Fledermaus Band 532: Der Psycho geht durch die Stadt

Moderator: Michael

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Talis Offline
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Fledermaus Band 532: Der Psycho geht durch die Stadt

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Nebeneinander gingen sie dem Ausgang zu, hinaus in den strömenden Regen. Er öffnete die Tür des Wagens, stieg ein und lächelte ihr zu. Sie trug jetzt einen Mantel, aber der war vorn offen und wieder sah er die rote Bluse. Rot! Rot! hämmerte es in seinem Schädel und er schloß die Augen.
Ich muß sie töten, dachte er. Sie tut mir leid, aber ich muß sie töten. Weshalb trägt sie auch diesen verdammten roten Pulover!
Der Motor sprang an und sie fuhren aus Des Plaines heraus über den Northwest Tollway in Richtung Wheeling.
Die Scheinwerfer spiegelten sich auf dem Asphalt, der das meiste Licht verschluckte. Mitunter sah es so aus, als hörte die Straße auf. Wenn Gegenverkehr kam und sie abblenden mußte, wurde es so dunkel, daß er überhaupt nichts mehr sah, außer ihren roten Pulli, dessen Farbe höhnisch zu grinsen schien, wenn das Licht der Armaturen auf ihn fiel.
Die Erregung in ihm wuchs, je weiter sie fuhren. Er sah sie von der Seite an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf die Fahrbahn. Der Scheibenwischer lief auf der zweiten Stufe.
Er hatte alle Mühe, gegen den Regen anzukämpfen.
"Können wir dort vorn einmal kurz halten?" fragte er und wieder war ihm, als gehöre die Stimme einem anderen.
"Gern, wenn Sie wollen. Haben Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Herzen? Soll ich in Wheeling einen Arzt rufen?"
"Lassen Sie nur. Das kommt alle paar Tage einmal vor, ich bin es schon gewöhnt", log er.
Sie schaltete zurück und trat auf die Bremse.
Der Lieferwagen kam zum Stehen. Dicht neben einem Parkplatz, auf dem Bankett, rollte er aus.
Wenn er jetzt versucht, mich zu küssen, dachte sie, ist es mit seinem seriösen Gehabe nicht weit her. Vielleicht war es aber wirklich nur sein Herz das ihm zu schaffen machte. Sie konnte es nicht beurteilen.
Der Mann starrte sie jetzt an und sein Gesicht wirkte erschreckend. Es war hart und kantig und verschlossen und in seinen Augen stand eine Gier, die sie bei einem Menschen nie für möglich gehalten hätte.
Er hob die Hände und im nächsten Moment fühlte sie, wie sich zwei eisenharte Stahlklammern um ihren Hals preßten. Sie wollte noch schreien und versuchte abwehrende Bewegungen, aber er war so stark wie ein wildes Tier.
Er zerrte sie vom Sitz herunter und seine Finger gruben sich in ihren Hals, bis sie einer Ohnmacht nahe war.
Den Schrei brachte sie nicht mehr heraus. Plötzlich begannen Nebel vor ihren Augen zu wallen und alles nahm eine ungesunde graue Färbung an.
Ihre Beine trommelten in namenloser Angst gegen das Armaturenbrett des Wagens.
Der Psychopath sah ihr ins Gesicht und seine eigenen Züge verzerrten sich zu einer höhnischen Fratze, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.


Der Psycho geht durch die Stadt
- Die Gruft der toten Frauen -

von M. Wegener (= Manfred Wegener)

19.09.1969

Talis Offline
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RE: Fledermaus Band 532: Der Psycho geht durch die Stadt

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Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 20, 39 und 57 drei Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon

Talis Offline
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Beitrag von Talis »

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Hier ein Brief des Fledermaus-Redakteurs an die Leser der Serie.

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