Die Saat des Dämons
Die Handlung schließt direkt an die vorherige Geschichte an. Nach dem misslungenen Befreiungsversuch fliehen die Freaks tiefer in die Gewölbe der Burg und treffen dort auf Georg Zamis. Warum ist er auch vor Ort? Wollte er Coco mit einem besseren Plan selbst befreien, der durch das Eingreifen der Freaks vereitelt wurde? Jedenfalls ist er wütend darüber, dass die französischen Dämonen sich nun mit Coco aus dem Staub gemacht haben. Das könnte ein spannender Roman werden, aber meine Augen erblicken den Name des Autors. Uwe Voehl schrieb bisher immer meine Tiefpunkte der Serie.
Ein gutes Beispiel ist das Fahrzeug, in dem Coco nach Frankreich transportiert werden soll. Es vereint die zwei Sachen, die bei Voehl extrem ausgeprägt sind. Die unsichtbare Limousine lebt und spricht mit Coco. Und irgendwie sind verfluchte Kindergeister an das Gefährt gebunden, die dann irgendwas machen. Muss bei dem Autor keinen Grund haben, Hauptsache es wird verrücktes Zeug eingebaut. Später hat Coco Durst und wird durch einen Schlauch von dem Fahrzeug gefüttert. Dabei empfindet sie neben der Durstlöschung eine „lustvolle Befriedigung“. Wie sie dann erfährt war das nicht irgendeine Flüssigkeit, sondern Autosperma. Weiber finden den Geschmack von Sperma also total geil? Als würde das nicht reichen wird die Hexe noch von der Limo mit Tentakeln vergewaltigt. Menschen reichen inzwischen nicht mehr, deshalb geht man einen Schritt weiter. Lese ich hier einen abgedrehten Animeporno oder einen Gruselroman? Voehl nutzt jede kleinste Vorlage um sexuelle Anspielungen und Gedanken unterzubringen. Wichtig ist auch, dass Coco irgendwelche seelischen oder körperlichen Schmerzen erfährt. Inzwischen ist Achthon zum Beispiel auf die Größe eines Bernhardiners herangewachsen und zerreißt ihr beim „Wiedereintritt“ die Vagina. Aber sich dann darüber auslassen, dass Kinder heutzutage „blutrünstige Computerspiele“ spielen. Was wäre die Alternative? Sich beim Schreiben von perversen Horrorgeschichten einen schubbern? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor eine persönliche Freude an seiner Tätigkeit hat. Und sowas ist auch noch Hauptautor. Zwei Romane lang hatte ich Ruhe vor Voehl, die nächsten Bücher ist er leider immer dabei.
Immerhin schreibt er nur einen Brückenroman. Coco wird in dem Auto mit Zwischenstopps von A nach B kutschiert und Georg folgt ihr mit Zwischenstopps von A nach B. Nahe der Burg hat er zufällig einen paranormal begabten Jungen aufgelesen, der die Spur des unsichtbaren Wagens als Glitzerstaub ausmachen kann. Die Zwischenstopps sind für die Geschichte unwichtig. Da wird an einem Mc Donalds halt gemacht und es endet damit, dass das Gebäude abbrennt und die darin gefangenen Gäste elendig verbrennen. Oder Coco trifft auf den Schäferdämon Nocturno, der ihr den total wichtigen Tipp mitgibt, die Schwäche ihres Dämonenkindes zu finden, um ihn zu besiegen. Darauf wäre aber auch niemand gekommen. Dabei reißt er seinen Schafen Organe heraus, um zu verdeutlichen, dass jedes Wesen einen Schwachpunkt hat. Stimmt, wenn ich einem Schaf die Organe entferne stirbt es durch diesen „Schwachpunkt“. Damit hätte niemand gerechnet. Offenbar rutscht Voehl beim Schreiben das Blut vom Gehirn in andere Regionen.
Am Ende kann Coco fliehen, wird aber von Georg aufgefangen. Der bringt die Hexe zurück zu ihrem Peiniger, fühlt sich dabei aber jämmerlich. Georg ist ein Lichtblick des Romans. Man kann seine Handlungen nachvollziehen. Würde er Coco jetzt mitnehmen und man würde das herausfinden wäre Krieg vorprogrammiert. Es ist für mich schön zu lesen, dass er innerlich leidet und seiner Schwester helfen will. Aber er handelt nicht kopflos aus reinen Emotionen heraus.
Auch interessant sind die wenigen Passagen mit Toth. Der dämonische Schiedsrichter hat inzwischen genug Klagen gegen den Zamis-Clan erhalten, damit er aktiv werden kann. Andererseits steht Michael Zamis gegen Asmodis, der auch Toths Feind ist. Wenn er jetzt offiziell gegen die Hexensippe vorgeht stärkt das nur seinen Feind. Wenn er nichts tut wird Asmodis misstrauisch. Auf wessen Seite wird sich der nicht wirklich neutrale Schiedsrichter am Ende stellen?
Die eigentliche Geschichte im Coco wird hier nicht wirklich fortgeführt, da sie nur von einem Punkt zum anderen reist. Voehl nutzt die Seiten, um seine Fantasien auszuleben oder aber einfach professionell die vermeintliche Zielgruppe zu begeistern. Entweder Voehl ist pervers oder er hat ein armseliges Bild von den Lesern. Normalerweise gehe ich mit einem Autor nicht so hart ins Gericht, aber dieser hier regt mich enorm auf. Dark verheddert sich in wichtigen Details seiner eigenen Haupthandlungen, Morland verfängt sich in Nebenhandlungen statt tolle Hauptgeschichten zu schreiben, Logan Dee übertreibt es mit dem Trash und vernachlässigt Logik. Das stört mich, aber bei keinem von den Herren habe ich bisher eine persönliche Abneigung entwickelt wie bei Voehl. Dennoch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Er müsste einfach mal realisieren, dass er seinem Ruf und vor allem der Serie keinen Gefallen tut. Der Wegfall dieses Sadismusmülls würde seine Texte wahnsinnig aufwerten. Oder ich bin übersensibel und zu penibel. Bei all den Leuten auf verschiedensten Plattformen, mit denen ich mich über die Serie ausgetauscht habe, war aber nie ein Voehl-Fan dabei.
(3 von 10 Freaks), ohne Georg und Skarabäus Toth hätte es noch weniger Punkte gegeben.
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