den Schädel. Mit einem gurgelnden Schrei brach er zusammen. Dem flüchtigen Blick, den er zuvor noch auf seinen Gegner hatte erhaschen können, war die blitzartige Erkenntnis gefolgt: Brick Fullerton! Der Gangster sah, wie der Mann mit dem Schlapphut und dem Lodenumhang zusammenschreckte, aus der flachen Grube sprang, die Spitzhacke wegwarf und in wilder Flucht davonstob.
Fullerton, der eben dieses Mannes wegen Gormann lautlos hatte töten wollen, stieß einen Wutschrei aus, dann setzte er dem bewußtlosen Privatdetekiv die Mündung seines schweren 45ers an die Schläfe und drückte ab. Danach jagte er in weiten Sprüngen hinter dem fliehenden Killer her. Er feuerte auf ihn, hielt aber bewußt weit vorbei, denn er hatte ganz andere Pläne mit ihm, als ihn zu töten.
"Halt, stehenbleiben! Polizei!" brüllte er durch die Dunkelheit. Der Nebel dämpfte seine Stimme. Der Killer hörte sie trotzdem, rannte aber weiter in Richtung Straße. Als der Mörder Gormanms diese erreichte, hatte sich der Mörder Livingstones bereits in seinen Wagen geworfen. Der Motor heulte auf, der Ford Edsel schoß davon. Jetzt erst schaltete der Killer die Lichter ein. Auch die Lämpchen der Kennzeichenbeleuchtung am Heck gingen damit an. Deutlich erkannte Fullerton die Nummer, denn der Ford Edsel war in diesem Augenblick noch keine zehn Meter von ihm entfernt. Ein zufriedenes Grinsen spielte um die Lippen des Verbrechers. Er feuerte nicht auch nur einen einzigen Schuß auf den davonrasenden Ford Edsel ab, sondern steckte seinen Colt in den Hosenbund, machte kehrt und ging zurück in Richtung Hiawathe-Memorial. Er gelangte an die Stelle, wo der tote Phil Gormann lag, bückte sich, nahm ihm die Autoschlüssel ab und spuckte seinem Opfer dann ins Gesicht. Danach richtete er sich wieder auf, wandte sich nach rechts und ging an dem Gebüsch vorüber zu der anderen Leiche - dem Toten mit den blonden Haaren. Ohne große Hoffnung griff er in die Taschen. Um so erstaunter und erfreuter war er dann, als er in der linken Innentasche der rehbraunen Lederjacke eine Brieftasche fand, und in der Gesäßtasche der taubengrauen Tuchhose eine Geldbörse. Ausgezeichnet! dachte Fullerton. Es war also kein Raubmord. Und dieser große bärtige Bursche hat allem Anschein nach auch gar nicht nötig, einen anderen zu beklauen - weil er's selber dick hat, das Moos. Ein Mörder also aus gutem Hause!
Killer aus gutem Hause
- Verscharrt bei Nebel -
von George P. Gray (= Gudrun und Karl Voigt)