Dämonenflucht __________________
Der Grusel-Star hetzte durch die Nacht. Er rannte mit raumgreifenden Schritten. Er keuchte. Er war ein Verstoßener, ein Gejagter, ein Desperado auf der Flucht. Er hatte siegen und sein Zeichen setzen wollen, das war nicht gelungen. Dabei hatte er alles so perfekt vorbereitet, doch nun war es vorbei. Vincent van Akkeren hatte seinen ersten Auftritt gehabt, und er hatte ihn verloren. Er konnte von Glück sagen, sein Leben und die Existenz gerettet zu haben, denn nicht Sinclair oder der Abbé Bloch hatten ihn gestoppt, sondern ein für ihn Fremder. Eine Person, die in bestimmten Grundzügen Ähnlichkeit mit ihm aufwies und trotzdem so verschieden war. Er war ein Mensch-Dämon. Er fühlte sich als die Reinkarnation des großen Baphomet, doch auch das hatte ihm nicht geholfen. Er war einfach in die Flucht geschlagen worden, und der Abbé lebte noch.
Erscheinungsdatum: 12.11.2001
Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Worum geht es im Roman, der problemlos als sechster Teil des vorangegangenen Mehrteilers hätte stehen können? __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Marvin Mondo am 29.08.2024 07:22.
Die Handlung knüpft nahtlos an das Ende des Fünfteilers an. Der vertriebene Vincent van Akkeren irrt durch Alet-les-Bains, wo er auf einem alten Friedhof Dracula II trifft. Beide klagen sich ihr Leid, dass sie Nora Thorn unterschätzt hätten, der Leser erfährt nochmals konkret, dass Mallmann van Akkeren aus der Hölle zurückholte. Van Akkeren macht seinem Gegenüber klar, dass er nur noch ein lockeres Bündnis und sich auf sich selbst konzentrieren wolle. Mallmann, der van Akkeren ohnehin nicht sonderlich ernst nimmt, zieht sich daraufhin zurück.
Im Kloster der Templer sprechen Sinclair, Abbe Bloch und Godwin de Salier über die Situation. Nach wie vor will Bloch, entgegen dem Unverständnis der beiden anderen, nicht weiter geschützt werden, trotz der Bedrohung durch van Akkeren. Zum 1000. Mal in den vergangenen drei Bänden muss uns erklärt werden, dass de Salier der Nachfolger Blochs sei. Nach der Unterredung will sich Sinclair eigentlich ausruhen, beschließt dann aber, nochmals nach dem Abbe zu sehen. Er steigt durch das zerstörte Fenster ein - und findet Kelly Trump alias Justine Cavallo bei Bloch vor. Diese hatte zuvor van Akkeren in einer Unterredung klar gemacht, dass sie Sinclair wolle, während er sich auf Bloch konzentrueren solle.
Zwischen Cavallo und Sinclair kommt es zu einem Kampf, in dem natürlich Darks Fixierungs-Inhalt wieder die Oberhand behält. Sinclair kann sich aber auf den Knochensessel retten und entkommt der Vampirin. Als die daraufhin Bloch aussaugen will, ist van Akkeren zur Stelle, erinnert Cavallo an ihre Absprache und verweist darauf, es gebe noch mehr Opfer im Kloster. Daraufhin zieht sich Cavallo tatsächlich zurück.
Die Templer halten ihre gefühlt 3.000 Besprechung ewig gleichen Inhalts ab, in der es um Inhalte geht, die schon in den vergangenen zwei Bänden erklärt und gewälzt wurden. Danach will de Salier nach Sinclair und, als er diesen nicht antrifft, nach Bloch sehen. In dessen Zimmer stellt er fest, dass van Akkeren den Abbe in die Mangel nehmen will. Der Templer geht dazwischen, als van Akkeren Bloch umbringen will, scheitert aber kläglich mit dem Versuch, van Akkeren mit einem geweihten Kreuz als auch Bleigeschossen ausschalten zu wollen.
Sinclair ist derweil durch den Knochensessel nach Avalon gelangt. Er trifft Nadine Berger, der er seine Situation schildert. Sie stellt ihm, dem aktuell weiter Waffenlosen, in Aussicht, den Dunklen Gral leihweise zurückerhalten zu können. Sie gibt ihm den Gral, mit dem Sinclair zurück ins Kloster beamt.
Justine Cavallo will sich die anderen Templer als Opfer holen, scheitert aber kläglich, weil die Templer die Treppen ins Obergeschoss sowie die Wände mit Weihwasser präparierten. Als sie dann auch noch beginnen, die Vampirin aktiv mit weiterem Weihwasser zu attackieren, flüchtet die Cavallo unverrichteter Dinge.
Van Akkeren hat unterdessen de Salier ausgeknockt und wendet sich wieder seinem Mordvorhaben zu. Das Ganze geht einher mit ewigem Selbstbeweihräuchern, dazwischen versucht Bloch noch, seinen Erzfeind mit dem Würfel des Heils zu attackieren, was fehlschlägt. Van Akkeren bricht Abbe Bloch das Genick und tötet ihn so. Sinclair kommt in etwa 30 Sekunden zu spät, erfasst die Situation nicht, kann van Akkeren aber letztlich mithilfe des Dunklen Grals vertreiben.
Während die Templer ihren ermordeten Ex-Anführer betrauern, schickt Sinclair den Gral via des Knochensessels zurück nach Avalon. Allen ist bewusst, dass mit van Akkeren weiterhin zu rechnen sein wird.
Bewertung: Der Sinn und Zweck dieses Kaugummi-Romans erscheint schwer verständlich. Es passiert nicht wirklich viel, was nicht auch im fünften Teil des Mehrteilers hätte erzählt werden können. Der Gastauftritt von Raniel und Clarissa Mignon war verzichtbar, dafür wäre problemlos die Avalon-Episode zu nehmen gewesen.
Das endlose Wiederholen bereits bekannter Inhalte (de Salier als Nachfolger, Templer-Beratungen, van Akkren ist ein Mensch-Dämon) ist ebenso nervig wie völlig sinnfrei. Auch bei Kelly Cavallo nichts Neues, ihr Mitwirken ist überflüssige Seitenschinderei (oder Ego-Pflege des Autors?) und bringt die Handlung nicht voran.
Völlig hanebüchen dagegen das Verhalten Abbe Blochs. Nicht einmal das zerstörte Fenster seines Zimmers wird gesichert, es kann jeder reinspazieren, der möchte. Ebenso das Ablehnen jeglicher Gesellschaft oder Bewachung - man könnte also sagen, er hat sein Ende mindestens billigend in kauf genommen wenn nicht sogar selbst verschuldet. Ein Schockerlebnis war das Geschehen dann auch nicht mehr, kam aber einen Band zu spät. Zu gefallen wusste dagegen der Gastauftritt Nadine Bergers, die Sinclair den Dunklen Gral allerdings allzu einfach mal so mit auf den Weg gibt.
Alles in allem ist die Geschichte völlig überflüssig - nicht vernichtend schlecht, aber auch nicht mehr als "mittel".
Unlogisches: Gibt wieder so ein paar Punkte, die typisch sind.
- Die ewigen Wiederholungen bekannter Inhalte waren bereits Thema.
- Ärgerlich: Im Dialog von van Akkeren und Mallmann reden sie von Nora Thorn, "eine Frau, die van Akkeren nicht kannte" (S. 6).
Dann aber auf Seite 8: ""Weil sie da war." - "Diese Nora Thorn." - Mallmann nickte.
Und auf S. 9 wiederum: "Wollte ich mich bei dir erkundigen, ob du die Person kennst, deren Blut so anders ist."
"Nein, ich kenne sie nicht. Sie muss neu sein,..."
Um Himmels Willen, kennt er sie jetzt oder nicht? Was ein Chaos!
- Ein anderes Beispiel ähnlicher Art im Dialog zwischen Kelly Cavallo und van Akkeren. Zunächst S. 20:
"Außerdem gehöre ich zu den Leuten, die eine Beute so leicht nicht aufgeben."
"Also Sinclair."
"Genau."
Da der Leser offensichtlich blöd ist, heißt es daher auf S.21:
"Du willst also Sinclair?" - "Genau das." => Um Gottes Willen, wer hätte es gedacht?
- Die Krone aufgesetzt wird dem Ganzen noch, wenn Dark wieder von der "blonden Sex-Bombe" (S. 20) schreiben kann und auf der Leserseite ein Bild von Dark und Kelly Trump abgedruckt ist. Na, dann ist doch alles fein in der Welt des Autors.
Talent is a flame. Genius is a fire...