Band 8: Die Frau aus Grab Nr. 13
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Talis Offline
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Hier mal ein wieder ein kleiner Blick hinter die Kulissen der DK-Serie, ein Auszug aus DK-Exosé Nr. 35:
DAS DORF DER KANNIBALEN
DIE KANNIBALEN
Der Dämonenkiller 35
Schauplatz; Dorf in England (fiktiv)
Zeit: März (Gegenwart)
Autor: Baumann-Willow
Titelbild: (liegt als Dia vor - "MURIANA - 6 TE")
schlanker Mann in blauem, enganliegenden Mantel (sieht NOSFERATU ähnlich) kommt eine Holztreppen herunter; sein Schädel ist kahl, hat gelblichen Teint und Spitzohren; hat überdimensional große Pranken, die mit Krallen bewehrt sind.
Ach ja: große Glubschaugen mit durchdringendem Blick, Oberlippenbart geht in Kinnbart über, fletscht Zähne, deren obere Reihe aus langen, kreuz und quer stehenden Nagern besteht.
Keine Vampirzähne! Wir interpretieren, daß es die eines Kannibalen sind. Im Hintergrund an der Wand hängt Bildnis eines blonden Mädchens in einem weißen, bodenlangen Kleid.
Vorbemerkungen:
Mit Herrn Baumann dürfen wir einen neuen Autor in unserem Team begrüßen, der in der VAMPIR-Reihe unter dem Pseudonym John Willow ein bemerkenswertes Debut gefeiert hat. Um ihm den Einstand bei OK zu erleichtern, bekommt er ein Separatabenteuer zur Ausarbeitung, bei dem er sich nur auf die Charakterisierung der Person unseres Helden Dorian Hunter zu konzentrieren braucht.
Da dieses Exposé noch vor den Nummern 33 und 34 gemacht wird, in denen die Zamis-Saga abgeschlossen wird, sollte der Autor auf vorangegangene Geschehnisse nur eingehen, die im Handlungsteil des Exposés extra erwähnt sind.
Was die Person des Dorian Hunter betrifft, so ist dessen Charakterisierung aus den vorliegenden Bänden ersichtlich, und zum Teil aus den Exposés. Es sei aber noch einmal darauf hingewiesen, daß Dorian keine Unsterblichkeit mehr besitzt, daß er keine übernatürlichen Fähigkeiten hat - aber andererseits hat er ein Gespür für Dämonen entwickelt, was aber Irrtümer nicht ausschließt. Er ist im Besitz eines altägyptischen Amuletts, das aber bisher nur von Davenport-Luif in den Romanen erwähnt wurde und dortselbst zum Einsatz kam. Näher beschrieben wurde es nicht. Unser DK hat auch großes Wissen um die Magischen Künste, schwarze wie weiße, das ihm im Kampf gegen Dämonen sehr nützlich ist. Er trägt ständig irgendwelche Dämonenbanner mit sich herum, die aber kein solches Volumen haben, daß sich seine Taschen ausbeulen. Wenn er eine besondere Ausrüstung in einen Einsatz nimmt, kann man ihm ja auch ein Hebammtäschchen tragen lassen. Sein altägyptisches Amulett benützt er hauptsächlich dazu, um Besessene zu erkennen und Dämonen zu entlarven. Aber meistens sind Dämonen nicht so blöd, um nicht Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Noch ein Wort zu den Dämonen, die (nach Asmodis Tod weniger) in der Schwarzen Familie zusammengeschlossen sind. Die Dämonen können sehr individuell geschildert werden, diese Möglichkeit haben wir uns offengelassen. Viele von ihnen, ob nun Vampire, Werwölfe etc. haben sich aber unter die normalen Menschen gemischt, um unerkannt ihren abartigen Neigungen frönen zu können. Sie versuchen natürlich, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten, können gegen ihre widernatürlichen Triebe aber nicht an. Wenn aber zum Beispiel Vampire nicht auf Jagd sind, dann sieht man ihre charakteristischen Langzähne nicht; sie sind in der Regel auch nicht den Vollmond- oder anderen Zyklen unterworfen. Aber es kann auch Vollmondvampire geben, solche, die sich bei der Jagd in Fledermäuse verwandeln u. ä.
Anders verhält es sich da mit den Opfern der Vampire, also Menschen, die von ihnen gebissen und gesaugt wurden. Diese werden zu echten Untoten, die im Tageslicht zu Staub werden, kein Spiegelbild und keinen Schatten haben. Andererseits wirken Knoblauch, Kruzifix, Weihwasser und Eichenpfahl auch gegen die vampiristischen Dämonen.
Auf die in diesem Band vorkommenden Dämonen wird noch besonders eingegangen.
Situation:
In Band 27 wurde ausgesagt, daß der Observator Inquisitor Trevor Sullivan, kurz O.I. genannt, während einer Attacke der Dämonen-Drillinge lebensgefährlich verletzt wurde (bitte nachlesen!). Luif-Davenport wurde angewiesen, über die Verletzungen keine konkreten Aussagen zu machen, und daran soll sich auch der Autor dieses Bandes halten.
Weiter wurde dem Leser krümelweise beigebracht, daß die Existenz der Inquisitions-Abteilung (die uns als Autoren in dieser Form lästig wurde) von der Auflösung bedroht ist. Dies soll auch in diesem Band zur Aussage kommen, aber darüber hinaus, den Leser in Ungewißheit lassen. Der neue Autor soll damit noch nicht belastet werden, sondern sich voll und ganz auf die Story konzentrieren können, die, wie ich meine, einiges an guten Horror-Effekten hergibt.
Kommen wir nun, nach dieser langen aber erforderlichen Einleitung, zur Sache.
Anfangsepisode:
Ein Vertreter kommt mit einem Mädel, das er keine Meile von hier aufgelesen hat, nach Witchcraft. Er kennt das Dorf nicht, hat noch nie davon gehört, obwohl er viel im Land herumgekommen ist. Er sieht nette Menschen, lebenslustig, freundlich und gesellig, gepflegte Häuser. Und bei der Dorfeinfahrt steht ein Motel. Er wundert sich, daß er noch nie durch dieses Dorf gekommen ist. Seine Begleiterin, die von hier stammt, erklärt ihm, daß nicht jedermann nach Witchcraft kommen könne, nur besonders Auserwählte.
Das ist der erste Hinweis für den Leser, daß hier etwas nicht stimmen kann. Aber nur andeuten, nicht herausstreichen.
Der Leser soll im unklaren bleiben, was er wissen darf, das sagt ihm der Titel.
