Vier Studenten, drei Männer und eine Frau, begeben sich auf die Suche nach dem legendären Goldschatz des Captain Crook, dessen Schiff im 17. Jahrhundert vor der Hebrideninsel Lewis in einem Sturm mitsamt seiner Ladung unterging. Eine Kiste voll mit Gold konnte er angeblich retten, die er irgendwo auf der Insel vergrub. Nicht retten konnte er seine Sklavinnen, die er von verschiedenen Weltgegenden geraubt hatte, um sie in England gewinnbringend zu verkaufen. Auf der Insel weiß inzwischen jeder, dass der Schatz verflucht ist, denn keiner, der ihn suchte, wurde je wieder gesehen. Aber das kümmert Bill O'Casey nicht, der als Erster angereist kam, um die Lage zu sondieren. Seine Freunde kommen zwei Tage später nach, aber sie finden Bill nicht mehr vor, wissen aber nicht, dass er bereits eine todbringende Begegnung mit den Schwestern der sieben Meere hatte, die sein Herz brauchen, um weiterleben zu können. Und seinen Freunden droht genau das gleiche Schicksal, denn die Geschichten der Inselbewohner sind nicht erfunden. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 11.08.2024 10:35.
Als die hebridische Polizei mit der Suche nach Bill nicht mehr weiterkommt, wird schließlich Inspektor John McAllister mit seiner Assistentin Sergeant Gaby O'Connors auf den Plan gerufen. Furchtlos begibt sich der Inspektor mit seinem weiblichen Sergeant in das Nebeltal, um die Studenten zu retten, so dies noch möglich ist. Doch dann sehen die beiden auf einmal ein grünes, herrliches Tal vor sich und hören – wie die Studenten – lautes Pochen eines Herzens: ta-bump-ta-bump-ta-bump ... Wer immer dieses Pochen hörte, kam nie wieder zurück, denn auf denjenigen wartete die Geisterkarosse von Tarbert ...
Meinung: Ein weiteres Gruselabenteuer aus der Feder Bob Fishers, der sich als Gruselautor der etwas softeren Schiene etablierte. Diesen speziellen Roman habe ich bereits in den 1970er-Jahren gelesen und fand ihn damals nur leicht gruselig, vor allem in der zweiten Hälfte. (Hat sicher auch damit zu tun, dass ich zuvor SGK Nr. 95 »Dr. Satanas, Totensauger von N.« gelesen habe, der doch ein weitaus schaurigeres Kaliber hergibt.) Denn die Beschreibungen um die Schicksale der vier Schatzsucher dauern genau die Hälfte des Romans. Danach tritt der Geisterjäger McAllister auf den Plan. Ist das Geschehen vor allem in Bezug auf Doria Calwin, die Freundin von Bill O'Casey, noch recht mystisch und teilweise unheimlich beschrieben sowie das Eindringen der drei männlichen Schatzsucher in das grüne Tal, wo sie den Schwestern der sieben Meere begegnen und eine Fahrt mit der Geisterkarosse absolvieren müssen, so ändert sich dies leider wieder durch den Part mit der »Ghost Squad«. Klar, denn als Leser weiß man ja, dass die Leute der »Geister-Schwadron« nicht wirklich zu Schaden kommen werden. Was aber mit den vier jungen Leuten geschieht, das steht auf einem anderen Blatt. Es ist eben leider wieder einmal so, dass ein ziemlicher Teil um McAllister wie Seitenschinderei wirkt, denn vieles davon wäre nicht nötig gewesen zu beschreiben. Andererseits wird so eben dargestellt, dass er nicht nur ein milde belächeltes Schattendasein bei New Scotland Yard führt, sondern sehr wohl auf erhebliche Ressourcen zugreifen darf und dies auch tut. Was mich dabei einfach stört, ist das seitenlange Mitlesen solcher Abläufe. Irgendwann nutzen sie sich eben ab, und die relativ kurze Zeit, die dann übrig bleibt, um den Nebelgeistern Mores zu lehren, ist für mich ärgerlich. Vor allem erscheint mir der Geister-Detektiv hier wieder einmal als der Über-drüber-Typ, der alles bereits im Voraus zu wissen scheint, den einfach nichts mehr überraschen kann. Das ging beispielsweise bei Larry Brent doch oftmals ganz anders vonstatten.
Natürlich bin ich inzwischen vier Jahrzehnte älter und gewiss auch abgeklärter geworden (ob auch weiser, das weiß ich nicht so genau ), sodass ich heutzutage den Roman ganz anders lese, aber ich versuche dennoch stets, die Romane im Feeling der damaligen Zeit zu lesen und zu beurteilen. In diesem Kontext sage ich, dass der hier besprochene Roman schon eine gewisse Gruselstimmung aufbaut, ich ihn aber eben für einen »Soft-Grusler« halte, jedoch im oberen Segment angesiedelt. Dies auch wegen der Auflösung des Falles, soll heißen, das Wie des Endes der Schwestern der sieben Meere. Es ist auf jeden Fall recht originell!
Was mich aber am meisten störte, war, dass etliche Leute nicht sprachen, sondern hauptsächlich knurrten. Als ob sie alle Hunde wären! Manche haben praktisch nie etwas gesagt, sondern immer nur geknurrt. Das ist doch voll daneben! Ich verstehe es nicht, warum das Wort »sagte« so verpönt war und auch heute noch zum Teil ist. Diejenigen, die nicht geknurrt haben, haben dann meistens gebrummt. So, als ob sie Bären wären. Das hätte einem möglichen Lektor schon auffallen müssen, aber auch dem Autor selbst.
Was mir wiederum gefallen hat, war das Lokalkolorit, das der Autor von der Insel Lewis sowie deren Bewohnern gezeichnet hat. Ich würde meinen, er war zumindest einmal dort. Andererseits kann man eine gebirgige, steinige Insel der schottischen Hebriden auch so beschreiben, denn viele deutschsprachige Romanheftleser der 1970er-Jahre waren gewiss niemals dort. Auch Soziales wird geschildert, geht er doch etwas auf die Lebens- und Arbeitssituation der Bevölkerung ein. Dadurch erhält der Roman ein zusätzliches Flair, das ihn aus so mancher Dutzendware heraushebt.
Fazit: Ein in der ersten Hälfte sehr gut lesbarer Roman, der mit etlichen interessanten Wendungen aufwartet. Vor allem die alte Frau, die Doria Calwin immer wieder erscheint, erzeugt eine recht unheimliche Stimmung. Leider flacht diese Gruselstimmung ab, als die »Ghost Squad« auftritt, aber wenn ein Leser nicht unbedingt den harten Grusler erwartet, dann kann ihn dieser Roman doch vergnügliche Lesestunden bereiten.
Von mir gibt es 3 von 5 pochende Herzen
Das Titelbild stellt die Szene dar, als die beiden Freunde Tom und Harry in der Geisterkarosse ihrem tödlichen Schicksal entgegenfahren, gelenkt von einer der Schwestern der sieben Meere. Dieses Titelbild sowie der Titel selbst sind ein wenig irreführend, denn diese Karosse kommt nur ganz kurz im Roman vor. Möglicherweise war es so, dass dieses Titelbild bereits vorhanden war und sich der Autor etwas ausdenken musste, um es in seinen Roman einzufügen. Das ist ihm mehr oder weniger gut geglückt. Ansonsten ist dieses Bild recht gut gelungen, wie eben bei Lonati üblich.
Dafür gibt es 4 von 5 pochende Herzen
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
#Shadow
Sehr schöne Rezi, der ich mich gerne anschließe. Es braucht ja nicht immer Silberkugeln oder Amulette um einen Fall zu lösen.
Den Titel-Fake mit der Kutsche/Karosse hast du für mich nachvollziehbar erklärt. Es hätte dieser Kutsche nicht bedurft.
Dass mit dem Knurren störte mich auch, da mir der Roman als ebook vorliegt, habe ich einfach mal Graf Zahl gespielt.
34 mal knurren
17 mal brummen
13 mal krächzen
Aber alles toppt das Murmeln, insgesamt 39 mal!!!!
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Zitat:
Original von abnelgurk
#Shadow
Sehr schöne Rezi, der ich mich gerne anschließe. Es braucht ja nicht immer Silberkugeln oder Amulette um einen Fall zu lösen.
Den Titel-Fake mit der Kutsche/Karosse hast du für mich nachvollziehbar erklärt. Es hätte dieser Kutsche nicht bedurft.
Dass mit dem Knurren störte mich auch, da mir der Roman als ebook vorliegt, habe ich einfach mal Graf Zahl gespielt.
34 mal knurren
17 mal brummen
13 mal krächzen
Aber alles toppt das Murmeln, insgesamt 39 mal!!!!
Danke, abnelgurk!
Und ja, nach deiner Zählung fragt man sich noch mehr, warum die Leute in diesem Roman - aber auch in vielen, vielen anderen - einfach nicht sprechen, nichts sagen können.
Das Gleiche gilt für das Murmeln: Wer soll da den anderen verstehen, wenn der Sprecher oder die Sprecherin nicht mit vernünftiger Lautstärke etwas sagt?
Gelegentlich ja, aber nicht hauptsächlich, das ist dazu meine Meinung.
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
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Zitat:
Original von Myxin der Magier
Da wurde ich auf einem Seminar auch gewarnt. Der Dozent nannte es "Bestiarium der Sprache".
Hochachtung an den Dozenten!
Das ist eine tolle Aussage!
Und wo er recht hat, da hat er recht ...
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