Bei Blackwood fällt es mir schwer, Material nicht zu beachten, und wenn es dann noch den Weg nach Deutschland findet, ist es umso erfreulicher. In den Bänden der "Bibliothek des Hauses Usher" ist der Hang zur mystisch-esoterischen Schwärmerei nicht so ausgeprägt, aber bereits in den späten Suhrkamp-Ausgaben "Rächendes Feuer" und "Die gefiederte Seele" war man durchaus geneigt, diverse Textstellen einfach zu übergehen. Wie gesagt: Im Bereich der Spukgeschichte liege ich bereitwillig zu Blackwoods Füßen, aber seine weitschweifigen und zähen literarischen "Seelenwanderungen" schrecken mich eher ab.
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
...und weckt durch die Aufnahme in eine Reihe mit dem Titel "H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" ganz falsche Erwartungen, die der Roman in keiner Weise erfüllen kann.
In Deutsch liegt John Silence durchaus vor, allerdings scheint es unmöglich, diese sechs Erzählungen in einem Band zusammenzufassen. Apropos: Wir fassen also zusammen:
1. A Physical Invasion ("Griff nach der Seele" in: Besuch von Drüben, Insel/Suhrkamp)
2. Ancient Sorceries ("...à cause du sommeil et à cause des chats" in: Das leere Haus, Insel/Suhrkamp)
3. The Nemesis of Fire ("Rächendes Feuer" in: Rächendes Feuer, Suhrkamp)
4. Secret Worship ("Schwarze Riten" in: Seltsame Labyrinthe, Suhrkamp)
5. A Victim of Higher Space ("Ein Opfer der Vierten Dimenion" in: Der Tanz in den Tod, Suhrkamp)
6. The Camp of the Dog ("Der Hund im Camp" in: Aileen - Zwielicht Sonderband)
Meine liebste John-Silence-Geschichte ist Anicent Sorceries wegen der hypnotischen Kraft, die davon ausgeht und man sich selbst ertappt bei dem Wunsch, nach der Salbe zu greifen und mit den Hexen zu fliegen.
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ja, John Silence ist verstreut, so stimmt es. Manchmal sogar unfassbar, dass um Lovecraft jeder Fliegendreck kreist, während andere - und stilistisch bessere Autoren nur in einer Zweitverwertung auftauchen. Ich mag Lovecraft auch, natürlich - aber was da im Moment abgeht ist doch eher Augenwischerei, die einiges im Genre arg verzerrt.
Zitat: | |
|
__________________
"Rosebud" C.F.Kane
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Waldfee am 20.03.2017 17:45.
Wir folgen der Gedankenkette einfach weiter bis zu der Frage, warum Frank Festa einen so schwerverdaulichen Roman anbietet statt sich der in Deutschland bislang unveröffentlichen unheimlichen Erzählungen Blackwoods anzunehmen. Zwar nur meine persönliche Meinung, aber ich denke, dieses Material würde sich weitaus besser verkaufen als Der Zentaur.
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Hm, die Gedankengänge des Verlegers sind eben manchmal labyrinthisch.
Ein Beispiel ist die Veröffentlichung von Das Ding aus einer anderen Welt zusammen mit Parasite Deep . Passt überhaupt nicht zusammen...
__________________
https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/
Zitat: | |
|
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Man hat ja gottseidank die Wahl das Zeug zu kaufen oder es zu ignorieren.
Festa hat sich aber in den letzten Jahren immer mehr zu einer Art Gemischtwarenhandlung entwickelt.
Man findet Crime neben klassischem Horror, Extrem neben Fantasy, und in Kürze auch eine Dark Erotic-Reihe...
__________________
https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/
Zitat: | |
|
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ich geb´Dir da völlig recht.
Meins ist das auch nicht.
__________________
https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/
Der ganze Sektor ist wirklich runtergekommen. Dabei geht es beim echten Horror um existentielle Fragen, die unterhaltsam und stimmungsvoll dargestellt werden. Und nicht zuletzt um die Fantasie.
Ich stimme dir zu, Olivaro, dass die Gewaltexzesse nur das Unvermögen kaschieren sollen. es gibt keinen: ich wiederhole: keinen - nennenswerten Autor, der diesen heruntergekommenen Dreck schreibt.
Und ich bin nicht etwa zart besaitet. Ich mag meinen Horror durchaus mit Schmackes. Aber ich mag ihn von Künstlern und Könnern vorgetragen bekommen und nicht von pathologischen Idioten, die sich am liebsten in de Gaskammern von Auschwitz einen runterholen. Tut mir leid für die krasse Darstellung. Aber da werde ich wirklich verdammt wütend.
Zitat: | |
|
__________________
https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Estrangain am 21.03.2017 15:39.
Also ich finde auch bei diesem Thema sollte etwas mehr Toleranz herrschen.
In der Kunst, und dazu zähle ich auch das schreiben, hat es immer etwas gegeben was Menschen vor den Kopf gestoßen hat. Trotzdem fanden sich immer welchen die es mochten.
Wer kann sagen was in 25 Jahren über solche Bücher gesagt wird?
Es zwingt keiner einen das zu lesen
__________________
Ein Meister ist nicht derjenige, der etwas lehrt, sondern jemand, der seinen Sch�ler dazu anregt, sein Bestes zu geben, um ein Wissen zu entdecken, das er bereits in seiner Seele tr�gt.
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Naja @woodstock: Toleranz gegenüber Gewaltverherrlichung, Frauenfeindlichkeit und Rassismus unter dem Deckmantel der Kunst zu begreifen ist doch etwas gefährlich. Es geht hier nicht darum, ob etwas gefällt. Es ist eine Frage der Ethik. Ich glaube, im Nahen Osten finden manche das Steinigen von Menschen unterhaltsam. Meinen Mund deswegen halten? Nein. Gerade weil es uns allen heute so völlig am Hintern vorbei geht, haben wir die Welt, in der wir leben.
Wenn sich ein Verlag damit brüstet, dass sein neuestes Werk an Abartigkeit nicht zu überbieten ist, dass es von Händlern boykottiert wird, dann können wir nicht mehr von Toleranz oder Intoleranz sprechen, sondern dann müssen wir darüber reden und nicht so tun, als wäre das eben eine ganz normale Entwicklung.