Die ersten drei Geister-Krimis erschienen numerisch tatsächlich in der Reihe "Kelter-Krimi", wo sie allerdings schon das Layout der eigenen Geister-Krimi-Reihe trugen. Somit gibt es die Nummern 212, 216 und 220 gleich zweimal im Geister-Krimi. Erst ab Band 4 wurde die Reihe dann eigenständig weitergeführt und auch entsprechend nummeriert. __________________
Deshalb trägt der Roman "Das blutige Zeichen der Hexe" die Nummer 216 der Reihe "Kelter-Krimi", obwohl es sich um Band 2 des "Geister-Krimi" handelt.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Der Beginn des Romans erinnert an das Szenario aus dem Edgar Wallace-Film "Der rote Kreis": Reiche Leute werden erpresst. Jemand, der sich das Blutige Zeichen nennt droht, wenn diese nicht zahlen, werden sie sterben, auf grausame Art. Doch während man in der deutschen Edgar Wallace-Produktion auf eine "gnädige" Pistolenkugel oder ähnliches vertraut hat, geht hier Richard Wunderer (alias Andrew Hathaway) einen Schritt weiter: Dem ersten Opfer fällt die Hand ab und ein weiteres Opfer verliert die Augen. Doch das ist für beide erst der Anfang eines schrecklichen Todes. Als ein Millionär, der ein Bekannter von Rick Masters ist, ebenfalls Drohbriefe erhält, rät ihm Masters zu zahlen, denn er weiß, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht verhindern kann, dass die Drohung an seinem Auftraggeber wahr gemacht wird. Masters beginnt zu recherchieren und nimmt den Kampf auf.
Anfangs irritiert das Krimi-Szenario etwas, schlägt aber relativ schnell in ein echtes Gruseltheater um. Wunderer scheut sich nicht, auch drastische Szenen vorzuführen. Die Handlung führt gradlinig zur Konfrontation mit der vermeintlichen Hexe. Außerdem hat der Autor keinerlei Skrupel ebenso Sympathieträger auf grausame Art sterben zu lassen und ihren Tod auch explizit vorzuführen. Die Darstellungen, die sich Wunderer erlaubt, liegen weit über dem, was in einem aktuellen Sinclair/Zamorra möglich wäre. Bei Wunderer kommen auch die mit den "weißen Hüten" beileibe nicht ungeschoren davon.
Der Roman ist nach dem ungewohnten Einstieg durchaus ansprechend und spannend, der Plot - selbst für diese Zeit, - ungewöhnlich. Störend empfindet man nur die zeitweise aufgesetzte, coole Art des Protagonisten, die aber dem damaligen Zeitgeist entspricht (man denke nur an Curtis und Moore in "Die Zwei"). In einem Gruselroman nagt das allerdings etwas an der Atmosphäre. Außerdem vermisst man etwas die Ahnung eines großen Überbaus, wie man sie zum Beispiel beim Dämonen-Killer erlebt. Trotzdem lesenswert.