Band 26: Der Dämonenmann
Es war eine drückend schwüle Nacht. Kein Lufthauch bauschte die Vorhänge vor dem offenen Fenster des Arbeitszimmers, in dem Jonathan Mallord mit sorgenvoller Miene an seinem Schreibtisch saß. Beim leisesten Geräusch zuckte der grauhaarige Mann zusammen. Mallord war nervös, sehr nervös sogar. Genauer gesagt, er hatte Angst um sein Leben! Schreckliche Angst. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ein mutiger Mann gewesen, dem niemand seine Achtung verweigern konnte. Nicht umsonst war er als konservativer Politiker sogar in einem Wahlkreis hoch angesehen, in dem seine Partei seit Jahrzehnten kaum noch einen Einfluß hatte. Dank seiner Persönlichkeit wurde er auch vom politischen Gegner geschätzt. Keine Auseinandersetzung hatte Jonathan Mallord gescheut. Er besaß ein hohes Maß an Zivilcourage. Doch nun war er nur mehr ein zitterndes Bündel Angst. Ein plötzliches Heulen und Fauchen ließ ihn mit einem unterdrückten Schrei hochfahren. Er wirbelte zu dem offenen Fenster herum. Die schweren Vorhänge standen wie Fahnen in dem unerwartet aufgesprungenen Wind, der orgelnd durch die alten Baume vor dem herrlichen Haus fuhr. Mit zwei raschen Schritten stand Jonathan Mallord am Fenster und blickte in den pechschwarzen Himmel. Es war Mitternacht. Nicht ein einziger Stern stand am Himmel, auch der Mond schien in dieser Nacht nicht. Statt dessen türmten sich drohende Gewitterwolken auf, aus denen es blitzte.
Verfasst von M.R. Richards (= Richard Wunderer)
Titelbild von Manuel Brea Rodriguez
Erschienen am 18.08.1975
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene