"Es war die Nacht der langen Messer!" so beginnt der John Sinclair Roman 302 "Der Unhold" (April 1984). der Begriff bezeichnet zwar eigentlich "historische Geschehnisse, deren Charakter von bloßen politischen Affären bis hin zu Massenmorden reicht", und passt zunächst auch überhaupt nicht hierher. aber was für eine Eröffnung! was für ein erster Satz! großartig. es geht dann auch in der Tonart so weiter.
"Mandra hatte eine Botschaft bekommen. Im Traum war sie ihm eingegeben worden. Ein unbekannter Sprecher hatte ihm zugeflüstert, daß er den dritten Dolch in Neapel finden konnte. Versteckt in der Nähe des Meeres und von einem Monstrum bewacht." also schippert unser Trio mitten in der Nacht im Schlauchboot im Golf von Neapel, und werden dort von Schmugglern aufgegriffen, angeführt von Claudia "la Bandita". da kommt es schon zum ersten Angriff des titelgebenden Monsters, einer Mischung aus Fisch, Mensch und Werwolf, er holt sich aus der Bande ausgerechnet Claudias Bruder als Opfer. la Bandita führt John in die Slums von Neapel, zu ihrer Tante Rosa, einer Wahrsagerin. da taucht der Unhold auf, und stellt die Leiche von Claudias Bruder vor die Tür. John & Suko verfolgen ihn bis zum Friedhof, und stoßen auf das aufgebrochene Grab von Claudias Vater Ugo, dem Bruder von Rosa, in dem sie auch noch einen Geheimgang entdecken. Mandra bleibt währenddessen bei Rosa, sie soll ihm die Zukunft aus der Hand lesen. doch die entpuppt sich als Luzifers Handlangerin, sie hat einen der Dolche erhalten, und als Dank dafür ihren Bruder in ein Mordmonster verwandeln lassen, das ihr allein gehorcht. sie war es auch, die Mandra im Traum erschienen ist, um ihn herzulocken. es kommt zum Kampf, wobei Mandra, die zurückgekehrte Claudia und Rosa verletzt werden, letztere so schwer, dass sie stirbt und zur Hölle fährt. vorher plaudert sie noch aus, wo die restlichen vier Klingen zu finden sind. John und Suko haben derweil den Geheimgang durchwandert und landen ebenfalls wieder in Rosas Haus, wo John den Unhold mit seinem Kreuz erledigt. Mandra und Claudia überleben und kommen ins Krankenhaus.
eine rasante Geschichte, sehr spannend erzählt. Stück für Stück deckt Sir Jason die Zusammenhänge auf, wie in einem guten Krimi. dazu kommen noch die sehr atmosphärischen Schilderungen der napolitanischen Verhältnisse, ich kann mir die abgewohnten Häuser in den teils nur "handtuchbreiten" Gassen sehr lebhaft vorstellen. auch ein klassisches Friedhofsetting fehlt hier nicht. dass die teuflische Rosa den ausgefuchsten indischen Geisterjäger überrumpeln kann ist überraschend aber nachvollziehbar. und mit der Banditin Claudia hat der Autor eine vielschichtige Figur geschaffen, die mal toughe Clanchefin, mal Leid fühlende Tochter ist.
manches am Schreibstil hat mich wieder schmunzeln lassen, Stichwort Passivstil ("Die linke Gesichtshälfte bezeichnete ich als menschlich."). statt "das war der Hammer" bringt JD "das war ein Klopfer". der Begriff "Nacht der langen Messer" wird dann von Rosa noch zweimal strapaziert, und nimmt ihm so den Biss. immer wieder wird auch betont, dass der Unhold selbst Kinder meuchelt, das soll wohl besonders abstoßend klingen. die Geschichte hat mir ziemlich, aber nicht sehr gut gefallen, kriegt also 4 Punkte.
das Tibi ein echter Ballestar, der mich diesmal nicht umhaut, das Monster hat etwas gar zu Lächerliches an sich, sorry.
und für Feinspitze hier noch ein Musiktipp - aus Gründen ;-p https://youtu.be/sbJAaU2tB4U