Unser ahnungsloser Vertreter, ebenfalls ein geselliger Typ, wird sofort von dem Trubel angesteckt. Außerdem glaubt er, daß das Mädchen Eva nicht abgeneigt ist, ein Schäferstündchen mit ihm zu verbringen. Sie ist ein teuflisch kokettes ging, und man weiß, wie man bei ihr dran ist, ohne vom Bett zu reden.
Eva sagt, sie fahre den Wagen schon in die Garage. Er solle schon voraus zur Rezeption gehen. Dort empfängt ihn eine freundliche Dame, im Festsaal spielt Musik, dort wird getanzt. Die nette Alte führt ihn über eine Holztreppe ins Obergeschoß. An einem Treppenabsatz bleibt er überrascht stehen, dort hängt an der Wand das Bildnis von Eva, die er im Auto mitgenommen hat. Er bekommt sein Zimmer zugewiesen. Die Koffer wird man ihm nachbringen. Nach einer Weile geht er wieder nach unten. Immer herrscht noch fröhliche Ausgelassenheit. Irgendwie erfährt er, daß Eva in der Sauna ist. Danach gelüstet auch unseren Vertreter. Er darf, warum auch nicht? Er macht sich auf den Weg zur Sauna, die im Motel untergebracht ist.
Diesen Weg (der ihn ja geradewegs in die Bratpfanne führt) bitte entsprechend gruselig ausschmücken. Grusel durch die Stimmung allein erzeugen, ohne Konkretes auszusagen! Plötzlich
ist unserem Vertreter, als sei das Fest abgebrochen und es herrsche Stille. Erwartungsvolle Stille. Er hat das Gefühl, als würden alle darauf warten, daß er in die Sauna geht. Er fühlt sich auch während des Auskleidens beobachtet, ohne jedoch jemanden zu sehen.
Dann geht er in die Saunakabine. Dort ist Eva. Doch in der plötzlich dampfenden Luft - eigentlich ein Anachronismus - ist sie ihm entschwunden. Es wird immer heißer - wie in einem Bratofen.
Bitte nur eine geschickte Andeutung machen, die den Leser zu der Annahme bringt, der Vertreter könnte gebraten werden. Dann abblenden.
Haupthandlung:
Gleich damit beginnen, wie Dorian mit Eva (dem Mädel aus der Anfangsepisode) im Wagen fährt und durch das Gespräch, oder die Gedanken des DK die Vorgeschichte kurz aufrollen.
Der Secret Service, das je seine Inquisitions-Abteilung finanzierte, hat alle Kontakte zu ihm abgebrochen. Man sagt Dorian nicht einmal, in welchem Hospital sich der O.I. Trevor Sullivan zur Behandlung befindet. Und dann wurde Dorian, der im Wagen durch die nördlichen Vororte Londons fuhr, von einem Mädchen angehalten: Eva. Sie sagte, sie hätte eine Botschaft von Trevor Sullivan. Sie sei Krankenschwester und betreue den O.I., der ihr aufgetragen hätte, ihm, dem DK, eine Botschaft zu überbringen. Sullivan brauche schnell seine Hilfe. Auf seine Frage, wo sich Sullivan aufhalte, sagt sie, der Secret Service habe ihn in Witchcraft untergebracht. Sullivan könne das Dorf nicht verlassen.
Dorian hat vorerst einen Grund, Mißtrauen zu schöpfen, und ich glaube nicht, daß ihn der Leser, der ja mehr weiß, deshalb für blöd halten wird.
Dorian braucht nicht lange zu fahren, um nach Witchcraft zu kommen. Als er sich jedoch den Weg hierher in Erinnerung zu rufen versucht, gelingt ihm das nicht. Bitte immer solche Andeutungen hineinstreuen, die den Leser neugierig machen.
In Witchcraft herrscht ausgelassenes Treiben. Als Dorian wissen will, was denn eigentlich gefeiert wird, bekommt er von Eva irgendeine nichtssagende Antwort. Entweder tausendjähriges Bestehen des Dorfes, oder was Ähnliches, deswegen man das große Festessen - bitte dies herausstreichen und immer wieder einstreuen - veranstaltet.
Dorian wird von Eva zum Motel geführt. Dort werde er Sullivan treffen, doch er, Dorian, müsse so tun, als sei er ein Tourist. Deshalb Eintragung ins Meldebuch - diesmal ist jedoch keine nette Alte hinter der Rezeption, sondern eine Schönheit von einem Mädel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Coco Zamis hat. Dorian ist sofort fasziniert. Eva fährt inzwischen den Wagen in die Garage (Wichtig!).
Dorian wird von der Schönen aufs Zimmer geführt. Beim Hinaufgehen glaubt er, im Festsaal unter den Feiernden auch den O.I. gesehen zu haben. Als er jedoch in den Festsaal stürzt, findet er ihn nicht. Er entschuldigt sich bei der Schönen damit, daß er glaubte, einen Bekannten gesehen zu haben. Sie lächelt wissend, bringt ihn aufs Zimmer, das ganz nach Dorians Geschmack eingerichtet ist - er weiß, hier wird er sich pudelwohl fühlen.
Er beschließt sofort, ein Bad zu nehmen. Steigt in die Wanne... das Wasser wird immer heißer, beginnt zu broddeln. Er springt raus, will aus dem Badezimmer, doch das ist versperrt. Fenster gibt es keines. Es wird immer heißer.
Er rechnet schon damit, hier gesotten und gebraten zu werden - ohne jedoch die Wahrheit zu vermuten.
Da geht endlich die Tür auf. Sie springt wie von Geisterhand geöffnet auf. Er kann aus der tödlichen Falle fliehen. In seinem Zimmer stellt er dann aber fest, daß seine sämtlichen Dämonenbanner verschwunden sind.
Wütet hastet er zur Rezeption hinunter - nicht ohne sich angezogen zu haben - sagt, was ihm beinahe widerfahren wäre und daß er bestohlen wurde. Die schöne Coco-Kopie kann ihn diesmal mit ihrem Charme nicht beruhigen, beschwört ihn, doch nicht so einen Krach zu schlagen, von wegen des guten Rufes des Motels.
Da passieren zwei Dinge gleichzeitig, die Dorian auf andere Gedanken bringen. Erstens kommt eine Reisegruppe ins Motel, und aus den aufgeregt durcheinander gellenden Stimmen der Touristen erfahren Dorian und der Leser, daß ihr Autobus zwei Meilen vor Witchcraft eine Panne hatte und daß man, weil die Dunkelheit hereingebrochen sei und man nicht im Freien nächtigen wollte, zu Fuß auf die Lichter zugegangen sei. Und nun bereut es niemand, in Witchcraft zu sein.
Achtung: Information für den Autor, die er aber erst gegen Ende des Romans an den Leser weitergeben darf, um die Spannung nicht zu töten. Diese Touristen haben Dorian das Leben gerettet. Er sollte gerade "zubereitet" werden, da näherten sich völlig unerwartet die Touristen. Sie sind den Kannibalen als Bereicherung des Speisezettels natürlich mehr als willkommen. Sie wären aber kopfscheu geworden, wenn sie zufällig den gargekochten Dorian Hunter gesehen hätten. Deshalb verschonte man ihn vorerst. Vorerst nur so viel dazu.
Das zweite Ereignis, das Dorian ablenkt: Er entdeckt im Festsaal wieder den O.I. Trevor Sullivan. Als er jedoch hinstürzt, kann er ihn wieder nicht entdecken. Dorian sucht auch im Freien nach ihm, doch findet er ihn nicht.
Von nun an auch aus der Perspektive der einzelnen Mitglieder der Reisegruppe erzählen. Andeuten, aber nicht genau aussagen, daß jedem von ihnen etwas anderes an dem niedlichen Dorf Witchcraft gefällt. Das kann auch widersprüchlich sein - sollte es sogar, um die Atmosphäre des Unheimlichen unterschwellig für den Leser entstehen zu lassen.
Der eine, ein alter Lüstling, sieht nur die knusperigen Mädels. Eine alte Matrone glaubt sich plötzlich zu erinnern, daß Witchcraft ein beliebter Wallfahrtsort ist. Ein Koch hat gehört, daß es in Witchcraft eine Spezialität gibt, von der unbedingt das Rezept haben möchte. Ich führe hier absichtlich keine Namen an, um dem Autor für solche Zwischenepisoden völlig freie Hand zu lassen. Aber einige Anregungen möchte ich ihm schon geben, die er in dem Sinne, Gruselatmosphäre zu schaffen, selbständig ausbauen soll.
Blenden wir wieder zum DK um. Der möchte wissen, wo Eva ist, die ihn hergebracht hat. Zuerst Staunen; welche Eva? Als Dorian aber nicht locker läßt, bekommt er eine vage Auskunft. Eva komme sicher her, der DK wird energischer, und man sagt ihm, daß sie in einem Haus, die Straße etwas weiter unten wohne. Man finde das Haus sofort.
Dorian macht sich auf den Weg. Von außen wirkt das Motel so still, wie verlassen. Die Garagen liegen in völliger Dunkelheit. Irgendwie erreicht er das Haus, obwohl die Dorfbewohner, denen er begegnet, ihm den Weg nicht weisem können. Einer sagt sogar, dabei die Augen rollend, mit geheimnisvoller Stimme, daß er, Dorian, besser die Finger von Eva lassen solle. Aber der DK macht weiter, nun ist ihm vieles nicht mehr ganz geheuer, und er findet das Haus, in dem Eva wohnt. Von außen ist es ein Prachtbau, durch das Fenster kann er nicht viel vom Innern erkennen - nur Eva, die wie meditierend dasitzt. Er will gerade ins Haus, als sich drei kläffende Bluthunde auf ihn stürzen. Ein Kampf entspinnt sich, bei dem Dorian aber seltsamerweise keine Verletzung davonträgt. Die Hunde jagen ihn aber in die Flucht.
Dorian beschließt, aus seinem Wagen eine Waffe zu holen.
Es ist die Spezialpistole, die Holzpflöcke und auch Silberkugeln verschießen kann. Er hat das Gefühl, daß er sie gebrauchen kann. Irgendjemand, vielleicht der Secret Service, möchte ihn nicht zu Eva vorlassen. Als er jedoch die Garage sucht, findet er sie nicht. Er ist überzeugt, daß das langegestreckte Gebäude mit den vielen Kipptoren hier gestanden hat - wo sich jetzt nur sumpfiges Gelände befindet.
Schlußbemerkungen:
Es sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Eva der eigentliche Dämon, eine Hexe, ist. Die glatzköpfigen Kannibalen sind nur ihre Opfer, die sie dazu gebracht hat, nach Menschenfleisch zu gieren - womöglich nur deshalb, um bei ihren Menschenschlachtfesten Gesellschaft zu haben.
Als sie Dorian gegen Romanschluß sagt, sie habe keine Macht über die Dämonen, ist das eine bewußte Lüge. Sie könnte vor dem DK ihre Maske fallen lassen, doch das tut sie nicht, weil sie mit ihm spielen möchte - wie eine Katze mit der Maus. Beachten, daß die Hexe, die ja Gedanken lesen kann, alles über Dorian wissen muß - auch, daß er der Dämonen-Killer ist. Als Dorian zu Evas Haus will, so läßt sie absichtlich irgendwelche Ungeheuer entstehen, um ihn zu verscheuchen, damit er sie nicht stören kann. Es steht dem Autor frei, weitere Hindernisse entstehen zu lassen.
Zu der von Eva erschaffenen Scheinwelt, in der sich ihre Opfer befinden, sei gesagt, daß diese nicht materiell ist. Deshalb können die Bluthunde bei ihrem Haus Dorian auch nichts anhaben. Ein berechtigter Einwand wäre, daß Dorian sofort jeden der Dorfbewohner als Trugbild erkennen müßte, wenn er ihn berühren will, jedoch durch ihn hindurchgreift. Diese immateriellen Trugbilder sind ja wirklich nicht stofflich, sie können auch nicht reden, sondern Eva erzeugt diese Illusion nur in ihren Opfern, so wie sie ihnen auch einsuggeriert, daß sie eine Berührung mit ihnen fühlen können. Die Illusion ist perfekt, solange Eva die Muße hat, sich meditierend darauf zu konzentrieren.
Was ihr Bildnis de Treppenhaus des Motels betrifft, so habe ich es nur ins Exposé aufgenommen, weil es sich auf dem Titel¬bild findet. Es ist aber nicht Evas wirkliches Abbild. Im Gegenteil, sie sieht in Wirklichkeit wie einer der spitzohrigen Glatzköpfe aus, und somit ist ihre Schönheit auch nur Illusion - was im Finale das Romans herauskommen sollte. Sie hat also ihre Kannibalen-Freunde nach sich geformt.
Das wär's.
Warum Bodo Baumann, den Roman nicht schrieb. Ich weiß es leider nicht. Da ich die DK-Exposés erst Ende der achtziger Jahre von Kurt Luif erhalten habe, und erst dann erfahren habe, daß Bodo Baumann alias John Willow eigentlich als Autor für DK Nr. 35 vorgesehen war, waren meine Fragen an Ernst Vlcek und Kurt Luif wegen dieser Sache nicht sehr erfolgreich. Die Autoren wurden von der DK-Redaktion in München ausgesucht. Kurt und Ernst hatten keinen Einfluß bei der Auswahl, wer als Autor eingesetzt wurde.
DAS DORF DER KANNIBALEN
DIE KANNIBALEN
Der Dämonenkiller 35
Schauplatz; Dorf in England (fiktiv)
Zeit: März (Gegenwart)
Autor: Baumann-Willow
Titelbild: (liegt als Dia vor - "MURIANA - 6 TE")
schlanker Mann in blauem, enganliegenden Mantel (sieht NOSFERATU ähnlich) kommt eine Holztreppen herunter; sein Schädel ist kahl, hat gelblichen Teint und Spitzohren; hat überdimensional große Pranken, die mit Krallen bewehrt sind.
Ach ja: große Glubschaugen mit durchdringendem Blick, Oberlippenbart geht in Kinnbart über, fletscht Zähne, deren obere Reihe aus langen, kreuz und quer stehenden Nagern besteht.
Keine Vampirzähne! Wir interpretieren, daß es die eines Kannibalen sind. Im Hintergrund an der Wand hängt Bildnis eines blonden Mädchens in einem weißen, bodenlangen Kleid.
Vorbemerkungen:
Mit Herrn Baumann dürfen wir einen neuen Autor in unserem Team begrüßen, der in der VAMPIR-Reihe unter dem Pseudonym John Willow ein bemerkenswertes Debut gefeiert hat. Um ihm den Einstand bei OK zu erleichtern, bekommt er ein Separatabenteuer zur Ausarbeitung, bei dem er sich nur auf die Charakterisierung der Person unseres Helden Dorian Hunter zu konzentrieren braucht.
Da dieses Exposé noch vor den Nummern 33 und 34 gemacht wird, in denen die Zamis-Saga abgeschlossen wird, sollte der Autor auf vorangegangene Geschehnisse nur eingehen, die im Handlungsteil des Exposés extra erwähnt sind.
Was die Person des Dorian Hunter betrifft, so ist dessen Charakterisierung aus den vorliegenden Bänden ersichtlich, und zum Teil aus den Exposés. Es sei aber noch einmal darauf hingewiesen, daß Dorian keine Unsterblichkeit mehr besitzt, daß er keine übernatürlichen Fähigkeiten hat - aber andererseits hat er ein Gespür für Dämonen entwickelt, was aber Irrtümer nicht ausschließt. Er ist im Besitz eines altägyptischen Amuletts, das aber bisher nur von Davenport-Luif in den Romanen erwähnt wurde und dortselbst zum Einsatz kam. Näher beschrieben wurde es nicht. Unser DK hat auch großes Wissen um die Magischen Künste, schwarze wie weiße, das ihm im Kampf gegen Dämonen sehr nützlich ist. Er trägt ständig irgendwelche Dämonenbanner mit sich herum, die aber kein solches Volumen haben, daß sich seine Taschen ausbeulen. Wenn er eine besondere Ausrüstung in einen Einsatz nimmt, kann man ihm ja auch ein Hebammtäschchen tragen lassen. Sein altägyptisches Amulett benützt er hauptsächlich dazu, um Besessene zu erkennen und Dämonen zu entlarven. Aber meistens sind Dämonen nicht so blöd, um nicht Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Noch ein Wort zu den Dämonen, die (nach Asmodis Tod weniger) in der Schwarzen Familie zusammengeschlossen sind. Die Dämonen können sehr individuell geschildert werden, diese Möglichkeit haben wir uns offengelassen. Viele von ihnen, ob nun Vampire, Werwölfe etc. haben sich aber unter die normalen Menschen gemischt, um unerkannt ihren abartigen Neigungen frönen zu können. Sie versuchen natürlich, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten, können gegen ihre widernatürlichen Triebe aber nicht an. Wenn aber zum Beispiel Vampire nicht auf Jagd sind, dann sieht man ihre charakteristischen Langzähne nicht; sie sind in der Regel auch nicht den Vollmond- oder anderen Zyklen unterworfen. Aber es kann auch Vollmondvampire geben, solche, die sich bei der Jagd in Fledermäuse verwandeln u. ä.
Anders verhält es sich da mit den Opfern der Vampire, also Menschen, die von ihnen gebissen und gesaugt wurden. Diese werden zu echten Untoten, die im Tageslicht zu Staub werden, kein Spiegelbild und keinen Schatten haben. Andererseits wirken Knoblauch, Kruzifix, Weihwasser und Eichenpfahl auch gegen die vampiristischen Dämonen.
Auf die in diesem Band vorkommenden Dämonen wird noch besonders eingegangen.
Situation:
In Band 27 wurde ausgesagt, daß der Observator Inquisitor Trevor Sullivan, kurz O.I. genannt, während einer Attacke der Dämonen-Drillinge lebensgefährlich verletzt wurde (bitte nachlesen!). Luif-Davenport wurde angewiesen, über die Verletzungen keine konkreten Aussagen zu machen, und daran soll sich auch der Autor dieses Bandes halten.
Weiter wurde dem Leser krümelweise beigebracht, daß die Existenz der Inquisitions-Abteilung (die uns als Autoren in dieser Form lästig wurde) von der Auflösung bedroht ist. Dies soll auch in diesem Band zur Aussage kommen, aber darüber hinaus, den Leser in Ungewißheit lassen. Der neue Autor soll damit noch nicht belastet werden, sondern sich voll und ganz auf die Story konzentrieren können, die, wie ich meine, einiges an guten Horror-Effekten hergibt.
Kommen wir nun, nach dieser langen aber erforderlichen Einleitung, zur Sache.
Anfangsepisode:
Ein Vertreter kommt mit einem Mädel, das er keine Meile von hier aufgelesen hat, nach Witchcraft. Er kennt das Dorf nicht, hat noch nie davon gehört, obwohl er viel im Land herumgekommen ist. Er sieht nette Menschen, lebenslustig, freundlich und gesellig, gepflegte Häuser. Und bei der Dorfeinfahrt steht ein Motel. Er wundert sich, daß er noch nie durch dieses Dorf gekommen ist. Seine Begleiterin, die von hier stammt, erklärt ihm, daß nicht jedermann nach Witchcraft kommen könne, nur besonders Auserwählte.
Das ist der erste Hinweis für den Leser, daß hier etwas nicht stimmen kann. Aber nur andeuten, nicht herausstreichen.
Der Leser soll im unklaren bleiben, was er wissen darf, das sagt ihm der Titel.
Unser ahnungsloser Vertreter, ebenfalls ein geselliger Typ, wird sofort von dem Trubel angesteckt. Außerdem glaubt er, daß das Mädchen Eva nicht abgeneigt ist, ein Schäferstündchen mit ihm zu verbringen. Sie ist ein teuflisch kokettes ging, und man weiß, wie man bei ihr dran ist, ohne vom Bett zu reden.
