Der Gespenster-Krimi wird neu aufgelegt
http://www.presse-portraets.de/cgi-bin/search.cgi?cmd=vrs&db=ro&mh=50&nh=1&sb=1&so=ascend&hgruppe=16&ugruppe=41
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Immer wieder nach Ostfriesland
Auch beim GK 18 ("Bei Vollmond holt dich der Vampir") wurde der Text "überarbeitet", zumindest wenn man den Anfang vergleicht:
GK 5 (Alte Version):
In dem großen Zimmer herrschte eine unheimliche Stille. Zwei Kerzen, in schwarzen Holzständern, warfen ihr flackerndes Licht über die sechs Menschen. Wie helle Flecke leuchteten die Gesichter in der Dunkelheit. Die Menschen wagten kaum zu atmen. Die Stille lastete wie ein schwerer Druck auf ihnen. Samtvorhänge bedeckten die hohen Fenster. Die Luft war verbraucht und stickig. Die Menschen saßen um einen runden Tisch. Ihre Hände lagen auf der blanken Holzplatte. Ein Stuhl war frei. Dort würde der Meister sitzen. Der Meister und gleichzeitig das Oberhaupt der Familie. Draußen tobte der Sturm. Er heulte um das große Haus, verfing sich in Winkeln und Ecken und neigte die Trauerweiden im Garten fast bis auf den Boden. Schwere Wolken trieben über den Himmel. Mond und Sterne waren nicht zu sehen. Regenschleier legten sich über das Land. Dann durchdrang ein Blitz die Dunkelheit. Tosender Donner hallte Sekunden später. Danach wechselten Blitz und Donner schlagartig ab. Die Blitze erhellten die Nacht. Für Sekundenbruchteile waren das Haus und der daneben liegende Friedhof deutlich zu sehen, bis die Dunkelheit alles wieder verschluckte. Doch von dem Unwetter merkten die Menschen im Haus fast nichts. Sie waren zu sehr mit ihren Konzentrationsübungen beschäftigt. Sie zuckten nicht einmal zusammen, wenn ein Donnerschlag die Luft erzittern ließ. Knarrend öffnete sich die große Zimmertür.
GK 18 (Neue Version):
In dem großen Zimmer herrschte eine unheimliche Stille. Zwei Kerzen warfen ihr flackerndes Licht über die sechs Menschen, die kaum zu atmen wagten. Sie saßen um einen runden Tisch, ihre Hände lagen auf der blanken Holzplatte. Ein Stuhl war frei. Dort würde der Meister sitzen. Der Meister und gleichzeitig das Oberhaupt der Familie.
Draußen tobte der Sturm. Schwere Wolken trieben über den Himmel, Regenschleier legten sich über das Land, und Blitze durchdrangen immer wieder die Nacht, dicht gefolgt von krachendem Donner. Für Sekundenbruchteile waren das Haus und der daneben liegende Friedhof deutlich zu sehen, bis die Dunkelheit alles wieder verschluckte.
Und dann öffnete sich knarrend die große Zimmertür ...
Da wurde doch einiges weggekürzt, was ich etwas schade finde. Meiner Meinung nach geht da doch etwas an Atmosphäre verloren. Man scheint sich hier auf handlungsrelevante Textstellen zu konzentrieren, was dann auch zwangsläufig das Ganze oberflächlicher werden lässt.
Wiederum die Frage: Warum macht man sich diese Mühe einer völlig sinnlosen Kürzung anstatt den Originaltext 1:1 zu übernehmen? Geht es tatsächlich darum, ein oder zwei Seiten pro Heft einzusparen, und ist der Gespenster-Krimi wirtschaftlich wirklich so "Spitz auf Knopf" kalkuliert, dass er sich ständig am Abgrund (= Einstellung) bewegt? __________________
Ein solches Vorgehen ist mindestens merkwürdig zu nennen.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ja eben, aber außer einem wirtschaftlichen Aspekt gäbe es keinen Grund für diese Überarbeitung/Kürzung, die letztendlich auch wieder Ressourcen (Bearbeiter) verbraucht. Warum also macht der Verlag das?
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Meine erste Vermutung war, dass man so Platz schaffen wollte, um mehr Werbung unterzubringen. Doch überraschenderweise ist im alten Heft mehr Werbung enthalten als im neuen. Dafür ist im alten das Schriftbild kleiner.
Ich denke mal, dass die Bearbeitung den Zweck haben sollte, den Roman moderner und "knackiger" erscheinen zu lassen.
Leider leben wir in einer immer oberflächlicher werdenden Gesellschaft, die sich nicht mehr die Zeit für den Augenblick nimmt.
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Zitat:
Original von Horror-Harry
Ich denke mal, dass die Bearbeitung den Zweck haben sollte, den Roman moderner und "knackiger" erscheinen zu lassen.
Vermutlich. Leider geht dadurch ein gehöriges Maß an Atmosphäre verloren. Ein Jammer. Fast könnte man meinen, hier war jemand am Werk, der mit der Materie "Grusel" nichts am Hut hat.
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)
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Zitat:
Original von Wicket
Zitat:
Original von Horror-Harry
Ich denke mal, dass die Bearbeitung den Zweck haben sollte, den Roman moderner und "knackiger" erscheinen zu lassen.
Vermutlich. Leider geht dadurch ein gehöriges Maß an Atmosphäre verloren. Ein Jammer. Fast könnte man meinen, hier war jemand am Werk, der mit der Materie "Grusel" nichts am Hut hat.
Vielleicht der gleiche Rechtsanwalt, der bei der Pabel-Zweitauflage jegliches nur irgendwie entfernt nach Blut riechende Wort entfernen ließ?
Da nun das Wort Blut im Text praktisch nicht mehr vorkommt, wendet er sich somit neuen, knackigeren Varianten zu ...?
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
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Zitat:
Original von Horror-Harry
Meine erste Vermutung war, dass man so Platz schaffen wollte, um mehr Werbung unterzubringen. Doch überraschenderweise ist im alten Heft mehr Werbung enthalten als im neuen. Dafür ist im alten das Schriftbild kleiner.
Ich denke mal, dass die Bearbeitung den Zweck haben sollte, den Roman moderner und "knackiger" erscheinen zu lassen.
Leider leben wir in einer immer oberflächlicher werdenden Gesellschaft, die sich nicht mehr die Zeit für den Augenblick nimmt.
Horror-Harry, du sagst es genau!
Leider ist es wirklich so ...
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
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Zitat:
Original von Shadow
Zitat:
Original von Horror-Harry
Meine erste Vermutung war, dass man so Platz schaffen wollte, um mehr Werbung unterzubringen. Doch überraschenderweise ist im alten Heft mehr Werbung enthalten als im neuen. Dafür ist im alten das Schriftbild kleiner.
Ich denke mal, dass die Bearbeitung den Zweck haben sollte, den Roman moderner und "knackiger" erscheinen zu lassen.
Leider leben wir in einer immer oberflächlicher werdenden Gesellschaft, die sich nicht mehr die Zeit für den Augenblick nimmt.
Horror-Harry, du sagst es genau!
Leider ist es wirklich so ...
Ich frage mich hierbei jedoch ernsthaft, ob der Verlag seine Leser nicht vielleicht ein wenig unterschätzt. Ich denke schon, dass viele eine komplexe und atmosphärische Story mit entsprechend gestalteten dramaturgischen Stilmitteln zu schätzen wissen.
Das man da jetzt ausgerechnet Elemente streicht, die die Atmosphäre der Geschichte verstärken, leuchtet mir nicht ein.
Edit:
Nach nochmaligem Lesen der Originalpassage fällt mir auf, dass die Sätze schon arg kurz sind. Das bewirkt schon eine gewisse Hemmung des Leseflusses, zumindest bei mir. Bei der Bearbeitung wurde dann ein bißchen zusammengefasst aber auch viel gestrichen - das hätte unter dem Strich jedoch auch eleganter aussehen können.
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)
"Gespenster-Krimi 2.0 schafft sich ab"
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Als GK 22 erscheint:
Die Geistergräfin von Heidebrock
Geschrieben von Julia Conrad
Sie hatte geträumt, dass sie einen endlos langen, steingepflasterten Flur entlangging. Ausgestopfte Hirschköpfe mit blinden Glasaugen hingen an den Mauern, das Geweih so weit vorgestreckt, dass sie sich immer wieder darin zu verfangen fürchtete. Es war kalt, und doch rann ihr der Schweiß über die Wangen.
Eine fürchterliche Beklemmung hielt sie umfangen, als sie, gegen ihren Willen gezogen und geschoben, immer weiter vorwärts gedrängt wurde. Jeder Schritt brachte sie näher an eine Tür heran, die sich halb hinter einem schweren grünen Brokatvorhang verbarg. Aus einem waagrechten Schlitz knapp über dem Boden leuchtete ein schwaches, violettes Licht hervor, das sie magisch anzog.
Schließlich hatte sie die Tür erreicht. Von einem inneren Zwang getrieben kniete sie nieder und schob die Hand durch den Spalt. Und da fühlte sie, wie diese von einer anderen gepackt wurde! Eine eiskalte, knochige Klaue war es, mit langen, scharfen Nägeln!
Zuerst dachte ich, das wäre (bitte nicht) schon wieder ein Roman der "Schattenchronik".
Kann es sein, dass es sich dabei um einen "Frauengrusel"-Roman handelt, also "Gaslicht" oder so?
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Zitat:
Original von Horror-Harry
Kann es sein, dass es sich dabei um einen "Frauengrusel"-Roman handelt, also "Gaslicht" oder so?
