Fledermaus Band 395: Sterben Sie wohl!

[Talis]

Euterpe Bloch richtete sich schwer atmend im Bett auf. Ein eisiger Schreck durchzuckte sie ,als sie Casey am Fußende stehen sah, einen rundlichen Endfünfziger in seinem schicken Winterpaletot, Modell 1946. Seine gebogene Nase war ebenso unverkennbar wie sein spottlüsterner Mund. Obwohl es finstere Nacht war, sah sie das alles in gespenstischer Klarheit, denn der das Hutband überragende Teil seines breitkrempigen Hutes war durchsichtig und versprühte in allen Farben das Regenbogens schillerndes, vages Licht. Nur die Beine des vor zwanzig Jahren Verstorbenen waren nicht zu sehen, weil wallende Wolken sie verhüllten.
Kein Zweifel, Casey Bloch hatte nach zwanzig Jahren den ersten Heimaturlaub aus dem Himmel erhalten. Oder aus der Hölle. So genau konnte man das nicht wiesen.
Euterpe Blochs krankes Herz tat ein paar ganz harte, schmerzende Schläge. Ich träume! sagte sie hilflos. Es ist natürlich ein Alptraum.
Die reine, klare Winterluft trug den Pfiff einer Diesellokomotive in voller Lautstärke von der nahen Bahnlinie herüber. Es klang wie das schmerzliche Brüllen eines verendenden Büffels.
Aber ich träume ja gar nicht! ging es Euterpe Bloch durch den Kopf. Es ist das Signal des Mitternachtszuges, das ich gehört habe. Ich träume nicht, ich erlebe das alles. Casey kommt mich abholen...
Düs war zu viel für ihr krankes Herz. Entsetzen stachelte es wie ein elektrischer Strom zu abnormer Höchstleistung auf. In ihren Ohren begann es zu dröhnen — lauter und immer lauter.
Ihre Augen brachen. Ein spasmisches Zucken schüttelte ihren Leib. Dann streckte er sich. Das Kinn sank auf die welke Brust, der Mund klaffte auf, enthüllte eine zahnlose Höhle..

Sterben Sie wohl!
- Tödliche Spenden -

von G. W. Jones (=???)

[Talis]

Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 10, 21, 38 und 50 vier Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon.