Langsam wird es für mich schwierig, den neuen Romanen bei Zaubermond die Stange zu halten und weiter zu lesen. Nicht daß die Romane schlecht wären (ich wünschte, dies wäre der fall), oder daß die Aufmachung oder das Format nicht passt, geschweige denn , daß man sie (ich meine diese Hardcovers) zu einem Schnäppchenpreis kriegt. Nein, alles nicht der Fall. __________________
Was mich stört, ist das Fehlen des Wesentlichen, und ich spreche hier nicht von Handlung, die ist (wenngleich auch recht dünn) durchaus vorhanden.
Das Wesentliche ist der Flair der Serie wie sie im Heftroman war, des Originals eben.
In diesem Roman begegnen wir nun abermals in kürzester Zeit wieder einem früheren Leben des Dorian Hunter (Wir erinnern uns: im vorletzten Band verabschiedeten wir uns von Leben, bzw. Daseinsform Nr. 10).
Wenn das in diesem Tempo so weitergeht, dürfte ja bald Schluß mit Wiedergeburt sein. Ist vieleicht auch so gewollt, kann man nicht sagen.
Waren die Vergangenheits abenteuer einstmals die Highlights der Serie, wirken sie mittlerweile merkwürdig gekünstelt und irgendwie nicht wirklich.
Stünde über den Vergangenheitsepisoden nicht jeweils explizit „Vergangenheit“ darüber, die Handlung könnte genausogut im Jetzt stattfinden. Man ist sich beim Lesen nicht gewahr, daß man sich in einer für uns eigentlich fremden Welt bewegt. Neal Davenport und Paul Wolf vermittelten die Atmosphäre des Vergangenen sehr eindringlich und überzeugend, vor allem mit ganz einfachen Tricks.
Begriffe aus der Gegenwart wurden durch altertümliche, als solche anmutend ersetzt. Ebenso passte man die Sprache dezent an. Vereinzelt wurden Details zur damaligen Mode oder den Gepflogenheiten eingeflochten, ebenso wie zeitgeschichtliche Fakten.
Dies findet sich in diesem Buch nicht, oder nur sehr ansatzweise wieder. Begriffe wie „Depressiv“, „Krepieren“, „Irre“ dürften im 18. Jahrhundert noch nicht zum Volksmund gehört haben.
Was mich beim lesen des Romans aber am allermeisten erstaunt ist: Coco liegt im Koma, Dorian fährt auf eine vage Andeutung des Olivaro auf eine abgelegene Insel, und kein Wort darüber, ob er sich vielleicht Sorgen macht oder einfach mal an sie denkt?
Der einzige der das tut ist Jeff Parker.
Schade drum, man hätte mehr daraus machen können.
P.S.: Bei mir auf dem Schutzumschlag sind als Autoren Logan Dee und Oliver Fröhlich angegeben...
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Estrangain, ich denke, das ist eine sehr gute Analyse des Dorian Hunter-Romans von Dir. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich nur davon ausgehen. Aber nachdem Du immer gute Analysen hier einstellst, wird es schon passen ... __________________
Ich denke, als Ernst Vlcek und Kurt Luif (alias Paul Wolf und Neal Davenport) für den Dämonenkiller schrieben, da hatten sie nicht nur das Geld im Auge, das sie dafür bekommen würden, sondern waren sicher auch mit echter Freude am Werk. Die waren sicher glücklich, eine solche Reihe schreiben zu dürfen und haben sich einfach mit vollem Herzblut ins Zeug gelegt. Kurt Luif hat Coco vermutlich so gestaltet, wie er sich seine Traumfrau gewünscht hat oder hatte und hat sie deshalb auch entsprechend "gepflegt" und auf keinen Fall vernachlässigt oder desinteressiert behandelt. Ist ja allgemein bekannt, dass seine Coco-Zamis-Romane zu den besten gehören, die mit der Hexe geschrieben wurden.
Ernst Vlcek war wiederum ein toller Exposé-Autor und wahrscheinlich ganz versessen darauf, den Lesern sein Wissen gerade über Vergangenheiten zu vermitteln bzw. haben sicher alle Autoren in diese Kerbe gehauen. Man muss dazu berücksichtigen, dass es kein Internet damals gab, wo man einfach mal ein wenig herumrecherchiert hat, sondern das war echte Knochenarbeit mit Bücher wälzen etc. Aber es muss ihnen echte Freude gemacht haben, sonst wäre so ein Ergebnis niemals zustande gekommen.
Heute sind die meisten Lohnschreiber höchstwahrscheinlich in erster Linie daran interessiert, Geld zu verdienen und sich nicht zu lange mit einer Story aufzuhalten, denn dann kommt bis zum Monatsende zu wenig aufs Konto. Es war sicher auch früher nicht leicht, mit Heftromanen wirklich Geld zu verdienen, heute würde ich meinen, ist es keineswegs besser geworden.
Wenn Du schreibst, dass Dir das Wesentliche in dem Roman fehlt, so würde ich sagen, es fehlt einfach das Herzblut an der Sache ...
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
Danke, Shady. Du bringst es auf den Punkt: es fehlt das Herzblut. Ich darf gar nicht daran denken was aus der serie hätte werden können, wäre sie nicht mit der Nr. 174 eingestellt worden. Earl Warren und W. K. Giesa hatten da wirklich einige sehr gute Ideen. Wie gesagt, es ist sehr schade drum.
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Ja, damals und 1981 und 1986 hatte der Pabel-Verlag einige äußerst krasse Fehlentscheidungen! __________________
Ich würde meinen, hätten die ihr Flaggschiff namens Perry Rhodan nicht am Laufen, es würde möglicherweise den Verlag auch nicht mehr geben ...
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Ob Ballard, Maddrax, Zamorra oder Sinclair. Es scheint wirklich bei jeder länger laufenden Serie der Fall zu sein. Die Altleser finden irgendwann, dass der Flair flöten geht. Es fällt wirklich auf und ich frage mich, ob das nicht ein natürliches Phänomen ist. __________________
Es wird auch nicht geschrieben, dass die Serie schlechter geworden ist. Nur schreibt man dann über Entscheidungen, die einem nicht gefallen oder subjektiv misslungene Figurenentwicklungen.
Und ich denke mir dann immer "na zum Glück", weil es bei mir genau anders herum ist. Ich finde die Hefte aus den Anfangszeigen immer schlimm.
Es ist die Nostalgie, schätze ich mal. Wenn ich von der guten alten Sinclairzeit träume dann sind das auch nicht die 80er, sondern die Hefte der 90er und 2000er, die ich als Junge gelesen habe.
Aktuelle Gruselfavoriten:
1. Isaac Kane
2. Dämonenkiller (Baphomet Zyklus)
3. John Sinclair
4. Die Musgrave-Romane im Gespenster-Krimi