Eva sagt, sie fahre den Wagen schon in die Garage. Er solle schon voraus zur Rezeption gehen. Dort empfängt ihn eine freundliche Dame, im Festsaal spielt Musik, dort wird getanzt. Die nette Alte führt ihn über eine Holztreppe ins Obergeschoß. An einem Treppenabsatz bleibt er überrascht stehen, dort hängt an der Wand das Bildnis von Eva, die er im Auto mitgenommen hat. Er bekommt sein Zimmer zugewiesen. Die Koffer wird man ihm nachbringen. Nach einer Weile geht er wieder nach unten. Immer herrscht noch fröhliche Ausgelassenheit. Irgendwie erfährt er, daß Eva in der Sauna ist. Danach gelüstet auch unseren Vertreter. Er darf, warum auch nicht? Er macht sich auf den Weg zur Sauna, die im Motel untergebracht ist.
Diesen Weg (der ihn ja geradewegs in die Bratpfanne führt) bitte entsprechend gruselig ausschmücken. Grusel durch die Stimmung allein erzeugen, ohne Konkretes auszusagen! Plötzlich
ist unserem Vertreter, als sei das Fest abgebrochen und es herrsche Stille. Erwartungsvolle Stille. Er hat das Gefühl, als würden alle darauf warten, daß er in die Sauna geht. Er fühlt sich auch während des Auskleidens beobachtet, ohne jedoch jemanden zu sehen.
Dann geht er in die Saunakabine. Dort ist Eva. Doch in der plötzlich dampfenden Luft - eigentlich ein Anachronismus - ist sie ihm entschwunden. Es wird immer heißer - wie in einem Bratofen.
Bitte nur eine geschickte Andeutung machen, die den Leser zu der Annahme bringt, der Vertreter könnte gebraten werden. Dann abblenden.
Haupthandlung:
Gleich damit beginnen, wie Dorian mit Eva (dem Mädel aus der Anfangsepisode) im Wagen fährt und durch das Gespräch, oder die Gedanken des DK die Vorgeschichte kurz aufrollen.
Der Secret Service, das je seine Inquisitions-Abteilung finanzierte, hat alle Kontakte zu ihm abgebrochen. Man sagt Dorian nicht einmal, in welchem Hospital sich der O.I. Trevor Sullivan zur Behandlung befindet. Und dann wurde Dorian, der im Wagen durch die nördlichen Vororte Londons fuhr, von einem Mädchen angehalten: Eva. Sie sagte, sie hätte eine Botschaft von Trevor Sullivan. Sie sei Krankenschwester und betreue den O.I., der ihr aufgetragen hätte, ihm, dem DK, eine Botschaft zu überbringen. Sullivan brauche schnell seine Hilfe. Auf seine Frage, wo sich Sullivan aufhalte, sagt sie, der Secret Service habe ihn in Witchcraft untergebracht. Sullivan könne das Dorf nicht verlassen.
Dorian hat vorerst einen Grund, Mißtrauen zu schöpfen, und ich glaube nicht, daß ihn der Leser, der ja mehr weiß, deshalb für blöd halten wird.
Dorian braucht nicht lange zu fahren, um nach Witchcraft zu kommen. Als er sich jedoch den Weg hierher in Erinnerung zu rufen versucht, gelingt ihm das nicht. Bitte immer solche Andeutungen hineinstreuen, die den Leser neugierig machen.
In Witchcraft herrscht ausgelassenes Treiben. Als Dorian wissen will, was denn eigentlich gefeiert wird, bekommt er von Eva irgendeine nichtssagende Antwort. Entweder tausendjähriges Bestehen des Dorfes, oder was Ähnliches, deswegen man das große Festessen - bitte dies herausstreichen und immer wieder einstreuen - veranstaltet.
Dorian wird von Eva zum Motel geführt. Dort werde er Sullivan treffen, doch er, Dorian, müsse so tun, als sei er ein Tourist. Deshalb Eintragung ins Meldebuch - diesmal ist jedoch keine nette Alte hinter der Rezeption, sondern eine Schönheit von einem Mädel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Coco Zamis hat. Dorian ist sofort fasziniert. Eva fährt inzwischen den Wagen in die Garage (Wichtig!).
Dorian wird von der Schönen aufs Zimmer geführt. Beim Hinaufgehen glaubt er, im Festsaal unter den Feiernden auch den O.I. gesehen zu haben. Als er jedoch in den Festsaal stürzt, findet er ihn nicht. Er entschuldigt sich bei der Schönen damit, daß er glaubte, einen Bekannten gesehen zu haben. Sie lächelt wissend, bringt ihn aufs Zimmer, das ganz nach Dorians Geschmack eingerichtet ist - er weiß, hier wird er sich pudelwohl fühlen.
Er beschließt sofort, ein Bad zu nehmen. Steigt in die Wanne... das Wasser wird immer heißer, beginnt zu broddeln. Er springt raus, will aus dem Badezimmer, doch das ist versperrt. Fenster gibt es keines. Es wird immer heißer.
Er rechnet schon damit, hier gesotten und gebraten zu werden - ohne jedoch die Wahrheit zu vermuten.
Da geht endlich die Tür auf. Sie springt wie von Geisterhand geöffnet auf. Er kann aus der tödlichen Falle fliehen. In seinem Zimmer stellt er dann aber fest, daß seine sämtlichen Dämonenbanner verschwunden sind.
Wütet hastet er zur Rezeption hinunter - nicht ohne sich angezogen zu haben - sagt, was ihm beinahe widerfahren wäre und daß er bestohlen wurde. Die schöne Coco-Kopie kann ihn diesmal mit ihrem Charme nicht beruhigen, beschwört ihn, doch nicht so einen Krach zu schlagen, von wegen des guten Rufes des Motels.
Da passieren zwei Dinge gleichzeitig, die Dorian auf andere Gedanken bringen. Erstens kommt eine Reisegruppe ins Motel, und aus den aufgeregt durcheinander gellenden Stimmen der Touristen erfahren Dorian und der Leser, daß ihr Autobus zwei Meilen vor Witchcraft eine Panne hatte und daß man, weil die Dunkelheit hereingebrochen sei und man nicht im Freien nächtigen wollte, zu Fuß auf die Lichter zugegangen sei. Und nun bereut es niemand, in Witchcraft zu sein.