Das war auch meine erste Regung, aber nach meinem bescheidenen Wissen ist der Roman in keiner mir bekannten Reihe erschienen, auch das Pseudonym ist mir unbekannt. Dem Titel nach dachte ich am ehesten an einen "Spuk-Roman", aber auch hier kein Treffer. Vielleicht nach "Geist" eine weitere Erstausgabe, schlimmstenfalls die Umbenennung eines bereits erschienenen Titels. Wobei bei Basteis "Spuk-Roman" immer ein übersinnlicher Hintergrund bestand, also könnte es dem Inhalt nach durchaus ein "Gespenster-Krimi" sein. Aber wie gesagt: eine unveröffentlichte Arbeit ist immer zu begrüßen. Wenngleich die "Blut-Lady des Dr. Satanas" einen merkwürdigen Kontrast zu einem weniger grausigen Romaninhalt bilden würde...
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Bei Julia Conrad könnte es sich um Barbara Büchner handeln: __________________
https://fantasyguide.de/conrad-julia-autorin.html
Branded and Exiled:
https://defms.blogspot.com/2023/10/michael-schmidt-branded-and-exiled.html
@Zwielicht:
Habe mal auf der von dir verlinkten Seite als Suchbegriff den Titel des Romans eingegeben und bin da auf eine Anthologie namens "Unter dunklen Schwingen" gestoßen. Eine Geschichte daraus ist diese hier:
Die zweite längere Novelle kommt von der Wiener Autorin Barbara Büchner. "Unter dunklen Schwingen zieht dich die Blutgräfin in ihren Bann" spielt nicht nur vom Titel her auf die reale historische „Blutgräfin“ Elisabeth Bathory an, sondern auch einige Charakterzüge und Vorlieben sind direkt übernommen worden. Julias Ehemann Jan will auf der Burg Heidebrock nahe der österreichischen-tschechischen Grenze seine neue Stelle als Bibliothekar antreten. Seine Frau glaubt zuerst nicht die Gerüchte über den Familienfluch auf der Burg, aber nachts wird sie von Abträumen heimgesucht und die ersten unheimlichen Zwischenfälle geschehen.
Das könnte vermutlich die Geschichte sein, die nun im GK veröffentlicht wird.
Das wäre also dann ein weiterer Beitrag aus einer Bionda-Anthologie, die 11 Erzählungen verschiedener Autoren auf 335 Seiten enthält.
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Zitat:
Original von Olivaro
Das wäre also dann ein weiterer Beitrag aus einer Bionda-Anthologie, die 11 Erzählungen verschiedener Autoren auf 335 Seiten enthält.
Da könnte ja dann noch einiges kommen:
http://ab.alisha-bionda.net/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=45&Itemid=69
Branded and Exiled:
https://defms.blogspot.com/2023/10/michael-schmidt-branded-and-exiled.html
Ja, die Gute war und ist noch immer recht eifrig zugange. Obwohl ich immer noch finde, dass Erstabdrucke irgendwie netter wären. Das wollte ich einfach mal erwähnt haben - schon wieder. __________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Als GK 23 erscheint wieder ein Nachdruck aus dem alten GK, damals erschienen als Band 127 unter dem Pseudonym Brian Elliot:
Earl Warren
Gespenster-Krimi Band 23
Das lebende Porträt
Massimo Bunavo betrachtete das Gemälde, das sein letztes sein sollte. Die Augen des hageren, ausgezehrten Mannes mit den roten Fieberflecken auf den Wangen funkelten irr und dämonisch. Ein abstoßendes Lächeln zuckte über sein Gesicht mit dem grauen Knebelbart.
„Dieses Bild übereigne ich der Adelsfamilie De Simone“, rief er. „Es soll mein Vermächtnis sein, mein Fluch, der aus dem Jenseits auf diese Elenden niederfährt. Furchtbar sollen die De Simones die Schuld büßen, die sie auf sich geladen haben.“
Das Bildnis war schlechthin vollendet, ein makabres Kunstwerk, wie vielleicht noch nie eines auf der Erde geschaffen worden war. Eine Atmosphäre des Grauens, der sich niemand entziehen konnte, ging von dem Bild aus ...
Mich freut's ja für Walter Appel, wenn er seine Werke noch mal verkaufen kann, aber auch dieser Roman wird bereits zum dritten Male aufgelegt. Es gibt Dutzende Gespenster-Krimis, die auch sehr gut sind und wenigstens eine zweite Auflage verdient haben, zumal sie nach all den Jahrzehnten kaum oder überhaupt nicht mehr greifbar sind. Und dass mehr als ein Viertel der bisher erschienenen Romane von einem einzelnen Autor stammen, zeigt nicht die Abwechslung und das Potential, die die erste Auflage des GK besitzt.
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene