VHR Band 397: Gefangen am See des Grauens von Diethard van Heese
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Habibi Offline
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VHR Band 397: Gefangen am See des Grauens von Diethard van Heese
"Schnell, Wolfgang!" rief Renate Eberbach und stürzte nach Atem ringend in die Hütte. "Nordlicht! So etwas hast du in deinem Leben noch nicht gesehen! Nun komm doch schon nach draußen, es ist phantastisch!" "Nordlicht auf diesem Breitengrad?" wunderte sich Wolfgang Eberbach. Voller Skepsis sah er seine Frau an, die sich ungeduldig auf die Unterlippe biß. "Sicherlich hast du nur die Milchstraße entdeckt und glaubst nun..." "Mein Gott, nein!" unterbrach sie ihn. "Ich werde doch wohl noch ein Nordlicht von der Milchstraße unterscheiden können! Aber wenn du lieber auf die Mattscheibe sehen willst, anstatt das großartigste Schauspiel deines Lebens zu genießen - bitteschön!" Damit riß sie die Tür auf und lief durch die Diele ins Freie. Wolfgang Eberbach erhob sich kopfschüttelnd von seinem Stuhl, warf einen letzten Blick auf den Fernsehschirm, wo gerade eine finnische Ballettgruppe die Beine schwang und folgte seiner Frau nach draußen. Zunächst erkannte er nichts weiter als die dunklen Silhouetten der Tannen gegen den Abendhimmel. Hier und da schimmerten schwache Lichtreflexe vom See zu ihm herauf. Renate lehnte gegen die Hüttenwand, hatte den Kopf in den Nacken gedrückt. "Siehst du es?" hauchte sie.
Verfasst von Diethard van Heese
Titelbild von Vicente Ballestar
Erschienen am 23.09.1980
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Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."