Achtung: Information für den Autor, die er aber erst gegen Ende des Romans an den Leser weitergeben darf, um die Spannung nicht zu töten. Diese Touristen haben Dorian das Leben gerettet. Er sollte gerade "zubereitet" werden, da näherten sich völlig unerwartet die Touristen. Sie sind den Kannibalen als Bereicherung des Speisezettels natürlich mehr als willkommen. Sie wären aber kopfscheu geworden, wenn sie zufällig den gargekochten Dorian Hunter gesehen hätten. Deshalb verschonte man ihn vorerst. Vorerst nur so viel dazu.
Das zweite Ereignis, das Dorian ablenkt: Er entdeckt im Festsaal wieder den O.I. Trevor Sullivan. Als er jedoch hinstürzt, kann er ihn wieder nicht entdecken. Dorian sucht auch im Freien nach ihm, doch findet er ihn nicht.
Von nun an auch aus der Perspektive der einzelnen Mitglieder der Reisegruppe erzählen. Andeuten, aber nicht genau aussagen, daß jedem von ihnen etwas anderes an dem niedlichen Dorf Witchcraft gefällt. Das kann auch widersprüchlich sein - sollte es sogar, um die Atmosphäre des Unheimlichen unterschwellig für den Leser entstehen zu lassen.
Der eine, ein alter Lüstling, sieht nur die knusperigen Mädels. Eine alte Matrone glaubt sich plötzlich zu erinnern, daß Witchcraft ein beliebter Wallfahrtsort ist. Ein Koch hat gehört, daß es in Witchcraft eine Spezialität gibt, von der unbedingt das Rezept haben möchte. Ich führe hier absichtlich keine Namen an, um dem Autor für solche Zwischenepisoden völlig freie Hand zu lassen. Aber einige Anregungen möchte ich ihm schon geben, die er in dem Sinne, Gruselatmosphäre zu schaffen, selbständig ausbauen soll.
Blenden wir wieder zum DK um. Der möchte wissen, wo Eva ist, die ihn hergebracht hat. Zuerst Staunen; welche Eva? Als Dorian aber nicht locker läßt, bekommt er eine vage Auskunft. Eva komme sicher her, der DK wird energischer, und man sagt ihm, daß sie in einem Haus, die Straße etwas weiter unten wohne. Man finde das Haus sofort.
Dorian macht sich auf den Weg. Von außen wirkt das Motel so still, wie verlassen. Die Garagen liegen in völliger Dunkelheit. Irgendwie erreicht er das Haus, obwohl die Dorfbewohner, denen er begegnet, ihm den Weg nicht weisem können. Einer sagt sogar, dabei die Augen rollend, mit geheimnisvoller Stimme, daß er, Dorian, besser die Finger von Eva lassen solle. Aber der DK macht weiter, nun ist ihm vieles nicht mehr ganz geheuer, und er findet das Haus, in dem Eva wohnt. Von außen ist es ein Prachtbau, durch das Fenster kann er nicht viel vom Innern erkennen - nur Eva, die wie meditierend dasitzt. Er will gerade ins Haus, als sich drei kläffende Bluthunde auf ihn stürzen. Ein Kampf entspinnt sich, bei dem Dorian aber seltsamerweise keine Verletzung davonträgt. Die Hunde jagen ihn aber in die Flucht.
Dorian beschließt, aus seinem Wagen eine Waffe zu holen.
Es ist die Spezialpistole, die Holzpflöcke und auch Silberkugeln verschießen kann. Er hat das Gefühl, daß er sie gebrauchen kann. Irgendjemand, vielleicht der Secret Service, möchte ihn nicht zu Eva vorlassen. Als er jedoch die Garage sucht, findet er sie nicht. Er ist überzeugt, daß das langegestreckte Gebäude mit den vielen Kipptoren hier gestanden hat - wo sich jetzt nur sumpfiges Gelände befindet.
Schlußbemerkungen:
Es sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Eva der eigentliche Dämon, eine Hexe, ist. Die glatzköpfigen Kannibalen sind nur ihre Opfer, die sie dazu gebracht hat, nach Menschenfleisch zu gieren - womöglich nur deshalb, um bei ihren Menschenschlachtfesten Gesellschaft zu haben.
Als sie Dorian gegen Romanschluß sagt, sie habe keine Macht über die Dämonen, ist das eine bewußte Lüge. Sie könnte vor dem DK ihre Maske fallen lassen, doch das tut sie nicht, weil sie mit ihm spielen möchte - wie eine Katze mit der Maus. Beachten, daß die Hexe, die ja Gedanken lesen kann, alles über Dorian wissen muß - auch, daß er der Dämonen-Killer ist. Als Dorian zu Evas Haus will, so läßt sie absichtlich irgendwelche Ungeheuer entstehen, um ihn zu verscheuchen, damit er sie nicht stören kann. Es steht dem Autor frei, weitere Hindernisse entstehen zu lassen.
Zu der von Eva erschaffenen Scheinwelt, in der sich ihre Opfer befinden, sei gesagt, daß diese nicht materiell ist. Deshalb können die Bluthunde bei ihrem Haus Dorian auch nichts anhaben. Ein berechtigter Einwand wäre, daß Dorian sofort jeden der Dorfbewohner als Trugbild erkennen müßte, wenn er ihn berühren will, jedoch durch ihn hindurchgreift. Diese immateriellen Trugbilder sind ja wirklich nicht stofflich, sie können auch nicht reden, sondern Eva erzeugt diese Illusion nur in ihren Opfern, so wie sie ihnen auch einsuggeriert, daß sie eine Berührung mit ihnen fühlen können. Die Illusion ist perfekt, solange Eva die Muße hat, sich meditierend darauf zu konzentrieren.
Was ihr Bildnis de Treppenhaus des Motels betrifft, so habe ich es nur ins Exposé aufgenommen, weil es sich auf dem Titel¬bild findet. Es ist aber nicht Evas wirkliches Abbild. Im Gegenteil, sie sieht in Wirklichkeit wie einer der spitzohrigen Glatzköpfe aus, und somit ist ihre Schönheit auch nur Illusion - was im Finale das Romans herauskommen sollte. Sie hat also ihre Kannibalen-Freunde nach sich geformt.
Das wär's.
Warum Bodo Baumann, den Roman nicht schrieb. Ich weiß es leider nicht. Da ich die DK-Exposés erst Ende der achtziger Jahre von Kurt Luif erhalten habe, und erst dann erfahren habe, daß Bodo Baumann alias John Willow eigentlich als Autor für DK Nr. 35 vorgesehen war, waren meine Fragen an Ernst Vlcek und Kurt Luif wegen dieser Sache nicht sehr erfolgreich. Die Autoren wurden von der DK-Redaktion in München ausgesucht. Kurt und Ernst hatten keinen Einfluß bei der Auswahl, wer als Autor eingesetzt wurde.
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Der Teufel von der Schönheitsfarm
von Neal Davenport
Das Thema Sullivan bleibt im Fokus der Serie. Dorian ist mit Coco in der Oper, um dort den Secret Service Agenten abzufangen, der momentan das Sagen hat. Victor Shapiro lässt die beiden aber eiskalt abblitzen und will auch nicht verraten, wo Sullivan sich gerade von seinen Verletzungen erholt. Lieber genießt er die Gesellschaft seiner Freunde, die alle für ihr Alter erstaunlich jung aussehen. Seltsam, aber das kann Dorian ja egal sein. Oder?
Vor der Jugendstilvilla trifft er auf Manuel Fuente. Der hat auf einer der Orkney-Inseln auf dem Gelände einer Schönheitsfarm gearbeitet. Soweit so gut. Allerdings wurde er dort unter dämonischem Bann gefangen gehalten und musste den Damen und Herren auch in unseriösen Belangen zu Diensten sein. Angeblich hat er dort Sullivan getroffen, der ihn um Hilfe gebeten hat, Dorian zu holen. Manuel konnte fliehen und da steht er jetzt und wartet auf die Antwort des Dämonenkillers. Die Idee hätte auch wunderbar zu meiner Version der Sullivan-Sache gepasst. Vielleicht sogar besser. Sullivan mag enorme Scheiße gebaut haben. Aber er wird von Dämonen gefangen gehalten und es ist einfach Dorians Job, Menschen in dieser Lage zu helfen. Entgegen seiner Wut auf den O.I. wäre er der Sache dann nachgegangen.
Manuels Zusammentreffen mit Sullivan und die anschließende Flucht sind nicht astrein erklärt. Er hört rein zufällig beim Putzdienst ein Stöhnen aus einem Zimmer und schaut neugierig nach Ebenso zufällig stand er zu diesem Zeitpunkt irgendwie noch nicht unter der Knute der Dämonen. Was für ein Glück! Und dass die Jagdhunde mit ihrem hervorragenden Geruchssinn ihn dann nicht auf dem Baum entdecken oder riechen ist auch irgendwie unlogisch. Davenport hat eben schnell etwas zusammen getippt, damit der Fall ins Rollen kommt. Die Idee dahinter ist ja gut und die Flucht ist schaurig geschrieben.
Obwohl die Sache wie letztes mal eine Falle sein könnte, untersuchen Coco und Dorian die Sache. Manuel nehmen sie auch mit. In einem Dorf vor der Insel treffen sie nur auf gealterte Menschen. Während die beiden Männer dann zur Insel überlegen, soll Coco als Rückendeckung zurück bleiben. Die Gruppe trennen, immer eine gute Idee. Schnell stellt sich heraus, was auch immer hier vor sich geht, es ist starke Magie. Dorians Dämonenbanner und sein Schutzamulett schmelzen einfach. Es sind solche ganz kleinen Einfälle, die ich mag und auch würdige.
Was ich auch zur Kenntnis nehme, aber definitiv nicht mag, sind diese Zufälle. Als Dorian und Manuel sich anschleichen, wer trifft da gerade jetzt mit seinen Freunden hier ein. Agent Shapiro. Sachen gibt es! Und es geht weiter, ausgerechnet jetzt kommt der nächste Ausreißer um die Ecke. Die Missgestaltete Figur kann die Jagdhunde abschütteln, dafür werden diese auf Dorian und Manuel aufmerksam. Ziemliches Pech, das war es mit einer heimlichen Aktion. Beide werden erstmal aufgegriffen und in das Gebäude gebracht.
Shapiro würde Dorian ja am liebsten direkt töten lassen. Leonhard Goddard, Leiter der Schönheitsfarm, sieht dafür keine Notwendigkeit. Er ist die Ruhe in Person, erklärt Dorian dass das hier ein Geheimprojekt unter dem Secret Service ist und der Dämonenkiller keine Handhabe hat. Er darf später sogar Sullivan sehen. Wir alle wissen, wie das ausgehen wird und dass Shapiros Idee besser gewesen wäre. Und obwohl es nicht gerade schlau, sondern einfach nur überheblich und selbstüberschätzend ist – dass Dorian kein Gefangener ist, sondern sich frei bewegen darf, ist eine interessante Abwechlung zum üblichen Gruselroman-Ablauf in solchen Fällen. Der arme Manuel ist leider wieder unter der Kontrolle der Gegenseite.
Auch der Verjüngungsprozess der Patienten entspricht meinem Geschmack. Keine „verrückter Wissenschaftler“-Operation in einem klinischen Raum. Davenport wählt die mystische Variante mit einer düsteren Zeremonie. Singsang, seltsame Flüssigkeiten zum Trinken und natürlich Sex. Das lebensspendende Mädchen ist schon von 20 auf 50 gealtert, jetzt kommt nochmal eine Schippe drauf und sie wird zu einer runzeligen alten Frau.
Da Dorian wie gesagt nicht eingesperrt ist, wird er natürlich zufällig auf die Prozession aufmerksam. Er kann das Ritual nicht verfolgen, sieht aber wie die „Mitarbeiter“ älter und die Patienten jünger werden. Da kann er sich seinen Teil denken. Der nächste Zufall, die Tür zu Goddards Büro steht offen und Dorian kann einen Streit zwischen ihm und seiner Frau mithören.
Nun nähert sich langsam das Ende der Geschichte und von Sullivan hat man noch nichts gesehen. Endlich ist es soweit. Der O.I. erkennt Dorian aber nicht. Dieser vermutet sofort einen Trick, das kann doch nicht Sullivan sein. Aber bis jetzt geht Goddards Plan auf. Dorian kann nur mit leeren Händen und zähneknirschend zurück auf's Festland gehen.
Shapiro muss ihn auf dem Rückweg aber hereinlegen. Dorian wird von dem geflohenen Scheusal vom Anfang der Geschichte gerettet. Man kann schon vermuten, wer dahinter steckt. Tatsächlich ist es Sullivan. Goddard hat seinen Geist in dieses Monster transformiert, um aus seinem freien Körper einen Doppelgänger zu machen. Der sollte sich das Vertrauen des Dämonenkiller-Teams erschleichen und sie dann alle niedermetzeln. Zum Glück kam es dazu nicht, das hätte mich nur aufgeregt. Nach all den – von den Autoren vergessenen – Ereignissen dürfte Dorian Sullivan ganz sicher nicht vertrauen. Shapiro stirbt bei der Aktion und ist keine Gefahr mehr.
Auf dem Festland schmiedet man gemeinsam einen Plan. Sullivan muss in seinen Körper zurück. Mein Dorian macht das eher widerwillig, weil der O.I. das nicht verdient hat, trotz seines Verrats. Bis jetzt kann ich mir die Sache im Kopf noch ganz gut zurechtreden und abändern. Wodurch ich wiederum die Handlung besser genießen kann.
Nur das Finale schwächelt. Die Lösung ist nicht ganz überzeugend. Sullivan wird auf die Insel zurück gebracht, wo er sich ergreifen lässt. Er wurde mit einer Wanze ausgestattet, damit Dorian mithören kann. Aber woher weiß er, dass Sullivan die ganze Zeit in Goddards Büro rumsteht? Und nicht irgendwo in einem abgesperrten Zimmer, damit er nicht wieder abhaut. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Nicht nur das, genau wie gebraucht findet ein weiterer Streit zwischen Goddard und seiner Frau statt. Hatte der tote Shapiro ein Verhältnis mit ihr? Das kann Dorian jetzt für sich nutzen. Davenport ist einer dieser Autoren, die mir zu schnell und bedenkenlos auf Heftromanzufälle zurück greifen und für eine gute Idee zu stark die Geschicke der Handlung lenken.
Auch Dorian begibt sich auf die Insel und lässt sich fangen. Mit seinem Wissen manipuliert er Goddard dazu, Shapiro wiederzuerwecken, um einen Beweis zu haben, ob seine Frau ihn betrogen hat. Und wie hilft das jetzt Sullivan?Eigentlich gar nicht. Der Autor greift erneut mit einer sinnlosen Aktion ein. Bei der Erweckung des Toten sind alle anderen Patienten mit im Raum. Keine Ahnung warum. Einen Zweck bei der Beschwörung haben sie nicht, sie liegen halt einfach da rum. Sollte ich da etwas falsch gelesen oder überlesen haben, kann man mich bitte berichtigen. Es ist nur wichtig, als Coco und die gealterten Opfer in den Raum schleichen und die Hexe einen Gegenzauber anstimmt. Die Verjüngung wird rückgängig gemacht, die Lebensenergie der anwesenden Patienten fließt auf die Alten zurück. Auch Sullivan kommt zurück in seinen Körper. Fall gelöst, ein kurzer Abschied, fertig.
Das war also der unvermeidliche Roman, der sich mit Sullivan beschäftigt. Und es ist hier ein echter Zufall, dass Davenport eine Handlung dazu schreibt, mit der ich verhältnismäßig gut zurecht komme. Mein „Kopf-Dorian“ hätte sich der Sache genau so angenommen wie der vergessliche Autoren-Dorian. Als man Sullivan dann gerettet hat gibt es kein freudiges Wiedersehen, Sullivan macht sich schnell wieder aus dem Staub.
Schönheitsfarm-Romane mag ich normalerweise nicht, weil es auf Wissenschaft hinaus läuft. Hier hat alles einen magischen Hintergrund. Wieder ein glücklicher Zufall, dass Davenport damit meine Präferenz trifft. Dazu größtenteils gute Ideen, interessant geschriebene Charaktere und mit Healey die richtige Prise Humor oder Makaberheit.
Bis hierhin hat mir Davenports Geschichte in diesem Band besser gefallen als die von Vlcek. Eigentlich ist das eindeutig anders herum. Einziger Kritikpunkt sind nur die Zufälle an den wichtigen Stellen. Zum Finale wird das besonders deutlich. Man braucht die verjüngten Patienten vor Ort, also werden sie ohne Grund hineingeschrieben. Da ist wieder der Davenport wie ich ihn kenne.
Insgesamt aber ein unterhaltsamer Roman mit einem weniger schlimmen Wiedersehen mit Sullivan als erwartet.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Es darf aber nicht vergessen werden, dass auch dieser Fall kein glückliches Ende findet, wie der Romanschluss zeigt:
"Ich frage mich, was aus den anderen werden wird, die schon früher Goddards Verjüngungskur bekommen haben."
"Sie werden irgendwann in den nächsten Wochen rasend schnell altern und sterben."
"Und die jungen Alten, denen wir nicht helfen konnten, bleiben körperlich alt und werden früher oder später an Altersschwäche sterben", sagte der Dämonenkiller. Schweigend fuhren sie weiter.
"Ich frage mich, was aus den anderen werden wird, die schon früher Goddards Verjüngungskur bekommen haben."
"Sie werden irgendwann in den nächsten Wochen rasend schnell altern und sterben."
"Und die jungen Alten, denen wir nicht helfen konnten, bleiben körperlich alt und werden früher oder später an Altersschwäche sterben", sagte der Dämonenkiller. Schweigend fuhren sie weiter.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Das Gleichgewicht Offline
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Ich gebe da dem Gleichgewicht recht, wenn er meint: Finde ich gerade gut!Original von Olivaro
"Und die jungen Alten, denen wir nicht helfen konnten, bleiben körperlich alt und werden früher oder später an Altersschwäche sterben", sagte der Dämonenkiller.
Wenn die ganze dekadente Menschheit mit ihrem "Reichtum" nichts anderes mehr im Sinn hat, als ewig jung zu bleiben, dann würde ich es vielen anderen auch gönnen, auf so eine Art und Weise mit der Vergänglichkeit konfrontiert zu werden!
Fakt ist: Wir alle müssen sterben! Die einen früher, die anderen später. Eine Horrorvorstellung für mich wäre, wenn es sich ein paar Superreiche, die womöglich ihren Reichtum auch noch auf dem Rücken der weniger Begüterten zusammengerafft haben, sich ein gesundes, überaus langes Leben kaufen können. Dann hätte das ganze Leben mit den uns eingetrichterten Moralvorstellungen – die nur dazu da sind, dass wir schön brav "unten" bleiben und nur ja keine Aufstände gegen die da oben starten – absolut wenig bis keinen Sinn mehr. Es passt schon so, dass alle nur eine relativ kurze Zeitspanne auf dieser Erde zur Verfügung haben. Es passt auch, dass die Superreichen es oftmals überaus schwer haben, von dieser Welt abzutreten – und nichts von ihrem vielen Geld mitnehmen können! Frei nach dem Spruch: Das letzte Hemd hat keine Taschen!
Das ist die einzige Gerechtigkeit, die es derzeit auf dieser Welt noch gibt!
Wie lange das noch so bleibt, steht nicht mehr so fest verankert in den Sternen wie früher oder noch vor ein paar Jahrzehnten. Da wird schon sehr, sehr fieberhaft daran gearbeitet, dieses Szenario zu verändern.
Deshalb finde ich es gut, dass Kurt Luif alias Neal Davenport seinen Finger in diese schwärende Wunde der heutigen Gesellschaft bereits in den 1970er-Jahren gelegt hat ...
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.