Band 459: Dicke Luft am Brookfield Square
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Talis Offline
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Band 459: Dicke Luft am Brookfield Square

Charlie Dumolin sagte: „Mir gehört die Scheibe, mir gehört die Armbrust, mir gehören die Gummibolzen. Das geb ich zum Spielen dazu. Du mußt auch etwas dazu geben, ist doch logisch, oder? Also gehst du jetzt raus und stellst die Scheibe auf."
Der schmächtige Junge mit dem tizianroten Haar blickte seinen Spielgefährten, einen schmächtigen Jungen mit ziegelrotem Haar, herausfordernd an.
Chess Melvin erwiderte: „Sklavenschinder! Wenn ich aber nicht rausgehe und die Scheibe nicht aufstelle? Dann können wir beide nicht schießen. Du kannst mich nicht zwingen."
"Nein, kann ich nicht. Dann wird eben nicht geschossen. Dann geh ich rein ins Haus und schau mein neues Eisenbahnbuch an. Hat 49 Dollar 50 gekostet. Edric hat sagenhaft viel Geld. Viel, viel mehr als Präsident Johnson. Die Hälfte davon gibt er für mich aus. Sonst bläst ihm Fran den Sternenbannermarsch. Vierstimmig. Außerdem läßt mich Edric Industrieller werden . . ."
„Schön, Industrieller. Dann geh ich eben raus und stell die Scheibe auf, Industrieller. Wiedersehen, Industrieller!"
Chess packte die Scheibe und stampfte damit durch den parkartigen Garten von Edric Matalones Haus.
Charlie drehte sich um und ging ins Haus zurück, um noch eine Zwanzigerpackung Gummibolzen zu holen.
Chess grinste listig. Charlie hatte gesagt, mit der Armbrust könne man tausend Meilen weit schießen. Also mußte man mit ihr auch bis zum Ende des Gartens schießen können.
Er stellte die Scheibe genau senkrecht auf, trat einen Schritt zurück und begutachtete seine „Arbeit".
Plötzlich piekte ihn etwas von hinten in den Hals. Der Junge zuckte zusammen und fragte sich: Seit wann gibt's denn im März Hornissen?
Er wollte nach dem Insekt schlagen, brachte aber den Arm nicht mehr hoch. Seine Beine knickten ein. Vor seinen Augen begann die Scheibe zu rotieren. Schneller, immer schneller. Endlich sah er gar nichts mehr.
Der schlanke, mittelgroße Mann, der Chess eine Injektion gemacht hatte, trat vollends aus der Hecke heraus, packte den bewußtlosen Jungen mit erstaunlicher Kraft, legte ihn sich über die Schulter, kletterte über den Zaun, trug Chess unbeobachtet 75 Schritt weit zu einem unauffälligen Kraftwagen, riß die rechte Hintertür auf, ließ den Jungen hineingleiten und breitete eine Decke über hin.
Danach setzte er sich rasch hinters Lenkrad, ließ den Motor an und startete. Ohne sich sonderlich zu beeilen, fuhr er kreuz und quer durch Brookfield und stoppte am Ende kurz nach der Einmündung Maple Avenue auf der Brookfield Avenue.
Eine einfach gekleidete ältere Frau kam ihm auf dem Gehsteig entgegen.. Als er ausgestiegen war, blieb sie neben dem Wagen stehen und blickte den Kidnapper an.
„Okay?"
Er nickte. „Okay!"
Ohne ein, weiteres Wort setzte sich die Frau ans Lenkrad und fuhr davon. Der Kidnapper ging zu Fuß zum nächsten öffentlichen Telefon...
Dicke Luft am Brookfield Square
- Ein Kidnapper greift daneben -
von G. W. Jones (=???)
RE: Band 459: Dicke Luft am Brookfield Square
Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 14, 28, 39 und 50 vier Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon.