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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Altlasten zu entsorgen begrüße ich bei einer überfüllten Serie wie PZ immer. Manfred lässt es hier etwas ruhiger angehen und kümmert sich in aller Ruhe und Sorgfalt um seinen Dylan Mc Mour. Im ersten Drittel des Abenteuers wird das Thema mit serienfremden Figuren aufgebaut. Sozusagen als sehr ausfüllender Prolog. Action gibt es erst am Ende dieses Kapitels, davor die bedrückende Geschichte einer krebskranken Frau und ihres Vaters. Viele Gedanken und Gefühle. Trauer und Zweifel an dem neuartigen Kryostase-Verfahren. Das hätte man auch auf zehn Seiten statt zwanzig abhandeln können, aber Manfred hat sich entschieden die Charaktere mit Leben zu füllen. Er wollte das eben nicht abhandeln, um schnell zu den eigentlichen Hauptfiguren zu kommen, sondern in ohne Eile als gleichwertigen Handlungsstrang erzählen. Das hat Vor- und Nachteile. Unbestritten ist es aber gut geschrieben. Wie bei Florians JS-Heften mag ich das im Zweifel lieber als wenn völlig übertrieben wird. __________________
Im gleichen Tempo geht es dann weiter. Ausführlich wird das beschauliche Szenenbild beschrieben, mit dem man im Chateau einsteigt. Zamorra und Nicole beim sommerlichen Frühstück im Garten. Bis Dylan mit seinem Problem hinzu kommt und seine Sicht auf die Ereignisse überprüft werden muss. Als es dann endlich nach Kanada geht ist Seite 40 knapp überschritten.
20 Seiten nur, für die eigentlichen Nachforschungen an Ort und Stelle. Und erstmal passiert nichts. Die beiden Männer tappen im Dunkeln, kommen nicht hinter den magischen Vorhang zum vermeintlichen Ursprung der Vorfälle. Da muss gleich zwei mal der Zufall helfen. Es ist mehr Glück als Unglück, das Zamorra bei dem Amuletttest ohnmächtig wird und deshalb von Dylan zur Erholung in einem nahen Motel abgeladen wird. Dort gibt es dann neben der ersten echten Actionpassage für unsere Helden auch Antworten. Man hat jetzt das nötige Wissen, aber noch immer nicht die Fähigkeit, die magische Barriere zu überwinden. Wieder ist es unheimliches Glück, dass zwei Frauen vorbei kommen, die im Gegensatz zu Zamorra und Dylan von der Gegenseite erwartet werden. Als ihre Begleitung kommt man endlich an den passenden Ort für ein seltsames Finale.
Ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser sehr klassischen Indianerfriedhof-Erklärung. Dazu noch diese Wurmwesen. Es scheint mir, dass der Autor bewusst einige der bekanntesten alten Gruselsettings in die Handlung verwoben hat.
Auch wenn Dylan meint, alle Antworten und Hintergründe erfasst zu haben, vieles bleibt unklar. Das gezielte Handeln der Geister. Wieso der Parasit einen so genialen Plan ausarbeiten und umsetzen konnte, wenn er doch nicht logisch denkt, sondern eher aus dunklen Emotionen besteht.
Am Ende hatte hat die Geschichte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nadja seit Jahren hoffnungslos verloren, ohne dass Dylan es wusste. Hätte er sich direkt an seinen Freund Zamorra und nicht an ein Unternehmen gewendet, es hätte alles anders kommen können. Eine falsche Entscheidung, mit dem er jetzt leben muss. Hoffentlich wird er jetzt nicht noch ein noch düsterer Charakter, als er eh schon ist.
Ein schöner Roman von Adrian. Eher in langsamen Erzähltempo, aber das trägt nur dazu bei, beim Leser die richtige Stimmung aufkommen zu lassen. Armer Dylan, arme andere Menschen die ihre Hoffnungen in CryoLife gesetzt haben. Es gibt auch niemandem, dem man die Schuld für all das geben kann. Die ursprünglichen Unternehmer wussten vermutlich nicht, wo sie ihren Firmensitz bauten und die Entität blieb nur ihrer düsteren Natur treu.
(7,5 von 10 Amuletten). Ein nettes kleines Abenteuer das (fast) perfekt umgesetzt wurde.
(Wer hat denn hier schonmal vorweg 5 Punkte vergeben? Würde mich auch von dir über einen kurzen Satz freuen)
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Altlasten zu entsorgen begrüße ich bei einer überfüllten Serie wie PZ immer. Manfred lässt es hier etwas ruhiger angehen und kümmert sich in aller Ruhe und Sorgfalt um seinen Dylan Mc Mour.
Also ein Entsorgen von Altlasten habe ich hier nicht gesehen. Dylan trauert immer noch um Nadja und die ist - wie alle anderen, welche vom Garten des Lebens gegessen haben - längst verrottet und selbst mit normaler Magie nicht mehr zu holen. Ungefähr die gleiche Situation, wie sie schon vor dem Roman bestand.
Ich sehe das eher als einen netten Einzelroman. Kann man sich streiten, ob so etwas bei PZ sein sollte, aber ich fand es schön. Besonders das Motel hat es ja in sich gehabt, obwohl der Schrecken wohl eher vom Kopfkino kommt, als von den relativ kurzen Beschreibungen.
Den langsamen Start fand ich zwar schön, das Tappen im Dunkel auch interessant, aber das Ende fand ich dann doch zu knapp.
Trotzdem ein netter Roman. Es gibt ein 7/10 von mir.
JS: 1.022 Tage hinter der aktuellen Handlung
PZ: 0 Tage hinter der aktuellen Handlung
Das das Thema Dylan und CryoLife dann doch nochmal für einen ganzen Roman herangezogen wird und sogar - scheinbar - endgültig beendet wurde, hätte ich so nicht erwartet. __________________
Auch nicht die thematische Auflösung, da hätte ich anderes erwartet. Fand aber das Thema verfluchter Indianerfriedhof dann irgendwie cool. Allerdings kam dann die Abhandlung des Ganzen auch für mich schnell und überraschend.
Ansonsten hat für mich alles gestimmt, Figuren, Setting, Handlung, sprachliche Beschreibungen ... alles top.
Daher 8/10 Amuletten